Viele Rentner in Deutschland erhalten weniger als 1.300 Euro

Nach 45 Versicherungsjahren:Jeder vierte Rentner erhält unter 1.300 Euro

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Ein Viertel der Rentner in Deutschland erhält pro Monat weniger als 1.300 Euro. Angefragt hatte das Dietmar Bartsch (Die Linke). Er fordert eine Kehrtwende in der Rentenpolitik.

24.01.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Irina Uschakowa, Pflegefachkraft aus der Ukraine, geht im GDA Wohnstift Frankfurt am Zoo mit einer Bewohnerin über den Gang.
Eine Pflegerin mit einer Frau.
Quelle: dpa

Mehr als jede und jeder Vierte mit mindestens 45 Jahren in der Rentenversicherung erhält in Deutschland unter 1.300 Euro Rente im Monat. Im Schnitt bekommen die mehr als 5,5 Millionen Rentnerinnen und Rentner mit mindestens 45 Versicherungsjahren 1.668 Euro Rente ausgezahlt.
Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Frage des Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede und ein Ost-West-Gefälle. Im Westen liegt die durchschnittliche Rente nach 45 Jahren bei 1.729, im Osten bei 1.527 Euro. Am meisten ist es mit 1.787 Euro in Hamburg, Schlusslicht ist Thüringen mit 1.491 Euro.
Männer mit mindestens 45 Versicherungsjahren bekommen im bundesweiten Schnitt 1.778 Euro. Bei den Frauen liegt die ausgezahlte Rente im Schnitt bei 1.449 Euro.
Münzen liegen auf einer Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung.
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Bartsch: "Armutszeugnis für die Politik"

Bartsch sagte der dpa:

Wenn jeder vierte Rentner nach 45 Jahren Arbeit mit weniger als 1.300 Euro Rente auskommen muss, ist das ein Armutszeugnis für die Politik, einer offensichtlich verkehrten Rentenpolitik.

Dietmar Bartsch, Die Linke

Die durchschnittliche Rente zeige, "wie unzureichend die gesetzliche Rente das finanzielle Auskommen im Alter sichert".
Bärbel Bas spricht und gestikuliert
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Regierung: Niedrige Rente sagt wenig über Lebensstandard aus

Die Regierung weist allerdings darauf hin, dass die Zahlen die finanzielle Situation der Betroffenen nicht komplett darstellten. So verteile sich die Höhe von Kleinstrenten bis hin zu hohen Rentenbeträgen.
Nach Angaben des Ministeriums liegt dies auch an der Zusammensetzung der angefragten Zeiten: "Vergleichsweise geringe Renten können auch bei 45 Versicherungsjahren auftreten, da hierzu nicht nur Beitragszeiten, sondern auch beitragsfreie Zeiten zählen." Aufgezählt werden unter anderem Zeiten der Schul- und Hochschulausbildung oder der Arbeitslosigkeit ohne Arbeitslosengeld. Teilzeit könne auch eine Rolle spielen.
Darüber hinaus weist die Regierung auf den Unterschied zwischen Rente und Einkommen insgesamt hin: "Eine niedrige Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung sagt aber grundsätzlich wenig über den Lebensstandard im Alter aus, da weitere Einkünfte und das Haushaltseinkommen insgesamt relevant sind."
Symbolbild Rente
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Zum Beispiel haben Frauen nur eine geringe Rente, wenn sie jahrelang als Ehepartnerin ohne eigenes Erwerbseinkommen geblieben sind - auch wenn sie beispielsweise mit dem Partner über ein auskömmliches gemeinsames Haushaltseinkommen verfügen.

Bartsch fordert Kehrtwende bei Renten

Bartsch bekräftigte Linke-Forderungen nach einer Kehrtwende in der Rentenpolitik. Während das Rentenniveau in anderen europäischen Ländern über 80 Prozent liege, müssten Rentnerinnen und Rentner in Deutschland millionenfach mit Minirenten auskommen, sagte der Politiker.
"Die von der Bundesregierung versprochene 'Stabilisierung' des Rentenniveaus ist in Wahrheit keine gute Nachricht, sondern vor dem Hintergrund der Realität eine Drohung, dass alles bleiben soll, wie es ist." Bartsch forderte, dass alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen sollten, nicht nur abhängig Beschäftigte.
Quelle: dpa
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