Oktopusse als Delikatesse:Streit um Kraken aus der Zuchtfarm
von Tom Schneider und Michael Nieberg
Oktopus ist beliebt - im Video auf Social Media, aber vor allem auf dem Teller. Deshalb überlegen spanische Firmen, große Zuchtfarmen zu bauen. Umweltschützer schlagen Alarm.
Der Oktopus gilt als Delikatesse - ob gegrillt, gekocht oder als Calamares. Doch die steigende Nachfrage hat Folgen: In mehreren Regionen Europas wird der intelligente Kopffüßer überfischt.
24.10.2025 | 43:05 minOktopusse: acht Arme, intelligent - und als Speise beliebt, vor allem rund ums Mittelmeer. Doch im Meer selbst gibt es immer weniger Oktopusse, klagen Fischer. In der EU gibt es keine Fangquoten. Regeln, wie viele Fallen auf dem Meeresgrund aufgestellt werden dürfen, werden oft missachtet. In Ländern wie Italien oder Griechenland zum Beispiel ziehen Behörden jedes Jahr Hunderttausende illegale Oktopusfallen aus dem Meer.
In den Ozeanen fühlt sich André Wiersig als Gast - Begegnungen mit Haien, Walen und Quallen gehören für ihn dazu. Als Meeresbotschafter der UN kämpft er gegen Plastikmüll und Überfischung.
13.04.2025 | 28:54 minProteste gegen geplante Oktopus-Farm auf Gran Canaria
Ein Projekt auf der Urlaubsinsel Gran Canaria will das ändern. Es wird kontrovers diskutiert und sorgt seit drei Jahren für Schlagzeilen: eine Aquakultur für Oktopusse. Sie soll als erste ihrer Art in der Inselhauptstadt Las Palmas gebaut werden. Darin: Dutzende Becken, in denen jedes Jahr bis zu eine Million Kraken großgezogen und geschlachtet werden sollen. Doch das Unterfangen in Spanien stockt. Umweltschützer protestieren.
Dr. Elena Lara ist eine von ihnen. Die Spanierin ist Tierschutzaktivistin bei der Organisation "Compassion in World Farming" und entschieden gegen die Farm. Sie demonstrierte bereits mehrfach vor dem spanischen Parlament. Als Meeresbiologin kennt sie die Natur des Oktopus:
Als Einzelgänger, die sich im Dunklen verstecken, leiden sie in hellen, kargen Becken mit Dutzenden ihrer Artgenossen unter hohem Stress.
Dr. Elena Lara, Meeresbiologin
Hannes Jaenicke trifft unter anderem Artenschützer in Griechenland, nachhaltige Fischer in Indonesien und Forscher, die von den beeindruckenden Fähigkeiten der Oktopusse erzählen.
16.09.2025 | 43:30 minNachzucht von Oktopussen in Gefangenschaft könnte schwierig werden
Zudem sei die Nachzucht in Gefangenschaft schwierig, sagt Lara. Das Unternehmen, ein Fischereikonzern im Norden Spaniens, verneint das klar. In ihrem Projektpapier steht allerdings, dass damit gerechnet wird, dass zwischen zehn und 15 Prozent aller Oktopusse in der Zucht sterben, bevor sie geschlachtet werden können.
Die Begriffe werden manchmal als Synonyme verwendet. Fakt ist: Kraken und Oktopusse sind tatsächlich dasselbe. Aber: Tintenfische sind eine Sammelbezeichnung für verschiedene wirbellose Meerestiere, darunter neben den Kraken etwa auch Kalmare und Sepien. Kalmare haben zehn Arme, Oktopusse immer nur acht.
Ein Grund könnte zum Beispiel Kannibalismus sein, wie Elena Lara berichtet. Oktopusse seien Fleischfresser, gleichzeitig keine sozialen Tieren. Sie leben normalerweise allein und würden - unter Stress und zusammengepfercht auf engem Raum - anfangen, sich gegenseitig zu essen.
Die Erwärmung der Ozeane scheint ein Phänomen auszulösen, das die Briten gerade umtreibt. Der Krabbenfang lohnt sich kaum - Oktopoden fressen ihnen die Beute weg.
20.06.2025 | 2:00 minSpanische Regierung hat Bedenken und stoppt Projekt
Im Sommer 2023 kam die Ernüchterung für die Investoren: Die Regierung der Kanaren stoppte das Projekt vorerst wegen Umweltbedenken. Es sei nicht sichergestellt, dass das Abwasser der Anlage nicht das Hafenbecken und das angrenzende Wasserschutzgebiet verschmutzen könnte.
Die Pläne für die Oktopusfarm liegen seitdem auf Eis. Dennoch strebt die Firma einen neuen Umweltbericht an, denn eigentlich soll die Produktion schon 2027 starten.
Oktopus-Farmen in Kalifornien und Washington verboten
Tierschutzbedenken gab es seitens der Regionalregierung keine. Das liegt auch an fehlenden Regeln für Oktopus-Aquakultur in Spanien und in der EU.
In den US-Bundesstaaten Washington und Kalifornien hingegen sind solche Farmen bereits seit 2024 verboten, in Hawaii gibt es entsprechende Gesetzesentwürfe. Auch die spanischen Umweltschützer wollen sicherstellen, dass das Projekt nicht weiter verfolgt wird und plädieren für ein Verbot von Oktopus-Farmen - erst in Spanien, am besten aber europaweit.
Zu den größten Gefahren für die Vielfalt unserer Meere zählt die Überfischung. Für einen besseren Schutz der Fischbestände will die EU in Zukunft Künstliche Intelligenz einsetzen.
05.12.2024 | 2:07 minNeue Zuchtstation für Oktopusse in Galizien
Allerdings: Die wachsende Nachfrage in Europa treibt inzwischen viele Unternehmen um. Auch das zweitgrößte spanische Fischereiunternehmen ist ein großer Player im Fang von Oktopus, betreibt aber auch konventionelle Fischfarmen. Anfang 2025 erhielt der Konzern die Genehmigung für eine Forschungszuchtstation in Galizien, die im Sommer in Betrieb genommen wurde.
Hier wollen die Forscher herausfinden, ob die millimetergroßen Larven der Oktopusse in Becken überhaupt aufgezogen werden können. Die Nachzucht in Gefangenschaft gilt als kompliziert. Im August startete der Betrieb, noch bleibt die Forschung aber unter Verschluss. Das Unternehmen bestreitet auf ZDF-Anfrage, dass es um Grundlagenforschung für eine Oktopus-Aquakultur geht. Man wolle die Oktopusse züchten, um sie auszuwildern und damit den Bestand im Meer aufzustocken. Eine eigene Oktopus-Farm sei nicht geplant, heißt es.
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