Zoll-Deal mit USA: Ifo zeigt, wie Deutschland Krise meistert

Folgen des Zoll-Deals mit den USA:Wie die deutsche Wirtschaft aus der Krise kommen kann

Florian Neuhann

von Florian Neuhann

|

Der Zoll-Deal mit den USA trifft die deutsche Wirtschaft hart. Eine Studie des Ifo-Instituts berechnet, wie genau. Und zeigt aber auch einen Ausweg.

Florian Neuhann

Der freie Welthandel steht aktuell unter Druck: Zölle, geopolitische Spannungen, Kriege. Werden die Märkte sich weiter abschotten oder hat die Globalisierung noch eine Chance?

24.11.2025 | 43:30 min

Fast drei Monate ist das berühmte Treffen nun her - Ende Juli, als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sich auf dem schottischen Golfplatz von US-Präsident Donald Trump einem Zoll-Deal beugen musste. Seitdem gilt ein Zollsatz von 15 Prozent auf alle EU-Exporte in die USA.

Jetzt, drei Monate später, legt das Münchner Ifo-Institut eine Studie vor, die erstmals genau berechnet, welch harte Folgen der Handels-Deal für die deutsche Wirtschaft hat. Die Studie, erstellt im Auftrag der arbeitgebernahen Lobby-Organisation "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", liegt ZDFheute exklusiv vor.

Trump und von der Leyen in Schottland

Nach langem Ringen ist der Zollstreit zwischen den USA und der EU vorerst beigelegt. US-Präsident Trump und EU-Chefin von der Leyen haben sich auf ein Handelsabkommen geeinigt.

28.07.2025 | 1:42 min

Auto- und Maschinenbauer exportieren deutlich weniger

Demnach trifft der Deal wenig überraschend vor allem die deutschen Exportwirtschaft schwer. Die deutschen Ausfuhren in die USA sinken durch den Deal laut Ifo-Szenario im Schnitt um 15 Prozent - und zwar nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft.

In einzelnen, für die deutsche Wirtschaft besonders wichtigen Branchen fällt das Minus deutlich größer aus: So sinken die Exporte der deutschen Autoindustrie in die USA um 22 Prozent, die Exporte der deutschen Maschinenbauer sogar um 30 Prozent.

So haben sich die Exporte entwickelt

ZDFheute Infografik

Ein Klick für den Datenschutz

Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

Insgesamt berechnet das Ifo-Institut in der Studie, dass der Zoll-Deal das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,13 Prozent ins Minus ziehen wird. Das klingt auf den ersten Blick nach wenig, aber: "Für eine Wirtschaft, die aktuell wenig wächst, sind das große Auswirkungen", sagt Lisandra Flach, eine der Studienautorinnen und Professorin für Volkswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, ZDFheute.

Ein Ausweg: Handelsabkommen mit sieben Regionen

Die Forscherinnen und Forscher vom Ifo-Institut zeigen aber auch einen Ausweg auf, der die Verluste mehr als kompensieren könnte. Sie berechnen, wie Handelsabkommen mit sieben großen Staaten und Regionen der deutschen Wirtschaft helfen würden.

Dabei schauen sie auf die Regionen, mit denen die EU aktuell bereits verhandelt oder mit denen es bereits fertig verhandelte Abkommen gibt: Indien, Indonesien, Australien, Malaysia, Thailand, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Staaten des Mercosur (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay).

SGS Goekdemir Bethmann

Deutschlands Wirtschaft verspricht sich viel vom EU-Mercosur-Abkommen, so ZDF-Wirtschaftsexperte Bethmann. Kritisiert werden die niedrigeren Standards bei Tier- und Arbeitsschutz. Vor allem hofft sie auf bessere Exporte.

04.09.2025 | 1:59 min

Mit Handelsabkommen die Wirtschaft stärken

Sollte es der EU gelingen, mit diesen sieben Regionen auch nur einfache Handelsabkommen zu schließen, hätte das laut Studie bereits einen enormen Effekt, so Lisandra Flach:

Diese neuen Handelsabkommen könnten laut unserer Analyse die negativen Auswirkungen der Trump-Zölle nicht nur kompensieren, sondern sogar übertreffen.

Lisandra Flach, Studienautorin

Bei "einfachen" Abkommen, bei denen die Zölle nur moderat gesenkt werden, würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt demnach um 0,24 Prozent steigen - bei "tiefen", die auch andere Handelshemmnisse abbauen, sogar um 0,52 Prozent.

Florian Neuhann im Gespräch mit Ngozi Okonjo-Iweala, Generaldirektorin der WTO

Das globale Handelssystem erlebt Umbrüche. Doch freier Handel schafft Wohlstand. Florian Neuhann im Gespräch mit Okonjo-Iweala, Generaldirektorin der WTO.

21.11.2025 | 8:47 min

Und nicht nur beim Wirtschaftswachstum hätten die Handelsabkommen mit den sieben Regionen große Vorteile, sagt Flach: "Diese Abkommen könnten auch die deutschen Lieferketten widerstandsfähiger machen - und damit auch die Wirtschaft insgesamt."

Forscherin: EU sollte "pragmatischer vorgehen"

Stellt sich nur die Frage, ob es der EU gelingt, die Abkommen in Kürze zu schließen - und auch zu ratifizieren.

Das Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten wurde 25 Jahre lang verhandelt - und wartet seit Abschluss nun auf Ratifizierung. Zu lang, sagt Lisandra Flach und fordert, dass die EU bei den Verhandlungen von Handelsabkommen pragmatischer vorgehen solle.

Florian Neuhann ist Leiter des ZDF-Teams Wirtschaft und Finanzen.

Thema

Mehr über die wirtschaftliche Lage

  1. Bundeskanzler Friedrich Merz vor einem Roboterarm, daneben eine Grafik zum Bruttoinlandsprodukt
    Grafiken

    BIP, Arbeitslosigkeit, Inflation:Wie geht es der Wirtschaft unter Merz?

    von Robert Meyer, Moritz Zajonz
    mit Video

  2. Handelskonflikt zwischen Trump und Europa: Im Netz suchen Verbraucher nach Alternativen zu US-Produkten. (Symbolbild)
    Analyse

    Zollstreit:Was Europa lernen muss: Dealen wie Donald

    von Florian Neuhann
    mit Video

  3. GlaxoSmithKline Biologicals stellt Impfstoffe für den Weltmarkt her: Der saisonale Grippe-Impfstoff wird in rund 70 Ländern vertrieben.

    Industriestrompreis reicht nicht:Chemie- und Pharmabranche fordert mehr Entlastungen

    von Eva Schmidt und Sybille Schultz
    mit Video

  4. Ein Chip von der Firma Infineon in der Nahaufnahme.
    Interview

    Lieferprobleme bei Halbleitern:Infineon-Chef: Wie sich Chip-Engpässe verhindern ließen

    mit Video