DIW-Präsident zur Rentenreform: "Umverteilung von reich zu arm"

Marcel Fratzscher:DIW-Chef zur Rentenreform: "Umverteilung von reich zu arm"

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Für eine generationen-gerechte Rente sollte weniger "von jung zu alt" umverteilt werden, sondern sehr hohe Einkommen stärker belastet werden, so DIW-Präsident Fratzscher im ZDF.

SGS  Marcel Fratzscher

Sehen Sie hier das Interview mit Marcel Fratzscher in voller Länge.

26.11.2025 | 4:09 min

Vor wenigen Tagen warnten Ökonomen die Bundesregierung davor, das Rentenpaket durchzudrücken und verlangten dessen Stopp. Nicht so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Dennoch: Dessen Präsident Marcel Fratzscher erklärt im Interview mit dem ZDF heute journal update, dass die Bundesregierung nachbessern müsse.

Sehen Sie das Interview oben im Video in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.

Im Interview betont Fratzscher, dass ...

... das Rentenpaket so nicht funktioniere

Das Rentenpaket sei im Hinblick auf junge Menschen nicht gerecht, stellt Fratzscher fest. "Sicherlich muss da nachgebessert werden." Aber es sei verständlich, dass die Bundesregierung versuche, die Altersarmut zu bekämpfen.

Viele Menschen lebten in Deutschland in Armut, kämen mit ihrer Rente nicht über die Runden. "Wir haben einen Alternativvorschlag gemacht, wie man die Rente gerechter gestalten könnte, um Altersarmut zu reduzieren und gleichzeitig die junge Generation nicht stärker zu belasten."

Die Bundesregierung muss nachbessern, so allein kann sie das Paket nicht stehen lassen.

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung

Und dennoch: "Wir müssen uns bewusst sein, die Bundesregierung kann sicherlich einiges besser machen, aber die Schuld nur bei der Politik zu suchen, das ist falsch."

In Deutschland herrsche kein Sozialismus, sondern Marktwirtschaft. Auch Unternehmen müssten mehr Verantwortung übernehmen, "auch Verantwortung für ihre eigenen Fehler, die sie in der Vergangenheit begangen haben". "Wir machen es uns zu einfach, wenn wir nur der Politik die Schuld zuschieben."

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... es eine Rentenreform brauche, die von reich zu arm umverteilt

Der Ökonom betont, Deutschland brauche eine Rentenreform, die nicht immer stärker von Jung zu Alt umverteile, sondern von Reich zu Arm.

Unsere Vorschläge sind, dass die Menschen mit sehr hohen Einkommen im Alter ein wenig dieses Geldes abgeben, damit Menschen mit sehr wenig Einkommen etwas mehr haben.

Marcel Fratzscher, DIW-Präsident

Es gehe ihm dabei, wie er erklärt, um eine Umverteilung innerhalb der Rentnergeneration, von wohlhabenden zu einkommensschwachen Senioren. Er verweist darauf, dass einige Rentner hohe Einkünfte aus Immobilien- oder Finanzvermögen hätten.

Auch das Renteneintrittsalter und die Rente mit 63 seien aus seiner Sicht Bereiche, die reformiert werden müssten, damit die Sozialsysteme langfristig wieder nachhaltig funktionieren.

Bernd Wurlitzer, Frührentner

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... die AfD keine normale Partei sei

Auf dem Arbeitgebertag hatte der Familienunternehmer-Verband angekündigt, künftig auch mit der AfD reden zu wollen – eine Gesprächsbereitschaft, die unter anderem beim Industrieverband heftige Kritik ausgelöst hatte.

Die AfD sei eine gesichert rechtsextreme Partei, die mit ihren politischen Forderungen wirtschaftlichen Schaden für Deutschland anrichten würde, erklärt Fratzscher im ZDF. "Die AfD steht für geschlossene Grenzen, für Abgrenzung von anderen Ländern, für einen Austritt aus der EU und aus dem Euro, für eine Annäherung an autokratische Regime wie Russland, einen Stopp von Zuwanderung auch von Fachkräften."

Presseschau

"Sie will mit der AfD ins Gespräch gehen und die Brandmauer kippen", sagt Maria Fiedler, Der Spiegel, zur Annäherung des Verbands der Familienunternehmer an die AfD.

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Aus seiner Sicht zeige all dies, dass die Partei "keine normale Partei und auch keine normale demokratische Partei" sei. Daher sollten Verbände und Unternehmen, klar Position dazu beziehen, was wirtschaftlich notwendig für Deutschland sei, betont Fratzscher. "Und das, was die AfD fordert, das ist es nicht."

Das Interview führte Nazan Gökdemir, zusammengefasst hat es Katharina Schuster.

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