Ausbildung im Bauhandwerk: Mit Frauen gegen den Fachkräftemangel

Wenig Frauen im Bauhandwerk:Eine Meisterin in einer Männerdomäne

von Madeleine Berg
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Frauen sind im Bauhandwerk immer noch unterrepräsentiert, obwohl Fachkräftemangel herrscht. Hannah Scheurer ist Zimmerin und eine der wenigen Handwerkerinnen auf der Baustelle.

Eine Frau in gelber Sicherheitsweste beugt sich über einen langen Holzbalken und hat einen Gurt in der Hand. Im Hintergrund ist eine Baustelle zu sehen.

Frauen spielen im Kampf gegen den Fachkräftemagel im Bauhandwerk eine wichtige Rolle. Eine von ihnen ist die Zimmermeisterin Hannah Scheurer.

05.09.2025 | 21:13 min

Hannah Scheurer ist Zimmermeisterin. Ihr Beruf ist körperlich fordernd, anspruchsvoll und abwechslungsreich. Gerade deshalb liebt sie ihren Beruf - auch wenn sie oftmals die einzige Frau auf der Baustelle ist.

Denn laut einer Erhebung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) sind Frauen auf Baustellen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen mit 2,4 Prozent nach wie vor unterrepräsentiert. Trotz des Fachkräftemangels.

Du lernst eigentlich jeden Tag was Neues und das Körperliche macht mir auch Spaß.

Hannah Scheurer, Zimmerin

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Frauenanteil im Zimmerei-Handwerk gestiegen

Vor drei Jahren hat Hannah Scheurer ihre Ausbildung zur Zimmerin abgeschlossen. Ihren Traumjob hat die 26-Jährige im Handwerk gefunden. Trotz der körperlich oftmals fordernden Tätigkeit und dem zumeist männlich geprägten Umfeld scheinen sich gerade junge Frauen für eine Ausbildung im Bauhandwerk zu interessieren. Im Zimmerei-Handwerk ist der Frauenanteil bei den Auszubildenden zwischen 2005 und 2024 von 1,2 Prozent auf 6,7 Prozent gestiegen.

Auch in anderen Berufen des Bauhandwerks, wie beispielweise dem des Maurers ist der Frauenanteil der Auszubildenden zwischen 2005 und 2024 gewachsen. Laut eines aktuellen Berichts des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) ist der Frauenanteil in Handwerksberufen zwischen 2013 und 2023/24 insgesamt aber leicht gesunken. Und dass, obwohl auch das Handwerk unter Fachkräftemangel leidet.

Eine Frau in einer pinkfarbenen Weste arbeitet mit einem Stab an der Wand auf einer Baustelle.

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Fachkräftemangel trifft besonders das Bauhandwerk

Denn laut des aktuellen KOFA-Berichts ist die Zahl der Gesellinnen und Gesellen rückläufig. Am stärksten sind davon Berufe des Bauhandwerks betroffen. Hier konnten 2022 nur noch acht von zehn offenen Stellen überhaupt besetzt werden. Frauen sind den Autorinnen des KOFA-Berichts zufolge ein wichtiger Bestandteil, um den Fachkräftemangel in Handwerksberufen einzudämmen.

Die Anzahl der Meisterinnen und Meister ist zwischen 2013 und 2023/24 jedoch deutlich angestiegen, insbesondere der Anteil der Meisterinnen. Lag dieser 2013 noch bei 13,3 Prozent, ist er zwischen Juli 2023 und Juni 2024 auf 17,1 Prozent angestiegen. Den größten Zuwachs an Meisterinnen verzeichneten bislang eher männertypische Bereiche wie Hoch- und Tiefbau.

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Dazu beigetragen habe dürfte nach des KOFA-Berichts die Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Handwerksgewerken. Zur Gründung eines Betriebs in einem dieser Gewerke ist seit 2020 wieder ein Meistertitel erforderlich.

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Hannah Scheurer, Zimmerin

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Denn nach wie vor sehen sich Handwerkerinnen in einer männlich dominierten Umgebung mit Klischees und unangemessenen Kommentaren konfrontiert. Das kann auch Zimmerin Hannah Scheurer bestätigen. Da frage sie sich auch manchmal, wofür sie das Ganze tue, wenn sie so behandelt werde.

Aber so Sprüche würden mich nie abhalten, meine Arbeit zu machen.

Hannah Scheurer, Zimmermeisterin

In Klischees sieht auch der aktuelle KOFA-Bericht ein Problem: Um mehr Frauen für Handwerksberufe zu begeistern, müsse es Ausbildern ebenso wie Berufschulehrern gelingen, eine wertschätzende Umgebung zu schaffen, die frei von Geschlechter-Klischees sei.

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