Gasspeicher in Deutschland leerer als üblich: Warum das so ist

Geringere Füllstände:Warum die Gasspeicher leerer sind als üblich

Stephanie Barrett
von Stephanie Barrett
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Deutschlands Gasspeicher sind aktuell leerer als in den vergangenen Jahren. Droht nun ein Gasmangel im kommenden Winter? Warum Energieversorger bei Gaskäufen aktuell zögern.

Gasspeicher und große Windkraftanlage im Hafengebiet von Hamburg, Deutschland.
Die deutschen Gasspeicher sind weniger voll als üblich - warum ist das so? (Symbolbild)
Quelle: Imago

Deutschland ist tatsächlich mit vergleichsweise geringen Gasspeicherreserven in das neue Speicherjahr gestartet. Anfang April lag der Füllstand der Gasspeicher bei rund 29 Prozent. Im letzten Winter haben sich die Speicher schneller geleert, weil der Winter kälter war und die Industrie zwischen November und Februar wieder mehr Gas verbraucht hat als noch in den Jahren zuvor.
Inzwischen wurden die Speicher zwar weiter aufgefüllt, doch mit derzeit 49 Prozent Füllstand liegen sie immer noch etwa elf Prozentpunkte unter dem Mittelwert der Jahre 2017 bis 2021. Seit Jahresbeginn sind die deutschen Speicher damit deutlich leerer als in den Vorjahren. Das ermittelt der Branchenverband INES (Initiative Energien Speichern).
Füllstand der deutschen Gasspeicher

ZDFheute Infografik

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Deutschlands größter Gasspeicher Rheden fast leer

Deutschlands größter Speicher Rheden in Niedersachsen ist aktuell sogar mit einem Füllstand von drei Prozent fast leer. Für Tobias Federico, Energieexperte bei Montel Energiemarktanalysen, ist das aber kein Grund zur Sorge:

Rheden verfügt über die Einspeicherleistung, um seine Zielvorgabe von 45 Prozent im bundesweiten deutschen Mittel noch bis Winterbeginn zu erreichen.

Tobias Federico, Energieexperte

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In Deutschland gibt es insgesamt etwa 40 Gasspeicher, die sich vor allem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein befinden. Doch auch kleinere Gasspeicher füllen sich derzeit nur zögerlich.

Energieversorger lassen sich mehr Zeit beim Einspeichern

Das liegt daran, dass das Preisgefüge seit dem Ukraine-Krieg durcheinander geraten ist. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2022 und der folgenden Energiekrise führte die EU-Kommission eine Vorgabe ein, wonach EU-Staaten ihre Gasspeicher bis zum 1. November auf 90 Prozent gefüllt haben müssen. So sollte sichergestellt werden, dass die Europäer im Winter nicht frieren müssen, weil die Speicher leerlaufen.
Die Verordnung hatte jedoch zur Folge, dass die Preise im Sommer - anders als eigentlich üblich - höher sind als im Winter. Schließlich wissen die Verkäufer, dass die EU-Staaten ihre Speicher zu bestimmten Daten auf einen konkreten Füllstand bringen und dafür einkaufen müssen. Deshalb lassen sich Energieversorger mehr Zeit mit dem Einspeichern.
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EU versucht, Marktverzerrungen entgegenzuwirken

Um Marktverzerrungen zu begrenzen, änderte die EU nun in dieser Woche die Vorgabe und verschafft den Mitgliedstaaten beim Füllen der Gasspeicher von diesem Winter an mehr Flexibilität. Künftig müssen Gasspeicher bis zum 1. November nur zu 80 Prozent gefüllt sein und die Staaten dürfen den Zielwert für den Füllstand bis Winterbeginn um bis zu 15 Prozentpunkte unterschreiten.
Um sicherzustellen, dass die zusätzliche Flexibilität nicht dazu führt, dass im Winter zu wenig Gas zur Verfügung steht, wird ein erweitertes Frühwarnsystem eingeführt.
So hat sich der Füllstand verändert

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Zudem prüft die Bundesregierung derzeit, ob sie die Gasversorgung mit einer strategischen Gasreserve absichert. Einige EU-Länder wie Italien und Österreich verfügen bereits über staatlich kontrollierte Gasreserven. Kurzfristig in deutschen LNG-Terminals eingelagertes Gas könnte ebenfalls als strategische Reserve dienen.

Branchenverband: Deutsche LNG-Importterminals haben Lage verbessert

Charlie Grüneberg vom Branchenverband "Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft" rechnet nicht mit einer Gasmangellage in Deutschland: "Diese Gefahr bestand im Winter 2021/2022 nachdem Russland im Zuge des Überfalls auf die Ukraine seine Lieferungen nach Europa stark reduziert hat und das Risiko bestand, dass Gas tatsächlich physisch fehlt. Inzwischen verfügen Deutschland und Europa über eine deutlich widerstandsfähigere Importinfrastruktur."

Insbesondere die deutschen LNG-Importterminals haben unsere Anbindung an den Weltmarkt stark verbessert.

Charlie Grüneberg, Branchenverband Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft

Die strukturelle Gasversorgung in Deutschland ist daher nicht gefährdet. Preisausschläge, insbesondere infolge geopolitischer Spannungen, sind allerdings weiterhin möglich.
Eine Zeitschaltuhr für Steckdosen steckt an einer Leiste aus Steckdose und Lichtschaltern.
Statt einer allgemeinen Stromsteuersenkung setzt die Regierung auf gezielte Subventionen. Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft sollen stärker entlastet werden.25.06.2025 | 1:36 min

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