Louvre: Was der Einbruch für Museen weltweit bedeutet

Interview

Experte nach Diebeszug in Pariser Museum:Was der Louvre-Einbruch für Museen weltweit bedeutet

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Nach dem Louvre-Einbruch in Paris sind die Täter weiter flüchtig. Und die Welt ist verwundert: Wie konnten sie so leicht in das Museum gelangen und wertvolle Kunstschätze stehlen?

Vier Personen, davon eine im weißen Schutzanzug, stehen nach dem Einbruch in den Louvre auf einem Balkon des Gebäude.

Nur sieben Minuten hat der Einbruch in den Louvre in Paris gedauert. Jetzt sind wertvolle Kunstschätze verschwunden. Warum hatten die Täter es so leicht? ZDFheute live ordnet ein.

20.10.2025 | 12:27 min

Nur sieben Minuten soll der ganze Einbruch in das weltberühmte Museum Louvre gedauert haben: Während der Öffnungszeiten des Museums stiegen die Diebe mit einer herangefahrenen Hebebühne in ein Fenster im ersten Stock ein. Danach flüchteten sie mit Motorrädern.

Auch in Deutschland kam es bereits zu ähnlichen Diebstählen. Wie steht es um die Sicherheit in Museen und was fangen die Täter eigentlich mit Diebesgut an, das sie wegen seiner Bekanntheit nicht mehr weiterverkaufen können? Darüber spricht ZDFheute live mit Gero Dimter, dem Vizepräsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Blick auf den leeren Innenhof des Louvre-Museums, das nach dem Juwelenraub vom Sonntag (19.10.2025) für einen Tag geschlossen bleibt.

Am Sonntagmorgen drangen vier Diebe in den Louvre ein und stahlen Schmuckstücke mit Wert in Millionenhöhe. Von den Tätern und ihrer Beute fehlt bisher jede Spur.

20.10.2025 | 1:41 min

Sehen Sie das Gespräch oben im Video oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Gero Dimter zu...

… zu Grenzen der Sicherheit

Angesichts des Vorfalls im Louvre wird nun auch wieder in Deutschland verstärkt über die Sicherheit in Museen diskutiert. Dabei befänden sich diese im "Spannungsfeld zwischen […] Sicherheit und […] Zugänglichkeit fürs Publikum", so Dimter:

Wir sind ja nicht Fort Knox, die das im Keller bewahren, sondern wir wollen es ja möglichst auch den Besucherinnen und Besuchern zeigen.

Gero Dimter, Vizepräsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Zudem stehe die Sicherheit "in Konkurrenz zur Programmarbeit der Museen". In Zeiten knapper Budgets und Mittel müsse hier immer abgewogen werden. Es werde "nie ein absolutes Sicherheitsgefühl" geben. Die Täter würden sich auf ihre Diebeszüge vorbereiten, weshalb die Museen ihre Sicherheitsstandards anpassen müssten.

Gleichzeitig werde in der Museumswelt verstärkt diskutiert, auch Replika zu zeigen. Dimter fordert außerdem, mehr Geld für die Sicherheit bereitzustellen:

Wir sehen das ja generell am Infrastrukturpaket, was geschnürt wurde, was für ein großer Rückstau auch bei baulichen Maßnahmen ist.

Gero Dimter, Vizepräsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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… zur Auswahl des Museumspersonals

Für Dimter ist die Auswahl des Museumspersonals von zentraler Bedeutung für die Sicherheit des Hauses. Ein Beispiel hierfür sei der Raub einer Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum im Jahr 2017.

Damals war ein Wachmann in den Vorfall verwickelt gewesen. Er wurde zu einer Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten verurteilt, weil er das Museum ausgekundschaftet hatte. Auch deshalb müssten Museen ein Auge darauf haben, wie vertrauenswürdig die Mitarbeiter sind.

Wir schauen natürlich genauer hin, lassen uns Zuverlässigkeitsnachweise geben und sprechen uns mit unseren Dienstleistern ab.

Gero Dimter, Vizepräsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Es stelle sich auch die Frage, ob Museen wieder mehr eigenes Personal beschäftigen sollten, statt mit externen Dienstleistern zusammenzuarbeiten, meint Dimter. Das habe allerdings Vor- und Nachteile - da sei die Situation je nach Museum sehr unterschiedlich.

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28.01.2025 | 2:06 min

Ein entscheidender Punkt liegt für Dimter außerdem im Umgang mit Informationen über das Haus und dessen Infrastruktur. Grundsätzlich seien Museen zwar "Häuser der Transparenz" - doch es gelte eben auch, das Ausspähen zu erschweren.

In bestimmten Dingen, gerade was Technik und Sicherheit angeht, müssen wir dann eben doch in gewisser Weise intransparent sein, um es Tätern so schwer wie möglich zu machen.

Gero Dimter, Vizepräsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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20.10.2025 | 3:27 min

… zum Diebesgut der jüngsten großen Überfälle

Bei Überfällen auf Museen haben es die Täter laut Dimter häufig gezielt auf Exponate mit hohem materiellem Wert abgesehen, "gerade in Richtung Edelmetall". Die Besonderheit: Diese einzigartigen Kunstwerke seien nicht wie geklaute Massenware auf dem Markt "veräußerbar".

Den Tätern gehe es daher oft darum, diese zu "verwerten" - beispielsweise, "indem man Diamanten rauslöst" oder "Gold einschmilzt". Dabei entstehe "der ganz schlimme Schaden", so Dimter. Denn der "ideelle Wert der Kulturgüter" werde unwiederbringlich zerstört.

Den Räubern gehe es oft um den materiellen Gegenwert der gestohlenen Güter - oft, aber nicht immer. Zuletzt seien auch Überfälle der organisierten Kriminalität zuzuordnen, sagt Dimter. Dabei gehe es vielmehr um eine "Mutprobe".

So spektakuläre Taten sollen im Bereich der organisierten Kriminalität dazu dienen, sich einen Namen zu machen und zu zeigen: Ich will dazugehören.

Gero Dimter, Vizepräsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Kulturschützer betrachteten diese Entwicklung mit Sorge, so Dimter.

Das Interview führte Alica Jung. Zusammengefasst hat es Jonas Kapp.

Quelle: ZDF

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