Ökonomen fordern Kurswechsel bei Rente und Pflege

Alternde Republik:Ökonomen fordern Kurswechsel bei Rente und Pflege

von Bernd Bachran

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Bei "Markus Lanz" warnte Dorothea Siems vor einem Rentensystem zu Lasten der Jüngeren. Andreas Peichl und Sebastian Klüsener verlangen tiefgreifende Reformen für alle Generationen.

Andreas Peichl, Dorothea Siems, Sebastian Klüsener und Stefan Schultz zu Gast bei "Markus Lanz".

Bei "Markus Lanz" fordern mehrere Ökonomen einen Kurswechsel bei Rente und Pflege.

Quelle: Markus Hertrich

Deutschland altert - und das spürbar. Schon heute verschiebt sich die Bevölkerungsstruktur hin zu mehr älteren Menschen, während die jüngeren Jahrgänge schrumpfen. Dieser demografische Wandel stellt zentrale Systeme wie Pflege, Rente und Gesundheit vor große Belastungsproben und fordert zugleich neue Antworten, wie die Gesellschaft zukunftsfähig und doch solidarisch bleiben kann.

Die Chefökonomin für Wirtschaftspolitik bei "WELT", Dorothea Siems, sagte bei "Markus Lanz", sie empfinde Frustration, wenn sie die aktuelle Rentendebatte verfolge. Die Probleme des demografischen Wandels seien schon in den 1990er-Jahren diskutiert worden, zukunftsorientierte Reformen jedoch seit 2014 schrittweise wieder zurückgenommen worden.

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Dorothea Siems: Rentenpaket ist generationenungerecht

Siems: "Wir haben jetzt wirklich eine dramatische Situation. Das Problem ist, wir haben eine Wählermehrheit, die ist 60 Jahre und älter und die Politik meint immer, die beglücken zu müssen, obwohl die Bevölkerung längst verstanden hat, dass dieses Rentenpaket generationenungerecht ist."

Mehrfach bemängelte die Ökonomin, dass die aktuell diskutierten Rentenreformen immer zu Lasten der jungen Generation gehen würde.

Man muss einem was wegnehmen und man nimmt das den Jüngeren weg. Die Armut sitzt bei uns mehr bei den Jüngeren als bei den Älteren.

Dorothea Siems, Chefökonomin für Wirtschaftspolitik bei "WELT"

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Peichl will Rentenhöhe an Kinderzahl binden

Wirtschaftswissenschaftler Andreas Peichl warnte eindringlich vor den Folgen ausbleibender Reformen: Schon jetzt werde das Thema politisch ausgeschlachtet, die Kosten stiegen weiter, und ohne Eingriffe müssten die Jüngeren deutlich höhere Beiträge tragen - mit absehbarer Frustration.

"Jede Reform, die jetzt kommen wird, wird in irgendeiner Form zu einer Umverteilung führen. […] Wir müssen jemandem etwas wegnehmen. […] Und wenn man jemandem etwas wegnimmt, dann findet er das nicht besonders gut. Darauf gibt es unterschiedliche Reaktionen. Und eine könnte sein, eine populistische Partei zu wählen", so Peichl.

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Wenn man sich das Umlagesystem so wie es aktuell funktioniert anschaut, […] da könnte man einen Faktor einbauen, dass eben Menschen mit Kindern eine höhere Rente bekommen und Menschen ohne Kinder eine niedrigere Rente.

Andreas Peichl, Wirtschaftswissenschaftler

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Klüsener: "Wenige wollen über das Gesundheitssystem reden"

Sebastian Klüsener, Professor für Alterung, Mortalität und Bevölkerungsdynamik am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, wies darauf hin, dass neben der Rentenreform auch das deutsche Gesundheits- und Pflegesystem in mindestens gleichem Maße reformbedürftig sei.

Klüsener: "Alle wollen gerne über die Rente reden, da kann irgendwie jeder mitreden. Ganz wenige wollen über das Gesundheitssystem reden."

Aber das Problem ist doch, wir laufen auf ein neues Normal zu, was unsere Bevölkerung angeht. Das heißt, sie wird viel, viel älter.

Sebastian Klüsener, Professor für Alterung

Klüsener erklärte, eine deutlich ältere Bevölkerung bedeute potenziell auch eine stärkere gesundheitliche Einschränkung. Er betonte, das aktuelle Gesundheitssystem sei darauf nicht gut vorbereitet. Dies zeigten diverse Studien, da Deutschland bei der Lebenserwartung trotz der massiv hohen Gesundheitsausgaben das Schlusslicht in Westeuropa bilde.

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Investitionen in Prävention von Relevanz

Andreas Peichl pflichtete Sebastian Klüsener bei und plädierte dafür, viel mehr in Prävention zu investieren. Er erklärte, Deutschland habe zwar die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben im Gesundheitssystem Europas, aber gleichzeitig eine der niedrigsten Lebenserwartungen.

Darüber hinaus befinde sich das Land in allen relevanten Reports der EU und der OECD in Bezug auf die Prävention stets auf dem letzten oder vorletzten Platz. "Wenn wir länger gesund leben, können wir auch länger arbeiten. Dann zahlen wir mehr ein und es entstehen deutlich weniger Kosten", so Peichl.

Über dieses Thema berichtete die Sendung Markus Lanz am 18.12.2025 ab 23:15 Uhr.
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