Zurück von spektakulärer Mission:Antarktis: Ein Abenteuer zwischen Eis und Sturm
von Carsten Behrendt
Sturm, Eis, Pinguine: Nach drei Wochen erreicht die "Malizia Explorer" wieder den Hafen in Ushuaia. Eine erfolgreiche Mission für Forschung und Antarktisschutz ist beendet.
Nach drei Wochen Antarktis‐Expedition ist das Forschungsschiff „Malizia Explorer“ zurück. Ziel waren die Danger Islands, Heimat der größten Kolonie der Adelie-Pinguine weltweit.
07.12.2025 | 1:41 minNach fast drei Wochen auf See hat das 14-köpfige Expeditionsteam mit dem Segelforschungsschiff "Malizia Explorer" am Sonntag wieder seinen Abfahrtshafen Ushuaia im argentinischen Feuerland erreicht.
Die Rückfahrt durch die berüchtigte Drake Passage war eine letzte große Prüfung: Zwei Tage lang peitschten bis zu neun Windstärken und sechs Meter hohe Wellen über das Segelschiff. Einige wurden seekrank. Die meisten Wissenschaftler blieben in ihren Kojen - der einzige sichere Platz bei Wellengang. Immer wieder schlug das Boot hart auf Wellen auf und machte ruckartige Bewegungen.
Bei 45 Grad Schräglage und den abrupten Stößen wurde schon das Wasserkochen für eine Instantsuppe zu einer akrobatischen Herausforderung. Trotz breitbeiniger Trippelschritte wurde man ein ums andere Mal hin- und hergeschleudert. Aber alle hielten durch.
Segel-Profi Boris Herrmann hat eine illustre Gruppe aus Forschern und Journalisten zu den "Danger Islands" in der Antarktis gebracht. Ziel war die Erforschung des Klimawandels.
05.12.2025 | 2:04 minSegelprofi Herrmann zufrieden mit Antarktis-Mission
Trotz aller Strapazen war die Mission ein Erfolg. Die "Malizia Explorer" hat sich als Segelforschungsschiff bewährt. "Das Boot hat meine Erwartungen übererfüllt in Bezug auf Komfort und Praktikabilität", sagt Boris Herrmann. Dem bekannten Segelprofi gehört das Schiff. Er hat die Expedition begleitet und war das erste Mal in der Antarktis.
Wir hatten die harte Prüfung im Eis und haben einige Schollen durchstampft - das Boot macht auf mich einen sehr soliden Eindruck.
Boris Herrmann, Segelprofi
Die Flexibilität des kleinen Schiffes war entscheidend: "Wir konnten überall ankern, hin und her fahren - das ist ideal für diese Form der Untersuchung", betont Fritz Hertel vom Umweltbundesamt.
Noelle Held und Simeon Lisovski befestigen einen Satellitentracker an einem Pinguin.
Quelle: Carsten BehrendtNeben dem Hauptziel Danger Islands konnten die Wissenschaftler einen erheblichen "Beifang" machen. So konnten sie auf King George Island etliche Pinguine auf Krankheiten untersuchen und den Bestand der dort lebenden Seevögel erfassen. "Auf großen Forschungsschiffen ist alles fest eingetaktet", so Hertel. "Hier konnten wir spontan reagieren."
Die Expedition erforscht auf den bedrohten Inseln die Pinguinbestände, Umweltbedingungen und Biodiversität. 14 Menschen auf stürmischer See - eine abenteuerliche Mission.
01.12.2025 | 2:27 minDurch dichtes Packeis zu den Danger Islands
Auch ihr großes Ziel hat die Mission erreicht: die Danger Islands. Nach einer mutigen Fahrt durch dichtes Packeis gelang die Anlandung auf Brash Island - erst wenige Menschen waren jemals dort. "Das war kein leichtes Unterfangen", so Hertel.
Wir sind heilfroh, dass wir die erste der Danger Islands betreten und dort den ganzen Tag arbeiten konnten.
Fritz Hertel, Umweltbundesamt
Zwar blieb es bei dieser einen Insel, doch mit Drohnen konnte das Team vom Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz alle sieben Inseln überfliegen. Dabei hat es Tausende Fotos gemacht, die zuhause in Jena zu einem Fotomosaik zusammengesetzt werden. In einigen Monaten wird feststehen, wie viele Adélie-Pinguine auf den Inseln leben. Die Schätzung bislang: rund 1,1 Millionen Brutpaare.
Während in Brasilien über Klimaziele verhandelt wurde, machte sich eine deutsche Forschungscrew auf den Weg in die Antarktis-Region. Mit an Bord des Seglers: Profisegler Boris Herrmann und ZDF-Reporter Carsten Behrendt.
20.11.2025 | 9:20 minAntarktis-Mission ist "Startschuss für Dauermonitoring"
Für die Wissenschaft ist dieser Besuch im ersten Schutzgebiet unter deutscher Verantwortung der Beginn einer längeren Beobachtungsreihe. "Wir haben den Startschuss gesetzt für ein Dauermonitoring", erklärt Hertel.
Die Pinguine sind Indikatoren für den Zustand des Ökosystems und die Auswirkungen des Klimawandels.
Fritz Hertel, Umweltbundesamt
Simeon Lisovski vom Alfred-Wegener-Institut ergänzt: "Der Entdeckergeist spielt hier eine große Rolle. Wir konnten einzelne Tiere mit GPS-Trackern ausstatten, damit wir ihre Nahrungsreviere kennenlernen." Die Forscher möchten herausfinden, wo die Tiere nach Krill fischen, um perspektivisch auch das Meer um die Danger Islands unter Schutz zu stellen.
Klares Zeichen für den Schutz der Antarktis
Die Expedition war auch ein Statement für den Schutz der Antarktis. "Wir sehen hier konkret, wie Gletscher zurückgehen", sagt Herrmann. "Wir können jetzt in Buchten hineinfahren, die vor 15 Jahren noch voller Eis waren."
Hertel ergänzt: "Die antarktische Halbinsel erwärmt sich doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Und wir finden im Wasser und den Tieren Schadstoffe, die nie hier emittiert worden sind." Besonders liegt ihm der Schutz des Krills am Herzen.
Seit 25 Jahren schmilzt das Schelfeis in der Westantarktis. Neueste Studien besagen, dass der Kipppunkt erreicht und das Abschmelzen nicht mehr aufgehalten werden kann.
09.11.2023 | 0:46 minMission zeigt: Forschung unter Segeln funktioniert
Die Mission war eine Kooperation des Umweltbundesamts, des Alfred-Wegener-Instituts und des Teams Malizia um Boris Herrmann. Sie hat gezeigt: Forschung unter Segeln funktioniert. "Trotz der harten Rückfahrt werde ich begeistert berichten", sagt Hertel. "Ich hoffe, dass wir in zwei Jahren auf die Danger Islands zurückkehren und unsere Beobachtungsreihe fortsetzen können."
Ob er angesichts der herausfordernden Rückkehr für die nächste Mission wieder mit dem Segelboot aufbrechen wolle, lässt Hertel offen.
Carsten Behrendt ist Korrespondent im ZDF-Landesstudio Berlin und hat die Antarktis-Mission zu den Danger Islands begleitet.
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