EU-Plan zur Autoindustrie:Ökonomen warnen vor Aufweichung von Verbrenner-Aus
Die EU erwägt, das Verbrenner-Aus ab 2035 zu lockern. Führende Ökonomen warnen nun, eine Aufweichung schade Industrie und Klimazielen mehr, als dass sie Probleme löse.
Ursprünglich wollte die EU ab 2035 Verbrenner komplett verbieten. Stattdessen überlegt man nun, 10 Prozent der Flotte eines Autoherstellers auch als Verbrenner oder Hybrid zuzulassen.
12.12.2025 | 1:57 minDie absehbare Abkehr vom europäischen Verbrenner-Aus 2035 sorgt für heftige Kritik unter Ökonomen. Es löse weder die aktuellen Probleme der Hersteller noch sichere es Industrie-Jobs in Deutschland, wenn nun doch noch länger Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren neu zugelassen werden, sagte etwa die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, die Münchner Volkswirtin Monika Schnitzer, der "Süddeutschen Zeitung" laut Vorabbericht.
Würde man diese Arbeitsplätze retten, wenn man das Verbrenner-Aus jetzt verschiebt? Ich fürchte, das Gegenteil ist der Fall.
Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise
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Voraussichtlich am morgigen Dienstag sollen in Brüssel die Pläne vorgestellt werden, welche Autos künftig noch in der EU zugelassen werden können. Dass das Komplettverbot für Verbrenner fallen dürfte, ist schon seit Monaten absehbar, auch die Bundesregierung hatte sich dafür eingesetzt.
Schnitzer sieht es nun überaus skeptisch, dass die Industrie widersprüchliche Signale erhalte, zumal viele Unternehmen längst investiert hätten. "Wenn es jetzt also heißt, die Deutschen hätten bei den Verbrennern einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, kann ich nur sagen: kurzfristig vielleicht", so Schnitzer. "Aber heute nutzt auch niemand mehr ein Tastenhandy."
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Auch die Ökonomen Thomas Puls vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen IMK und Anita Wölfl vom Münchner Ifo-Institut äußerten sich skeptisch. "Ich halte das alles vor allem für eine Symboldebatte: E-Autos und Plug-in-Hybride werden bis 2035 für die allermeisten Anwendungen sowieso das bessere Produkt sein", sagte etwa Puls.
Das Problem der deutschen Hersteller sei auch weniger das Verbrenner-Aus, sondern eher der technische Rückstand, zum Beispiel bei den Batteriezellen, fügte Dullien an. "Deshalb kann man sich schon die Frage stellen, welches Interesse die Manager in den Autokonzernen verfolgen: Wollen sie kurzfristig möglichst hohe Gewinne machen oder arbeiten sie im langfristigen Interesse der Industrie und der Beschäftigten?"
Eine zweigleisige Strategie zwischen E- und Verbrenner-Fahrzeugen hätten Konzerne schon zu lange gefahren, kritisierte Wölfl. "Das lohnt sich aber auf Dauer nicht." Die meisten Hersteller investierten deshalb schon jetzt nicht mehr in Benziner und Diesel. "Woher sollten also in den nächsten Jahren plötzlich neue Verbrenner-Modelle kommen?"
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