Raub und Renovierungsstau:Streik im Louvre: Pariser Museum in der Dauerkrise
von Lukas Nickel, Paris
Seit Monaten ist der Louvre wegen seiner Probleme im Blick der Öffentlichkeit. Heute streikt das Personal für bessere Arbeitsbedingungen. Was läuft schief im Pariser Museum?
Das Personal des Louvre will in einen unbefristeten Streik gegen die verschlechterten Arbeitsbedingungen in dem weltberühmten Museum und unzureichende finanzielle Mittel eintreten.
15.12.2025 | 2:06 minKurz nach zehn Uhr versammeln sich die Streikenden vor dem Eingang des Louvre mit ihren Gewerkschaftsfahnen in der Luft. Die Botschaft: Das Museum bleibt heute geschlossen. "Wir kennen die Missstände. Es gibt einen Moment, da kann man nicht einfach so weitermachen, wenn das Personal nicht gehört wird, das sich hier auskennt. Die Arbeitsbedingungen, das mangelnde Vertrauen. Es geht um eine Vielzahl von Problemen", erklärt Valérie Baud von der Gewerkschaft CFDT.
Dazu gehören auch die Sicherheitsbedingungen, mit denen die Angestellten im Louvre zu tun haben. Die Missstände, von denen die Gewerkschaften sprechen, gipfelten im Oktober im spektakulären Raub von Kronjuwelen aus dem Louvre im Wert von etwa 88 Millionen Euro. Ihnen wird eine große historische Bedeutung beigemessen. Die Täter waren am Morgen des 19. Oktober über einen mobilen Lastenaufzug durch ein Fenster des Museums eingedrungen und konnten so den wertvollen Schmuck erbeuten. Mittlerweile sind vier mutmaßliche Täter in Haft. Bisher ist jedoch nichts über die Drahtzieher und das Verbleiben der Beute bekannt.
Ein Untersuchungsbericht zum Louvre-Raub bemängelt vor allem schlechte Kommunikation und mangelhafte Sicherheitstechnik. Am Ende fehlten den Sicherheitskräften wohl nur 30 Sekunden.
10.12.2025 | 0:35 minDruck auf Museumsleitung ist groß
Seitdem ist der Druck auf die Museumsleitung groß, sich um die Sicherheitsprobleme zu kümmern. Erschwerend kommen die Ergebnisse eines von Kulturministerin Rachida Dati in Auftrag gegebenen Berichts hinzu, der nicht öffentlich ist, vergangene Woche aber bei der Kulturkommission des Senats diskutiert wurde. Aus der Sitzung gehen deutlich die verschiedenen Sicherheitsprobleme hervor, von fehlender Koordination bis hin zu veralteter Technik.
Nur 30 Sekunden mehr Zeit hätten gereicht, um die Täter zu schnappen, erklärt Senator Laurent Lafon, der Einsicht in den Bericht hat. So kam etwa die Alarmierung der Polizei zu spät, weil die Videokameras die Einbrecher zwar gezeigt haben, das Sicherheitspersonal aber nicht genug Bildschirme hat, um alle Kameras gleichzeitig zu überwachen. Auch etwas dickeres Glas hätte die benötigte Zeit für den Einbruch verlängern können. Hinzu kam, dass die Polizei zunächst zum falschen Ort geleitet wurde.
Das alles sei kein "zufälliges Scheitern", so Lafon. Vielmehr seien die aufgekommenen Probleme zurückzuführen "auf Entscheidungen, die nicht getroffen wurden, um die Sicherheit zu gewährleisten", so der Senator und spricht vom "Versagen des Museums und seiner Leitung". Die Sicherheitslücken, erklärt Lafon weiter, seien bei verschiedenen Überprüfungen aufgefallen. Doch die aktuelle Museumsleitung, heißt es später, habe darüber keine Kenntnis gehabt.
Nach dem Louvre-Diebstahl sollen Schmuckstücke in die französische Zentralbank verlegt worden sein. Bei dem Einbruch wurden Juwelen im Wert von 88 Millionen Euro entwendet.
25.10.2025 | 0:23 minLouvre trotz finanzieller Mittel vor "Investitionshürde"
Ein weiterer Kritikpunkt der Gewerkschaften: Ab Januar kommenden Jahres wird der Besuch des Museums für Nicht-Europäer teurer. Stolze 32 Euro soll der Eintritt kosten. Das sind zehn Euro mehr als der aktuelle Preis und eine Steigerung von 45 Prozent.
Damit sollen vor allem dringend notwendige Arbeiten und Renovationen finanziert werden, heißt es in Medienberichten. Und das, obwohl der Louvre im Gegensatz zu zahlreichen anderen Museen oder etwa Gedenkstätten in Frankreich eigentlich über viele Mittel verfügt. Der französische Rechnungshof kommt in einem Bericht im November zum Schluss: "Trotz reichlich vorhandener Ressourcen steht das Museum aufgrund fehlender Priorisierung seiner zahlreichen Projekte vor einer Investitionshürde, die es nicht finanzieren kann."
Drei Tage nach dem spektakulären Juwelenraub öffnet das Louvre in Paris wieder seine Türen. Der Tatort des Diebstahls, die Apollon-Galerie, bleibt jedoch vorerst geschlossen.
22.10.2025 | 0:20 minPreiserhöhung wird als diskriminierend kritisiert
Gewerkschaften haben die Preiserhöhung als diskriminierend kritisiert. Diese würde das Ende von zwei Jahrhunderten Universalismus im Louvre bedeuten, da so Kultur nicht mehr für alle gleich zugänglich sei.
Zudem sorgte ein Wasserschaden für Aufsehen, bei dem mehrere hundert Dokumente beschädigt worden sind. Vorrangig handele es sich dabei wohl um Ägyptologie-Zeitschriften und nicht um historische Dokumente, so die französische Nachrichtenagentur AFP. Die Abteilung für Ägyptologie habe sich zuvor vergeblich um eine Renovierung bemüht. Wie lange der Streik im Louvre noch weitergeht, ist offen.
Mehr Nachrichten aus Frankreich
Tunnel der Superlative:Mont-Cenis-Basistunnel: Mega-Bauprojekt in den Alpen
Julika Herzog, Parismit Video2:11Wanzenbisse während eines Horrorfilms:Bettwanzen-Alarm: Pariser Filminstitut schließt Kinosäle
Macrons Schüsselvorhaben:Frankreichs Parlament legt Rentenreform auf Eis
Sexpuppen-Skandal:Frankreich: Keine Sperre für Billig-Plattform Shein
mit Video1:21