Bekanntgabe in Schweden:Literatur-Nobelpreis geht an László Krasznahorkai aus Ungarn
Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an den ungarischen Autoren László Krasznahorkai. Dies teilte die Königlich-Schwedische Akademie in Stockholm mit.
Die Königlich-Schwedische Akademie lobte den 71-jährigen Ungarn für seine "außergewöhnliche sprachliche Vitalität". Mehrere Werke des Autors wurden übersetzt und verfilmt.
09.10.2025 | 0:18 minDer Literaturnobelpreis 2025 geht an den Ungarn László Krasznahorkai. Das teilte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mit. Er ist der zweite ungarische Literaturnobelpreisträger.
Ausgezeichnet werde sein visionäres Werk, hieß es zur Begründung. Der Schriftsteller und Drehbuchautor wurde 1954 in Gyula geboren. Sein Debütroman "Satanstango" und viele weitere Werke wurden international ausgezeichnet und teils von Bela Tarr verfilmt.
Die Nobelpreise sollen diejenigen ehren, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben" - so verfügte es der Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) in seinem Testament.
Eingeläutet wird die alljährliche Nobelpreis-Saison mit der Bekanntgabe in der Preiskategorie Medizin. In den darauffolgenden Tagen werden die Preisträger für Physik, Chemie und Literatur geehrt, dann für den Friedensnobelpreis. Er ist der einzige, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben wird. In Stockholm folgt zum Abschluss der Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften. Er geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament Nobels zurück.
Die Auszeichnungen können an einen Einzelpreisträger oder bis zu drei Gewählte gleichzeitig gehen. Gerade in den Wissenschaftskategorien kommt es häufig vor, dass mehrere Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam geehrt werden, die zum Beispiel zum selben Themenfeld geforscht haben.
Jeder Preis ist mit umgerechnet knapp 970.000 Euro dotiert.
Apokalyptischer Stil, komplexe Sprache
Krasznahorkais Bücher sind bekannt für ihren düsteren, oft apokalyptischen Stil und ihre komplexe Sprache. Sie wurden in über 30 Sprachen übersetzt und behandeln häufig das Leben in Krisensituationen sowie grundlegende Fragen der menschlichen Existenz. Gerade "Satanstango", "Die Melancholie des Widerstands" und "Krieg und Krieg" haben einen großen Einfluss auf die europäische Gegenwartsliteratur ausgeübt.
Der 71-Jährige erhalte die Auszeichnung "für sein unwiderstehliches und visionäres Œuvre, das inmitten apokalyptischen Terrors die Macht der Kunst bekräftigt", sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe. Er sagte, dass er den Preisträger gerade telefonisch in Frankfurt erreicht habe.
Vergleich mit Franz Kafka
Krasznahorkai sei "ein großer epischer Schriftsteller" der in der mitteleuropäischen Tradition stehe, die sich von Franz Kafka bis Thomas Bernhard erstrecke "und durch das Absurde und groteske Übertreibungen gekennzeichnet ist", erklärten die Juroren.
In seinem Heimatland gilt er vielen als der bedeutendste ungarische Autor der Gegenwart. Eine große Leserschaft hat Laszlo Krasznahorkai auch in Deutschland, wo er mehrere Jahre lang lebte.
Preis wird am 10. Dezember überreicht
Der einzige ungarische Autor, der bisher mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, ist Imre Kertesz im Jahr 2002. Er erhielt die Auszeichnung für sein Gesamtwerk, insbesondere für seine Schilderungen der Erfahrungen eines Jungen im Holocaust, die tiefgreifende Einblicke in die menschliche Psyche unter extremen Umständen bieten.
Im vergangenen Jahr erhielt die südkoreanische Autorin Han Kang die renommierte Auszeichnung. Überreicht werden die Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). Dotiert sind die Auszeichnungen derzeit mit 11 Millionen Schwedischen Kronen, was ungefähr einer Million Euro entspricht.
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Seit 1901 wurden damit 118 Mal Nobelpreise für Literatur an insgesamt 122 Preisträger vergeben. Der erste Preisträger war 1901 der französische Dichter und Essayist Sully Prudhomme (1837-1907). Bisher 13 Mal wurden deutschsprachige Autoren ausgezeichnet, darunter Thomas Mann (1929), Heinrich Böll (1972), Günter Grass (1999), Herta Müller (2009) und zuletzt Peter Handke (2019).
- Medizin: Victor Ambros und Gary Ruvkun (beide USA)
- Physik: John Hopfield (USA) und Geoffrey Hinton (Großbritannien)
- Chemie: David Baker (USA), Demis Hassabis (Großbritannien) und John Jumper (USA)
- Wirtschaft: Daron Acemoglu (Türkei), Simon Johnson (Großbritannien) und James A. Robinson
- Literatur: Han Kang (Südkorea)
- Frieden: Nihon Hidankyo (Japan)
- Medizin: Katalin Karikó (Ungarn), Drew Weissmann (USA)
- Physik: Ferenc Krausz (Ungarn), Pierre Agostini und Anne L´Huillier (Frankreich)
- Chemie: Moungi Bawendi (Tunesien), Alexei Ekimov (Russland), Louis Brus (USA)
- Wirtschaft: Claudia Goldin (USA)
- Literatur: Jon Fosse (Norwegen)
- Frieden: Narges Mohammadi (Iran)
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