Handwerk unzufrieden5t: ZDH-Präsident kritisiert Regierung scharf

Unzufriedenheit mit Regierung :Handwerkspräsident: "Wut bei vielen Leuten"

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Viele Handwerker seien unzufrieden mit Schwarz-Rot, sagt ZDH-Präsident Dittrich. Die Gründe lägen auch bei gebrochenen Versprechen und Boostern, die das Handwerk nicht erreichten.

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH, bei einem Interview mit der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH am 15.07.2025 in Berlin.

Jörg Dittrich ist seit 2023 Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Er ist Dachdeckermeister und führt seinen Betrieb in vierter Generation.

Quelle: dpa

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sieht bei vielen Mitgliedern eine wachsende Unzufriedenheit mit der Bundesregierung. Der von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) versprochene Stimmungsumschwung bis zur Sommerpause sei "nicht zu spüren", sagte der ZDH-Präsident Jörg Dittrich der "Bild"-Zeitung.

Die Daten sagen, dass es eine leichte Zuversicht gibt. Ich würde dieses Wort gerne verändern und sagen, es ist wohl eher die Hoffnung als die Zuversicht.

Jörg Dittrich, ZDH-Präsident

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Dittrich kritisiert ausgebliebene Stromsteuersenkung

Insbesondere der von der Regierung beschlossene "Wachstumsbooster" für die Wirtschaft gehe am Handwerk vorbei, stellte Dittrich fest. Besonders scharf kritisierte er in diesem Zusammenhang, dass die versprochene Senkung der Stromsteuer ausbleibe. Dies zerstöre Vertrauen.

Es gibt Wut bei vielen Leuten. Ich bekomme viele Anrufe dazu.

Jörg Dittrich, ZDH-Präsident

Nach der Entscheidung des Koalitionsausschusses, die Stromsteuer für alle vorerst nicht abzusenken, hatte der ZDH der Bundesregierung Wortbruch vorgeworfen. "Gerade viele Handwerksbetriebe - insbesondere solche in energieintensiven Gewerken - haben auf diese Zusage vertraut, sie in ihre Planungen einbezogen und darauf basierend unternehmerische Entscheidungen getroffen", erklärte Dittrich im Juli.

Entlastung Stromsteuer

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Viel Wut im ländlichen Raum

Auf die Frage, ob wegen der Unzufriedenheit mehr Handwerker die AfD wählen würden, sagte Dittrich nun: "Das Handwerk ist eine große gesellschaftliche Gruppe. Und wenn die Anteile für die AfD wachsen, dann wird das im Handwerk auch so sein." Er habe dazu keine extra Statistik, "aber es wäre Unsinn zu glauben, dass es dort weniger ist". "Wir müssen hinschauen, warum das so ist", forderte der ZDH-Präsident.

Besonders groß ist die Wut seiner Einschätzung nach im ländlichen Bereich. "Dort ist die Daseinsvorsorge nicht mehr genügend im Blick. Die Schule, die Kita, der öffentliche Personennahverkehr", sagte Dittrich. Dies müsse sich ändern, mahnte er.

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