Esa: 50 Jahre Europäische Weltraumorganisation - ein Rückblick

Europäische Weltraumorganisation:Wie die Zeitenwende im All die Esa verändert

Porträt der ZDF-Landesstudioleiterin Hessen Susanne Biedenkopf-Kürten
von Susanne Biedenkopf
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Erfolge - aber auch Versäumnisse: 50 Jahre nach ihrer Gründung steht die Esa vor Herausforderungen. Geopolitische Umbrüche und Konflikte stellen die Raumfahrt vor neue Aufgaben.

50 Jahre Raumfahrtagentur ESA
Die USA und China greifen nach Mond und Mars, auch Indien und Russland mischen im Rennen um das All ordentlich mit. Welche Weichen stellen Europa und die ESA für die Zukunft?30.05.2025 | 2:38 min
Als die europäische Weltraumorganisation Esa vor fünfzig Jahren gegründet wurde, waren die Supermächte noch allein im Weltall. Die Amerikaner spazierten auf dem Mond und die Sowjetunion war mit ihrer Raumkapsel Sojus unterwegs zu Forschungsreisen. Die Europäer hatten sich mehrere Jahre erfolglos an einer Raketenkonstruktion versucht - ein ungeliebtes Projekt, das kurz vor dem Scheitern stand.
Die Gründung der Esa folgte der pragmatischen Entscheidung, die Kräfte zu bündeln und so einen europäischen Platz im All zu sichern. Alle zehn Gründungsstaaten aber versprachen sich von diesem Schritt Impulse für die nationale Wirtschaft und damit wachsenden Wohlstand.

Erfolge der Esa und "Reality Check"

In den folgenden Jahrzehnten schrieb die Esa manche Erfolgsgeschichte. Mit der Trägerrakete Ariane, die mehr als 800 Satelliten ins All brachte. Bis heute ist der Verbund von 23 Mitgliedern führend in der Erdbeobachtung. Das unabhängige Copernicus-Programm überwacht kontinuierlich Klima, Umwelt und Katastrophen. Alle Daten sind kostenlos verfügbar.
Bär: "Europa muss unabhängig sein"
"Wir müssen in Europa ganz anders zusammenarbeiten", so Dorethee Bär, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt über die Raumfahrt-Strategie Deutschlands und 50 Jahre ESA.30.05.2025 | 5:24 min
Aber in Zeiten der geopolitischen Umbrüche und Konflikte erlebe die Esa in vielfacher Hinsicht einen "Reality Check", so Esa-Missionschef Rolf Densing. Es sei nicht mehr opportun, mit den Russen zusammenzuarbeiten, und inzwischen höre man von "America first, America only", so dass man gut beraten sei, sich auf "unsere Unabhängigkeit und die eigenen Stärken zu besinnen".

Europas neue Rakete
:Was kann die Ariane 6?

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SpaceX-Gründer Musk hat Raumfahrt revolutioniert

Im Vertrauen auf die gute Zusammenarbeit habe man es versäumt, eine Startrakete zu entwickeln, die für astronautische Zwecke bestimmt ist. Das rächt sich jetzt. Denn im All ist es nicht nur voller geworden, sondern vor allem auch kommerzieller.
Satellitenstart
Die Esa schickte im April einen Satelliten ins Weltall, der über einem Zeitraum von fünf Jahren die Biomasse der Wälder vermessen soll. Ziel ist es, die Kohlenstoff-Speicherkapazität der Wälder zu ermitteln.29.04.2025 | 1:43 min
Elon Musk hat mit seiner Firma SpaceX und seinen wiederverwendbaren und deutlich günstigeren Falcon-Raketen die Raumfahrt revolutioniert. Ohne ihn kommt kein Astronaut ins All und seine Falcon-Raketen dominieren den Markt.
Mit 23 Mitgliedstaaten, teuren bürokratischen Strukturen und schwierigen Abstimmungsprozessen mit den nationalen und EU-Weltraumprogrammen wird die Esa den Rückstand nur schwer aufholen können.
Astronaut Matthias Maurer.
Europa sei technologisch gut aufgestellt, so Esa-Astronaut Maurer. Ein Flug zum Mond sei "das Sprungbrett, um später mal zum Mars fliegen". Davor seien aber noch Probleme zu lösen.01.04.2025 | 8:12 min

Europäische Weltraumorganisation: Aufrüsten für Cybersicherheit

Aber auch in anderer Hinsicht haben sich die Aufgabenfelder verändert. Es ist voll geworden im Weltraum. Und allein die 28 Satelliten, die vom Steuerungszentrum der Esa in Darmstadt aus gesteuert werden, haben einen Wert von mehr als zehn Milliarden Euro.
"Cybersicherheit gewinnt immer mehr an Bedeutung", so Rolf Densing.

Wir müssen unsere Assets schützen vor Zugriffen von Kriminellen. Das geschieht immer häufiger über die Software, über Netzwerke. Und da müssen wir ständig aufrüsten. Das ist eine Wettrüstung.

Rolf Densing, Esa-Missionschef

Es wird immer wichtiger, die Resilienz der europäischen Systeme zu stärken. Auch deshalb wurde jetzt in Darmstadt ein neues Cybersicherheitszentrum eröffnet, das Gefahren frühzeitig erkennen und Maßnahmen ergreifen soll. Angreifer könnten die Satelliten kommandieren und die Flugbahnen verändern. Ein Albtraum.
ESA Direktor Josef Aschbacher.
Wegen der geopolitischen Lage müsse Europa im Weltraum unabhängiger, stärker und dynamischer werden, sagt Esa-Direktor Aschbacher. Mit Investitionen habe man erst spät begonnen. 01.04.2025 | 8:28 min

Einsatz von Satelliten auch militärisch möglich

Die Welt ist eine andere geworden, so auch Enrico Fels, Geschäftsführer des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS): "Es gibt auch eine Zeitenwende im Weltraum." Die Aufgaben der Esa sind zwar auf zivile Nutzungen beschränkt. Aber dazu gehört im Falle von Bedrohung auch die eigene Verteidigung.
Viele Satelliten, die zu friedlichen Forschungszwecken konstruiert wurden, können außerdem auch militärisch eingesetzt werden. Bestes Beispiel: die Starlink-Satelliten von Elon Musk. Als Telekommunikationssatelliten konstruiert, haben sie der Ukraine seit dem Angriffskrieg der Russen bei Kommunikation und Koordination unschätzbare Dienste geleistet.
Und was könnte die Rolle der Esa in 50 Jahren sein? Schwer zu sagen. Gemeinsam könnten die Europäer bis dahin gerade im Bereich der Forschung viel bewegen. Enrico Fels ist überzeugt, dass es gerade in diesen Zeiten wichtig ist, Akteure zu haben, die das Ideal aufrechterhalten, dass eine friedliche Nutzung des Weltraums möglich und notwendig ist und die entsprechende Programme zur Erfüllung dieser Ziele aufsetzen.
Susanne Biedenkopf ist Leiterin des ZDF-Landesstudios Hessen.

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Quelle: dpa

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