Jugendreport der DAK-Gesundheit:Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen auf Rekordhoch
Angst, Depressionen und Essstörungen nehmen laut DAK-Jugendreport stark zu. Besonders Mädchen stehen unter Druck, ihre Leiden werden oft chronisch. Fachleute fordern Prävention.
Die Folgen der Coronapandemie und anhaltende Krisen sorgen bei immer mehr Kindern und Jugendlichen dauerhaft für psychische Probleme. Das zeigen Zahlen der Krankenkasse DAK.
08.12.2025 | 0:25 minCorona-Pandemie, Klimakrise, Kriege, gesellschaftlicher Druck und Zukunftsängste - das alles belastet viele Kinder und Jugendliche. Betroffen sind vor allem Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren, wie der am Montag veröffentlichte Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit zeigt.
Im vergangenen Jahr waren demnach 66,5 von 1.000 bei der DAK versicherten Mädchen mit einer Angststörung in Behandlung, insbesondere mit sozialen Phobien und Panikstörungen. Hochgerechnet betraf das bundesweit rund 75.500 Teenagerinnen. Das waren 53 Prozent mehr als im Vorpandemiejahr 2019. Die Zahl der Mädchen, bei denen Angststörungen bereits chronisch waren, war sogar doppelt so hoch.
Die weltpolitische Lage bereitet vielen Menschen zunehmend Sorgen. Die eigene psychische Gesundheit zu stärken, ist in Krisenzeiten wichtiger denn je.
19.05.2025 | 1:43 minStarker Anstieg von Depressionen und Essstörungen
Auch die Fallzahlen von Depressionen und Essstörungen stiegen bei jungen Mädchen. So erhöhten sich die Behandlungszahlen der 15- bis 17-jährigen Mädchen mit Depressionen im Jahr 2024 im Vergleich zu 2019 um gut 27 Prozent, bei Essstörungen um etwa 38 Prozent.
Seit 2021 bewegen sich die Werte demnach nahezu unverändert auf einem Plateau. Im vergangenen Jahr waren hochgerechnet bundesweit rund 84.000 jugendliche Mädchen mit einer Depression und etwa 23.000 mit einer Essstörung in Behandlung, vor allem wegen Magersucht und Bulimie. Die Zahl der Teenagerinnen, die gleichzeitig an einer Angststörung und einer Depression litten, verdoppelte sich zwischen 2019 und 2024 nahezu.
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Soziale Medien belasten Mädchen mehr als Jungen
Der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité, Christoph Correll, sieht darin "das Erbe der Pandemie".
Wir sehen eine langfristige Verfestigung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen.
Christoph Correll, Berliner Charité
Fehlende soziale Kontakte aus der Pandemiezeit hätten vor allem bei Mädchen zu psychischen Problemen geführt. Auch seien sie anfälliger als Jungen für soziale Medien mit ihren Körperbildern, Glücks- und Zufriedenheitsidealen, die nicht erfüllt werden könnten.
Das erhöht das Stresslevel und kann die Ausprägung psychischer Erkrankungen fördern und vertiefen.
Christoph Correll, Berliner Charité
Kommt das Social Media-Verbot für Jugendliche? Eine Expertenkommission berät über die Risiken von TikTok und Instagram. Welche Konsequenzen zieht die Politik?
21.09.2025 | 4:06 minBundesweit 230.000 Kinder und Jugendliche von Angststörungen betroffen
Wie die Daten weiter zeigen, hatten 2024 insgesamt 22 von 1.000 DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 17 Jahren eine Angststörung. Das entspricht hochgerechnet bundesweit rund 230.000 Kindern und Jugendlichen. Seit 2021 bleiben die Zahlen in allen Altersgruppen auf einem konstant hohen Niveau.
Die leise Hoffnung auf einen Rückgang bei psychischen Erkrankungen ist nicht eingetreten. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht einen Teil dieser Generation verlieren.
Andreas Storm, DAK-Vorstandschef
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Kinderärzte fordern mehr Hilfe für Kinder im Alltag
"Die Ergebnisse sind besorgniserregend und decken sich mit unseren Erfahrungen in der Praxis", erklärt Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ). Es sei deshalb wichtig, dass es in Schulen, Kitas und Jugendzentren mehr Präventions- und Unterstützungsangebote gibt.
Die Unterstützung von Fachkräften wie Schulpsychologen oder Schulsozialarbeitern sei wichtig, sagt auch Quentin Gärtner, Mitorganisator der Kampagne "Uns geht’s gut" der Bundesschülerkonferenz.
Wir brauchen (...) Schulgebäude, in denen man sich tatsächlich wohlfühlen kann, und Unterricht, der Wohlbefinden als notwendige Voraussetzung für Leistung anerkennt.
Michael Hubmann, Präsident BVKJ
Immer mehr Jugendliche leiden unter psychischen Problemen. Die Bundesschülerkonferenz verlangt mit einem Zehn-Punkte-Plan mehr Engagement von Schulen und Politik.
30.10.2025 | 1:39 minFür die DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 800.000 bei der Kasse versicherten Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren.
Quelle: AFP
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