Update am Morgen:Audienz beim Zaren
von Peter Kunz
Guten Morgen,
heute wird der Zar wieder Hof halten. Wladimir Putins jährliche Pressekonferenz, bei der er den Untertanen und auch ausländischen Korrespondenten seine Sicht aller Dinge verkündet und die Entwicklungen im russischen Reich beschreibt. Stundenlang.
Putin und wie er die Welt sieht, meist mit Häme gegenüber dem Westen. Aber wir sollten nicht vergessen, dass der Herrscher in Moskau es auch zum Ende des vierten Kriegsjahres schafft, dass ihm außerhalb Russlands viele applaudieren. Nicht nur in Nordkorea, China, Iran. Auch Brasilien, Südafrika und die Slowakei gehören eher zum Fanlager als zu den Gegnern.
Jeder hat im Ukraine-Krieg seine eigene Brille auf. Auch wir Journalisten gehören - bei Anwendung aller journalistischen Standards von Faktentreue und Neutralität - doch am Ende zu einem der neuen globalen Lager. Pro Moskau oder pro Kiew: Im Minenfeld aus Informationskrieg und Desinformationskampagnen hindurchzufinden, ist nicht leicht.
Nach monatelangem Ringen einigten sich die EU-Staaten heute Nacht endlich auf einen Kompromiss zur Unterstützung der Ukraine. Wie Bundeskanzler Friedrich Merz nach dem EU-Gipfel in Brüssel erklärte, bekommt das von Russland angegriffene Land einen zinsfreien Kredit von 90 Milliarden Euro.
ZDF-Korrespondent Armin Coerper gehört für mich zu den Gesichtern, die mit klarer Analyse und Beschreibung verlässlich Orientierung bieten. Ich bin gespannt, wie er die Monologe Putins heute einordnen wird. Der Präsident wird es sich kaum nehmen lassen, die Ergebnisse des EU-Gipfels zu kommentieren und möglicherweise wieder alles aufzureißen, was in den letzten Tagen zwischen den Treffen in Berlin, Brüssel und mit dem Ausblick auf Miami ab morgen zusammengenäht wurde.
Viele Experten hatten die Kraft der frühen Sanktionspakete gegen Russland falsch eingeschätzt. Putins Regime liegt nicht am Boden, aber die Ukraine blutet personell und finanziell mehr und mehr aus. Selbst der Einsatz der eingefrorenen russischen Staatsgelder könnte nur einen Aufschub der Hoffnung bedeuten: Die Hoffnung, dass Putin irgendwann gegenrechnet und zum Ergebnis kommt, dass die Verlängerung des Krieges ihm weniger Gewinn bringt als ihn zu beenden. Vorher wird Waffenruhe wohl ein frommer Wunsch bleiben. Trotz der nur zwischen Europäern, Amerikanern und Ukrainern ausgehandelten Friedensvorschläge.
Putin hat bei der Pressekonferenz heute die große Bühne, um sein Narrativ weiterzuschreiben. Und wer weiß, ob der amerikanische Präsident ihm übers Wochenende nicht wieder zur Hilfe kommt. So war es doch mit Trump bisher auch. Vorübergehend sah es so aus, als würde Washington geläutert und zum "tough guy" gegen den Zaren, aber dann drehte der Wind erneut. Und Putin hatte wieder gewonnen: Zeit für seinen Krieg.
Einen guten Tag wünscht Ihnen
Peter Kunz, Leiter Landesstudio Niedersachsen
Was im Ukraine-Krieg passiert ist
90 Milliarden Euro für die Ukraine: Lange wurde beim EU-Gipfel in Brüssel über eine weitere Unterstützung der Ukraine gerungen. Jetzt gibt es eine Einigung. Merz spricht von einem Kredit über 90 Milliarden Euro.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Ausführlich informiert
Das steht für Kiew auf dem Spiel: Während die EU über die Nutzung russischer Vermögen berät, wird in der Ukraine weiter heftig gekämpft. Was für die Ukraine auf dem Spiel steht, erklärt Oberst Reisner bei ZDFheute live.
Die ZDFheute live berichtete am 18.12.2025 um 19:30 Uhr.
18.12.2025 | 31:36 minWas heute noch wichtig ist
19.12.2025 | 0:46 min
Verhandlungen für einen Frieden: Unterhändler der Ukraine und der USA treffen sich heute und am Samstag zu Gesprächen über einen möglichen Friedensplan. Offenbar bereitet auch Russland Gespräche mit den USA vor. Ein Treffen könnte am Wochenende in Miami stattfinden.
Frist läuft aus: Die Frist zur Veröffentlichung von Ermittlungsakten zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein läuft für das US-Justizministerium aus. Ein vom Kongress beschlossenes Gesetz verpflichtet die Regierung von Präsident Donald Trump zur Herausgabe der Unterlagen. Unklar ist, wie und in welchem Umfang die Freigabe erfolgen wird.
Bundestag und Bundesrat tagen: Zum letzten Mal in diesem Jahr kommen parallel in Berlin der Bundestag und der Bundesrat zusammen. Dieser muss über den Bundeshaushalt für 2026 entscheiden sowie über das Steueränderungsgesetz mit der Senkung der Gastrosteuer und der Ausweitung der Pendlerpauschale, das Rentenpaket inklusive der Aktivrente sowie die Wehrdienstmodernisierung.
Sportlich in den Tag
Auch heute gibt es wieder Wintersport der Spitzenklasse! Mit dabei Nordische Kombination, Ski Alpin und Biathlon. Sehen Sie hier ab 11:15 Uhr die Wettkämpfe im Livestream:
19.12.2025
Spannung vor der Wahl zum Sportler des Jahres: Wer sind die Favoritinnen und Favoriten?
Grafik des Tages
Zahl des Tages
12a
Vor 25 Jahren, am 19. Dezember 2000, ist der Artikel 12a des deutschen Grundgesetzes geändert worden. Seitdem ist auch Frauen der Dienst in der Bundeswehr erlaubt. Zu ihnen gehört Sherifa K., Oberfeldwebel der Luftwaffe.
Darüber berichtete das ZDF-Mittagsmagazin am 01.12.2025 um 14:53 Uhr.
01.12.2025 | 3:39 minVideo des Tages
Auf der iranischen Halbinsel Hormus hat sich das Meer rot gefärbt. Grund dafür ist der eisenhaltige Boden, der sich durch die vielen Regenfälle gelöst hat.
Darüber berichtete ZDFheute am 18.12.2025 um 16:11 Uhr.
18.12.2025 | 0:39 minGesagt
Humor tut anscheinend doch weh.
Jacques Tilly, Bildhauer
Russland hat ein Strafverfahren gegen den deutschen Bildhauer Jacques Tilly eingeleitet. Seine Karnevalswagen mit Abbildungen von Kremlchef Wladimir Putin fand der Kreml offenbar nicht zum Lachen. Tilly muss sich wegen Verunglimpfung der russischen Armee verantworten. Tilly sagte zur Nachrichtenagentur dpa, er werde als Karnevalist auf das Verfahren reagieren: "Kurz vor Rosenmontag ist das ein ungünstiger Zeitpunkt für Demagogen und Despoten. Da ist uns anscheinend ein kapitaler Hirsch vor die Flinte gelaufen."
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Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden
18.12.2025 | 2:08 minWenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
So wird das Wetter heute
An diesem Freitag halten sich in der Nordwesthälfte viele Wolken und es kann auch etwas regnen. Sonst hat die Sonne gute Chancen, allerdings mischen einige Wolken sowie zähe Nebelfelder mit. Die Temperaturen erreichen sieben bis 13 Grad, in Bayern ein bis sieben Grad.
Den aktuellen Wetterbericht der ZDF-Meteorologen finden Sie hier im Video.
Zusammengestellt von Nicola Frowein
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