Rente für alle - Schluss mit Pensionen: wie sinnvoll wäre das?

Debatte um Alterssicherung:Rente statt Pension für Beamte?

von Matthias Nick
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Arbeitsministerin Bas will Beamte in die Rentenversicherung einzahlen lassen. Dafür erntete sie viel Kritik. Würde es aus finanzieller Sicht überhaupt Sinn ergeben? Ein Überblick.

Rentner

Beamte, Selbständige, Angestellte: Berufsgruppen mit unterschiedlichen Rentenmodellen. Sollten sie alle in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, oder wäre das sogar teurer für den Staat?

29.09.2025 | 5:04 min

Die Rentenkasse steht vor dem Kollaps, immer weniger junge Einzahler, immer mehr ältere Bezieher. Aktuell stehen einem Altersrentner rund zwei Beitragszahler gegenüber. Anfang der 1960er Jahre kamen auf einen Altersrentner noch sechs aktiv versicherte Erwerbstätige. Da muss sich was tun. Doch was? Beamte rein in die gesetzliche Rentenversicherung?

Beamte in Rentenkasse: Sinnvoll oder nicht?

Der Paritätische Wohlfahrtsverband würde eine solche Überführung von Pensionsansprüchen hin zu Rentenansprüchen befürworten, es sei gar "eine Frage der finanziellen Vernunft und eine Frage der sozialen Gerechtigkeit", sagt Joachim Rock, der Hauptgeschäftsführer.

Die Rentenversicherung mit ihrem Umlagesystem ist eine sichere, soziale und gerechte Absicherung, wir wollen sie für alle Beschäftigten gleichermaßen.

Joachim Rock, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands

Das bleibt nicht unwidersprochen. Der Bundesvorsitzende des DBB Beamtenbund und Tarifunion, Volker Geyer, entgegnet:

Aus unserer Sicht ist das weder rechtlich möglich, noch ist es sinnvoll, weil es kein einziges Problem der Rentenversicherung löst.

Volker Geyer, Bundesvorsitzender des DBB Beamtenbund und Tarifunion

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Rente und Pension oft schwer vergleichbar

Angestellte und Beamte - ihre Alterssicherung ist grundlegend verschieden: Angestellte erhalten nach 45 Berufsjahren etwa 48 Prozent ihres durchschnittlichen Nettoverdienstes als Rente. Beamte bekommen eine Pension von etwa 70 Prozent des Nettoeinkommens der letzten drei Jahre.

Diese Zahlen alleine sind aber nur schwer vergleichbar, weil zum Beispiel die private Krankenversicherung der Beamten im Gegensatz zur gesetzlichen der Angestellten tendenziell im Alter immer teurer wird. Angestellte dürfen - anders als Beamte widerum - ihre Kinder in der Familienversicherung kostenfrei mitversichern.

Ökonom Stefan Kooths.

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Zudem erhalten viele Angestellte eine zusätzliche Betriebsrente. Außerdem werden Pensionen voll und Renten nur anteilig besteuert. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nachgerechnet:

Wenn von heute auf morgen Beamtinnen und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen würden, würden dadurch Kosten von 20 Milliarden Euro pro Jahr entstehen.

Ruth Maria Schüler, IW Köln

Die Mehrkosten bei einem solchen radikalen Systemwechsel entstünden vor allem dadurch, dass der Staat dann auch erstmals Arbeitgeberbeiträge zur Rentenversicherung der Beamten zahlen müsste.

IW: Beamte haben eine höhere Lebenserwartung

Auch wenn nur neue Beamte, Berufsanfänger in die Rentenversicherung integriert würden, sei dies ein Eigentor, sagt das Institut der deutschen Wirtschaft. Es würde das strukturelle Finanzierungsproblem der gesetzlichen Rentenversicherung nicht lösen, denn Beamte hätten eine höhere Lebenserwartung.

Im Vergleich zu Angestellten haben Beamtinnen und Beamte eine Lebenserwartung, die um zwei Jahre höher ist.

Ruth Maria Schüler, IW Köln

Beamte bekämen durchschnittlich zwei Jahre länger Rente als Angestellte. Fazit: ein teurer und rechtlich sehr schwieriger Vertragswechsel - vielleicht nicht der Königstransfer.

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