Carolabrücke in Dresden: Weiterer Abschnitt eingestürzt

Abrissarbeiten in Dresden:Carolabrücke: Weiterer Abschnitt eingestürzt

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An der Carolabrücke in Dresden bleibt die Lage angespannt: Am Abend hat der Teilabriss des eingestürzten Brückenteils begonnen. Am frühen Morgen ist nun ein Abschnitt eingebrochen.

Im Zuge von Abrissarbeiten ist ein weiterer Abschnitt der Carolabrücke in Dresden eingebrochen. Es handelt sich um den Brückenzug mit Straßenbahngleisen, der in der Nacht zum Mittwoch bereits teilweise in die Elbe gestürzt war, wie ein Polizeisprecher am Morgen mitteilte.

Ein weiterer Brückenzug mit Fahrspuren für Autos stehe dagegen noch. Die Brücke galt als extrem einsturzgefährdet. 

Überreste des Brückenzuges senken sich ab

Am Donnerstagmittag war noch mitgeteilt worden, dass der beschädigte Teil der Carolabrücke in Dresden komplett abgerissen werden soll. Es liefen vorbereitende Maßnahmen für einen kontrollierten Abriss, sagte Feuerwehrsprecher Michael Klahre.

Der sogenannte Brückenzug C, von dem in der Nacht zum Mittwoch ein 100 Meter langes Teilstück in die Elbe gestürzt war, sei akut einsturzgefährdet und könne nicht gehalten werden. Lasermessungen hätten ergeben, dass sich die Überreste dieses Brückenzuges langsam absenkten, so Klahre.

Abriss Carolabrücke

Die Abrissarbeiten an dem eingestürzten Teil der Carolabrücke in Dresden haben gestern Abend begonnen. Die Arbeiten sind dringlich, denn am Wochenende droht Hochwasser in der Elbe.

13.09.2024 | 2:30 min

Am Abend hatte das Technische Hilfswerk (THW) Straßenbahnschienen und Fernwärme-Rohre auf der Neustädter Seite der Brücke mit kleinen Sprengungen getrennt. Um den Brückenkopf auf dieser Elbseite war ein Sicherheitsbereich von 100 Metern eingerichtet worden. Darin befinden sich das Finanzministerium sowie einige Flügel der Staatskanzlei. Das Ministerium und die betroffenen Staatskanzleibereiche wurden geräumt.

Zeit drängt: Hochwasser vorhergesagt

Die Zeit für die Einsatzkräfte drängt: Ab Sonntag wird ein Hochwasser in der Elbe vorhergesagt, was die Gefahr laut Dresdner Feuerwehr noch einmal erheblich verschärfen würde.

Nach dem Einsturz eines Teils der Carolabrücke fahren die Schiffe der Weißen Flotte ab Freitag wieder durch das Dresdner Zentrum. Dann gelte ein neuer Fahrplan, der an die Situation auf der Elbe angepasst sei, das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Das Fahrgebiet ist demnach in zwei Teile getrennt:

  • Oberhalb Dresdens in Richtung Pillnitz und Sächsische Schweiz und unterhalb der Einsturzstelle Richtung Radebeul, Meißen und Diesbar-Seußlitz.
  • Ab den Anlegestellen nahe der Dresdner Albertbrücke geht es stromaufwärts mit der Schlösserfahrt nach Pillnitz oder mit einer Stadtfahrt bis zum Blauen Wunder.
  • Elbabwärts fahren die Schiffe ab dem Terrassenufer unterhalb der eingestürzten Brücke. Auch von dort aus gibt es eine Stadtfahrt und eine Samstag-Fahrt mit dem berühmten Canalettoblick.
  • Auf dem Fahrplan stehen auch Umlandfahrten bis in die Sächsische Schweiz und zur sächsischen Weinstraße.


Verantwortlich für das mögliche Hochwasser sind heftige erwartete Regenmengen in Tschechien. Laut Landeshochwasserzentrum sollen in Tschechien und Südpolen mit dem Iser- und dem Riesengebirge bis zum Montag 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter binnen 72 Stunden fallen. In den oberen Berglagen seien sogar 350 Liter möglich.

Auch in Ostsachen ist mit Dauerregen zu rechnen. Neben der Elbe sollen auch für die Lausitzer Neiße und die Spree Hochwasserwarnungen herausgegeben werden.

Einsturz in der Nacht zum Mittwoch

Die rund 400 Meter lange Brücke bestand aus insgesamt drei Brückenzügen, die durch sogenannte Querriegel miteinander verbunden sind.

In der Nacht zu Mittwoch war ein großer Teil des Brückenzuges C eingestürzt. Ein etwa 100 Meter langes Stück brach ein. Zu Schaden kam niemand. Die Polizei geht von einem Unglück aus.

Der Einsturz hätte noch schlimmer enden können: Nur 18 Minuten vor dem Teileinsturz hat die letzte Straßenbahn die Carolabrücke passiert. Die Straßenbahn sei um 2:50 Uhr über die Brücke gefahren, die Brücke sei um 3:08 eingestürzt, teilten die Verkehrsbetriebe mit.

Korrosion als Ursache für Brückeneinsturz?

Die Ermittlungen zur genauen Unglücksursache laufen noch, aber Holger Kalbe, Abteilungsleiter vom Straßen- und Tiefbauamt Dresden, äußerte zumindest eine Vermutung: Korrosion könnte verantwortlich sein - eine Folge von mangelhafter Wartung in der Vergangenheit.

Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt.

Holger Kalbe, Abteilungsleiter vom Straßen- und Tiefbauamt Dresden

An der Stelle, wo das Brückenteil einbrach, habe ein Mast der Verkehrsbetriebe gestanden. Es sei denkbar, "dass an der Stelle massiv die Chloride eingedrungen sind und dort im Inneren der Brücke zu einer Korrosion der Bewehrung geführt haben".

Carolabrücke teils frisch saniert

Der eingestürzte Brückenzug der Carolabrücke in Dresden sollte im nächsten Jahr saniert werden. Andere Teile der Brücke waren erst im März 2024 nach einer monatelangen Sanierung für den Verkehr freigegeben worden. Das schreibt die Stadt Dresden auf ihrer Internetseite.

Die Sanierung des mittleren Brückenzuges wurde mit dem Einbau der Geländer Anfang Juni 2024 vollständig abgeschlossen. Die Baukosten betrugen rund 4,1 Millionen Euro. Am dritten Brückenzug, dem östlichen, wurde die Sanierung bereits im Juni 2021 fertiggestellt.

Die Carolabrücke ist eine von vier innerstädtischen Brücken, die in Dresden die beiden Elbufer verbinden. Auf drei Brückenzügen verkehren Kraftfahrzeuge, Straßenbahnen, Fahrradfahrer und Fußgänger. Die gut 30 Meter breite und rund 400 Meter lange und Brücke ist damit eine der zentralen Verkehrsadern in der sächsischen Landeshauptstadt über den Fluss. Eingestürzt ist ein großer Teil des Brückenzuges C, auf dem die Straßenbahn fährt.

Der Vorgängerbau der Brücke wurde von 1892 bis 1895 errichtet und kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Einheiten der Waffen-SS gesprengt. 1952 wurden die letzten verbliebenen Bogenträger gesprengt.

Von 1967 bis 1971 wurde die Brücke neu errichtet. Bis 1991 war sie nach dem früheren Ministerpräsidenten und Dresdner Oberbürgermeister Rudolf Friedrichs (SED) benannt. Später erfolgte die Umbenennung in Carolabrücke, nach der Ehefrau des sächsischen Königs Albert, Carola von Wasa-Holstein-Gottorp.

Der östlichste Brückenzug der Carolabrücke wurde nach Angaben der Stadt Dresden von 2019 bis 2021 saniert, von 2022 bis Juni 2024 der mittlere Brückenteil. Der westliche, nun eingestürzte Teil der Brücke sollte von 2025 bis 2026 saniert werden.

Nach einer Verkehrszählung vom September 2023 fuhren täglich 27.100 Fahrzeuge über die Brücke, wie aus Unterlagen der Stadt hervorgeht. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass zu diesem Zeitpunkt wegen einer Sanierung ein Brückenzug gesperrt war. Im September 2022 waren 31.300 Fahrzeuge pro Tag gezählt worden. (Quelle: dpa, AFP)


Quelle: dpa, AFP
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