John McFall: Erster Astronaut mit Behinderung bei der ESA

Training fürs All:John McFall: Schwerelos mit Beinprothese

Studioleiterin Susanne Freitag-Carteron, ZDF-Landesstudio Saarland, mit Mikrofon.
von Susanne Freitag-Carteron
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Der Brite John McFall ist der erste Astronaut mit Behinderung. Bei Parabelflügen trainieren er und viele internationale Wissenschaftler für die Arbeit in der Schwerelosigkeit.

SA-Astronaut John McFall bei einem Training im Europäischen Astronautenzentrum
John McFall, Paralympics-Sieger und Chirurg, wird als erster Mensch mit Prothese ins All fliegen und testet mit der ESA neue Möglichkeiten für Inklusion in der Raumfahrt.25.05.2025 | 3:02 min
Angela Merkels früherer Regierungsflieger steht in Bordeaux auf dem Rollfeld: statt Sitzreihen Versuchskisten, Elektrogeräte. Der A310 wurde umgebaut zu einem fliegenden Labor. An Bord ist John McFall, der erste Astronaut mit Behinderung. Ihm fehlt der rechte Unterschenkel.
Überall liegen und sitzen Wissenschaftler in blauen Overalls vor festgeschnallten Computern und Experimentierboxen. Während des Trainingsflugs testet McFall verschiedene Beinprothesen auf einem Laufband. Der Brite hat mehrere "Beine" dabei. Gerade tauscht er einen Unterschenkel mit Fuß gegen ein Sportmodell aus. Dank eines Spezial-Adapters dauert das wenige Sekunden.
Schwerelosigkeit
Rund 40 Wissenschaftler sind bei dem Trainingsflug dabei.
Quelle: ZDF

Parabelflug mit Airbus: Schwerelosigkeit für 22 Sekunden

Dann kommt die Ansage "Injection": Der A310 nimmt eine spezielle Flugbahn, dann folgen 22 Sekunden Schwerelosigkeit. Rund 40 Wissenschaftler schweben, machen Messungen. McFall rennt. Er wird von speziellen Expandern auf das Laufband gezogen, um sein Körpergewicht zu simulieren.
Ein Hauch von ISS-Feeling: "Das hier ist das, was der realen Schwerelosigkeit am nächsten kommt, ein tolles Gefühl" sagt McFall, er ist 14 km/h schnell. "Viel zu langsam" lacht er, "aber das Band kann nicht schneller". McFall hat bei den Paralympics 2008 die Bronze-Medaille im 100-Meter-Sprint gewonnen.
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McFall: Amputation nach Motorradunfall

Vor drei Jahren suchte die ESA gezielt einen Astronauten mit Behinderung. McFall setzte sich durch. Astronaut war eigentlich nie sein Berufstraum. Er wollte zur Armee. Aber dann kam der Unfall direkt nach dem Abi. Im Thailand-Urlaub fuhr er mit einem Motorrad zu schnell in eine Kurve. Ein Knochen durchstieß Blutgefäße. Sein Bein musste amputiert werden.
"Ich erinnere mich, dass ich aufgewacht bin und gehofft habe, dass das alles nicht stattgefunden hat. Dann sah ich da zum ersten Mal mein ganz neues Ich."

Ich musste erst einmal lernen, wer dieses neue Ich war. Es war eigentlich das alte, dem ein bisschen vom Bein fehlte. Aber es war ein langer Weg, das zu lernen.

John McFall

Vor allem der Anfang war hart. "Am ersten Weihnachten, nach dem ich mein Bein verloren hatte, haben mir meine Eltern einen Atlas geschenkt. Ich liebe Reisen, kann stundenlang auf Karten Touren planen. Mein Vater hat auf die erste Seite geschrieben: 'Gehe immer eine Extra-Meile, das Leben wird Dich dafür belohnen', jetzt stehe ich hier, und habe dieses wundervolle Leben!"
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Als Medizin-Officer auf die ISS?

McFall ist Facharzt für Traumatologie und Orthopädie. Das Medizinstudium hat er trotz des Unfalls durchgezogen. "Auf der ISS könnte ich der Medizin-Officer sein, weil ich Arzt bin. Es gibt immer ein Mitglied der Crew, das diese Rolle hat, das wäre eine großartige Aufgabe", sagt er.
ZDF-Reporterin Susanne Freitag-Carteron in der Schwerelosigkeit
ZDF-Reporterin Susanne Freitag-Carteron in der Schwerelosigkeit.
Quelle: ESA

Als die ESA die Stelle ausschrieb, suchte sie ausdrücklich einen "Para-Astronauten". Jetzt soll das Wort nicht mehr verwendet werden. Besser so, meint McFall:

Nennt mich, wie ihr wollt. Aber das ‚Para‘ ist eigentlich eine überflüssige Vorsilbe.

John McFall

Ich bin ja auch kein 'Para-Orthopäde'. Ich bin Orthopäde. Ich bin kein 'Para-Vater'. Wenn ich ins All fliegen sollte, habe ich dasselbe Training, dieselben Fähigkeiten. Ich bin Astronaut."
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Astronaut will andere Menschen inspirieren

McFall trägt gerne Shorts. Will sein Bein bewusst nicht verstecken, zumal seine Prothesen echte High-Tech Hingucker sind. Seine Botschaft: "Die Dinge gehen vorwärts. Sei einfach Du selbst. Das ist wichtig, sei Du. Hab keine Angst. Sei behindert! Da ist nichts Falsches dran. Das kannst Du anderen Menschen beibringen und ihren Horizont erweitern."
Wieder ertönt die Ansage: "Injection". McFall rennt los. Auf sein Laufband hat er ein Foto seiner drei Kinder geklebt. Außerdem klemmt da der Missions-Patch. Er zeigt einen Astronauten mit Prothese über dem geschrieben steht: "Gehe immer die Extra-Meile", für ihn ist das zum Lebensmotto geworden.

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