Pariser Museum mit Imageproblem:Der Louvre: Das Ende der Strahlkraft?
Der Louvre ist eines der Pariser Wahrzeichen. Er steht für Pracht und Strahlkraft. Doch der peinliche Diebstahl und der Streik in der Weihnachtszeit werfen Schatten auf das Museum.
Der Louvre in Paris hat 2025 vor allem Negativschlagzeilen gemacht. (Archivbild)
Quelle: epaDie Kronjuwelen sind weg, und das Bild des Lastenaufzugs der Diebe vor dem Louvre sorgte weltweit für Spott: Das Pariser Museum hat 2025 ein Jahr voller Pleiten und Pannen erlebt. Museumsdirektorin Laurence des Cars hatte schon kündigen wollen, doch Präsident Emmanuel Macron ließ sie nicht gehen.
Sie soll nun endlich die überfällige Renovierung des Louvres angehen. Macron stellt ihr zudem den bisherigen Leiter des Wiederaufbaus von Notre-Dame zur Seite. Notre-Dame und der Louvre - beide Institutionen sind für Macron Chefsache, weil sie für ihn die Größe und Strahlkraft Frankreichs symbolisieren.
Louvre-Einbrecher blamieren Museumsleitung
Es war kein Zufall, dass Macron seine Amtsübernahme 2017 im Hof des Louvres zelebriert hatte, den er minutenlang alleine zu den Klängen der Europahymne durchschritt. Seitdem ist Macron in der öffentlichen Meinung allerdings tief in den Keller gerutscht, und auch die Kulisse des Louvres taugt derzeit kaum für Inszenierungen des französischen Genies.
Peinlich war es für die Museumsleitung, als sich herausstellte, dass vier Kleinkriminelle mit Warnwesten und Trennschleifern an einem Sonntagvormittag im Oktober einen Teil der französischen Kronjuwelen entwenden konnten.
Ein Untersuchungsbericht zum Louvre-Raub bemängelt vor allem schlechte Kommunikation und mangelhafte Sicherheitstechnik. Am Ende fehlten den Sicherheitskräften wohl nur 30 Sekunden.
10.12.2025 | 0:35 minNoch peinlicher war es, als ein Dokument auftauchte, das genau diese Art eines möglichen Einbruchs beschrieb, samt Lastenaufzug - und dies schon 2018, drei Jahre, bevor die derzeitige Direktorin ihren Posten übernahm. "Dieses Audit habe ich nie erhalten", sagte Des Cars dazu. Sie führte an, dass es bei der Amtsübergabe ihres Vorgängers "einige Probleme mit der Weitergabe von Informationen" gegeben habe.
Der Bericht, den die Sicherheitsexperten des Juweliers Van Cleef & Arpels erstellt hatten, war auch nicht an die Gebäudeverwaltung weitergeleitet worden, wie sich später herausstellte. Die vier Kriminellen, die ihre Tat wie eine Filmszene geplant zu haben schienen, konnten festgenommen werden und sitzen in Untersuchungshaft. Die Schmuckstücke sind jedoch bist heute verschwunden. Vermutlich haben Hehler die Edelsteine herausgebrochen, und das Gold wurde längst eingeschmolzen.
Gut fünf Wochen nach dem spektakulären Juwelen-Diebstahl im Louvre wurden vier Tatverdächtige festgenommen.
27.11.2025 | 2:02 minDiebe setzen auf wertvolle Rohmaterialien
Nach Medienberichten waren in den gestohlenen Diademen, Ohrringen und Ketten rund 8.500 Diamanten und 200 Perlen verarbeitet. Experten beobachten schon seit längerem einen Trend, dass Museumsdiebe keine Kunstwerke mehr stehlen, die sich nur schwer weiterverkaufen lassen, sondern eher auf wertvolle Rohmaterialien setzen. Schon Vincenzo Peruggia, der 1911 die Mona Lisa aus dem Louvre gestohlen hatte, wurde überführt, als er vergeblich versuchte, das Gemälde zu verkaufen.
Offen ist weiterhin die Frage, ob es Auftraggeber für den spektakulären Diebstahl gab. Manche Experten schließen selbst eine ausländische Einflussnahme nicht aus. "Ein Diebstahl des kulturellen Erbes wäre auch eine schreckliche Art, Frankreich lächerlich zu machen", so zitierte die Kulturzeitschrift "Télérama" kürzlich einen ungenannten Pariser Museumskurator. Dabei war der spektakuläre Diebstahl nicht das einzige Ungemach für den Louvre im vergangenen Jahr. Erst vor wenigen Wochen wurde ein größerer Wasserschaden bekannt, bei dem 400 historische Dokumente beschädigt wurden.
Zu wenig Personal, veraltete und defekte Sicherheitssysteme. Während manche Museen privat finanziert und gesponsort werden, fehlen Gelder in staatlichen Museen. Die Kulturszene ist in Aufruhr.
03.11.2025 | 2:05 minNicht-Europäer müssen für Louvre-Eintritt tief in die Tasche greifen
Und die Gewerkschaften organisierten mitten im Weihnachtstourismus einen mehrtägigen Streik, um gegen Personal- und Mittelkürzungen zu protestieren. Der Louvre steht 2026 daher unter immensem Druck, diese Baustellen anzugehen.
Um die Einnahmen zu erhöhen, hat die Museumsleitung fix die Eintrittspreise für Nicht-Europäer drastisch erhöht. Wer kein Recht auf eine Ermäßigung hat, zahlt satte 32 Euro - während das British Museum in London noch immer kostenlosen Eintritt bietet.
Das Personal des Louvre wollte in einen unbefristeten Streik gegen die verschlechterten Arbeitsbedingungen in dem weltberühmten Museum und unzureichende finanzielle Mittel eintreten.
15.12.2025 | 2:06 minUnklar ist auch, was aus Macrons ehrgeizigem Vorhaben wird, dem Louvre einen neuen imposanten Eingang zu verschaffen - und damit selber das Pariser Stadtbild zu prägen, ähnlich wie seine Vorgänger François Mitterrand mit einer neuen Nationalbibliothek oder Jacques Chirac mit einem Museum für außereuropäische Kunst.
Für die Mona Lisa sollte nach Macrons Plänen ein neuer, unterirdischer Ausstellungsraum unter dem kleineren Innenhof des Louvre geschaffen werden. Möglicherweise wird ein Teil des Geldes nun allerdings in weniger glamouröse Vorhaben fließen - etwa Überwachungskameras, moderne Fenster und Vitrinen sowie zusätzliches Wachpersonal.
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