Creditreform-Insolvenzprognose:So viele Firmenpleiten wie seit 2014 nicht mehr
Das schwierige wirtschaftliche Umfeld trifft deutsche Unternehmen hart. Die Zahl der Firmenpleiten wird in diesem Jahr voraussichtlich so hoch sein wie zuletzt im Jahr 2014.
2025 gibt es wohl so viele Firmeninsolvenzen wie seit zehn Jahren nicht. Das ermittelte der Kreditversicherer Creditreform.
08.12.2025 | 1:31 minDeutschland zählt so viele Firmenpleiten wie seit 2014 nicht - und trotz Konjunkturhoffnungen gibt es keine Entwarnung für das kommende Jahr. Der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, erklärte:
Unter dem Strich gehen wir nach derzeitiger Prognose nicht davon aus, dass die Insolvenzzahlen 2026 stagnieren oder gar zurückgehen werden.
Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung
Bis zum Ende des laufenden Jahres werden 23.900 Unternehmen Insolvenz angemeldet haben, erwartet die Wirtschaftsauskunftei. Das wären über acht Prozent mehr als im Vorjahr.
In diesem Jahr haben fast 24.000 Unternehmen Insolvenz angemeldet, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Wie es für das kommende Jahr aussieht, berichtet Stephanie Barrett.
08.12.2025 | 1:15 minDie Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) kommt auf ähnliche Zahlen. "Wir rechnen mit Insolvenzen für dieses Jahr über die gesamte Wirtschaft von circa 22.000", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov dem ZDF.
Mittelstand unter Druck
Im Jahr 2014 hatten nach amtlichen Angaben fast 24.100 Unternehmen hierzulande aufgegeben. Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2025 gibt es im kommenden März.
Viele Betriebe sind hoch verschuldet, kommen schwer an neue Kredite und kämpfen mit strukturellen Belastungen wie Energiepreisen oder Regulierung.
Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung
Das setze vor allem Mittelständler unter Druck. Zumeist treffe es Firmen mit höchstens zehn Beschäftigten, die vier von fünf Insolvenzen ausmachten.
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Hunderttausende Jobs betroffen
Aber auch 140 größere Unternehmen rutschten 2025 in die Pleite - zum Beispiel mehrere Klinikbetreiber. Über alle Insolvenzen hinweg summiert sich der Schaden auf rund 57 Milliarden Euro.
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07.12.2025 | 2:23 minGeschätzt 285.000 Arbeitsplätze sind durch Insolvenzen in diesem Jahr bedroht oder weggefallen. Die dadurch steigende Arbeitslosigkeit verschärft die finanzielle Lage vieler Privathaushalte: Bei den Verbraucherinsolvenzen rechnet Creditreform in diesem Jahr mit 76.300 Fällen - ein Anstieg um 6,5 Prozent zum Vorjahr.
Pleiteanstieg flacht ab
Ein kleiner Lichtblick: Der Prognose zufolge sind die Firmenpleiten 2025 nicht mehr so rasant gestiegen wie zuvor. Nachdem die staatlichen Hilfen der Corona-Pandemie ausgelaufen waren, die vielen Betrieben das Überleben gesichert hatten, legten die Zahlen 2023 und 2024 sprunghaft um jeweils fast ein Viertel zu.
Ein Herbst der Reformen sollte die Wirtschaft stärken, das hat die Bundesregierung versprochen. Doch was wurde bisher tatsächlich umgesetzt? Und helfen die Reformen wirklich allen Unternehmen?
01.12.2025 | 4:09 minViele Ökonomen rechnen damit, dass die staatlichen Milliardeninvestitionen in Infrastruktur wie Straßen und Schienen sowie in Verteidigung 2026 das Wirtschaftswachstum ankurbeln werden. Das könnte nach Einschätzung von Creditreform den Anstieg der Insolvenzen zumindest bremsen.
Bis die Infrastrukturbooster des Bundes angekommen sind, wird es aber dauern.
Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung
Zivile Unternehmen sollen als Zulieferer die Rüstungsproduktion in Deutschland erhöhen. Die Regierung setzt dafür auf eine neue Plattform und gemeinsame Lieferketten.
02.12.2025 | 1:19 minDie Probleme sind vielfältig
Zudem löse Geld strukturelle Probleme nicht: "Mit Geld kann man zwar Rechnungen bezahlen, aber damit wird man nicht automatisch rentabler", so Hantzsch. Die Liste der Belastungen ist lang: hohe Energiepreise, viel Bürokratie, zurückhaltende Konsumenten, Handelsbarrieren.
Der Zollstreit mit den USA und die chinesische Konkurrenz in der Autobranche - das deutsche Geschäftsmodell sei unter Druck, so Wirtschaftsökonom Michael Hüther.
02.12.2025 | 2:42 minUnternehmensinsolvenzen stiegen laut Creditreform besonders deutlich im verarbeitenden Gewerbe und im Handel. Mit mehr als 14.000 entfielen die meisten Pleiten auf das Dienstleistungsgewerbe, zu dem etwa die Gastronomie zählt. Lebensmittel und Dienstleistungen sind teurer geworden, viele Menschen halten sich mit Anschaffungen zurück.
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Konsumflaute im Einzelhandel
Im Einzelhandel sind unter anderem betroffen: der Schuhhändler Görtz, der Modehersteller Gerry Weber und der Herrenausstatter Wormland. 2.490 Insolvenzen im Einzelhandel zählte der Kreditversicherer Allianz Trade zwischen August 2024 und August 2025.
Reformstau - auch im eigenen Betrieb
Nicht jede Schieflage lässt sich mit ungünstigen Rahmenbedingungen erklären. "Zu schnell wird die Ursache der unternehmerischen Fehlentwicklung bei steigenden Zöllen oder hohen Energiekosten gesucht", kommentierte der Vorsitzende des Verbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands, Christoph Niering, bereits im Sommer steigende Insolvenzzahlen. "Eine gefährliche Fehleinschätzung, da hierdurch Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen werden", so Niering.
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