Unzufriedenheit mit Regierung :Handwerkspräsident: "Wut bei vielen Leuten"
Viele Handwerker seien unzufrieden mit Schwarz-Rot, sagt ZDH-Präsident Dittrich. Die Gründe lägen auch bei gebrochenen Versprechen und Boostern, die das Handwerk nicht erreichten.
Jörg Dittrich ist seit 2023 Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Er ist Dachdeckermeister und führt seinen Betrieb in vierter Generation.
Quelle: dpaDer Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sieht bei vielen Mitgliedern eine wachsende Unzufriedenheit mit der Bundesregierung. Der von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) versprochene Stimmungsumschwung bis zur Sommerpause sei "nicht zu spüren", sagte der ZDH-Präsident Jörg Dittrich der "Bild"-Zeitung.
Die Daten sagen, dass es eine leichte Zuversicht gibt. Ich würde dieses Wort gerne verändern und sagen, es ist wohl eher die Hoffnung als die Zuversicht.
Jörg Dittrich, ZDH-Präsident
Der Bundestag hat im Juni ein milliardenschweres Steuerpaket zur Entlastung von Unternehmen beschlossen. Ob und wie das Paket die Wirtschaft ankurbeln kann, ordnet Frank Bethmann ein.
26.06.2025 | 1:04 minDittrich kritisiert ausgebliebene Stromsteuersenkung
Insbesondere der von der Regierung beschlossene "Wachstumsbooster" für die Wirtschaft gehe am Handwerk vorbei, stellte Dittrich fest. Besonders scharf kritisierte er in diesem Zusammenhang, dass die versprochene Senkung der Stromsteuer ausbleibe. Dies zerstöre Vertrauen.
Es gibt Wut bei vielen Leuten. Ich bekomme viele Anrufe dazu.
Jörg Dittrich, ZDH-Präsident
Nach der Entscheidung des Koalitionsausschusses, die Stromsteuer für alle vorerst nicht abzusenken, hatte der ZDH der Bundesregierung Wortbruch vorgeworfen. "Gerade viele Handwerksbetriebe - insbesondere solche in energieintensiven Gewerken - haben auf diese Zusage vertraut, sie in ihre Planungen einbezogen und darauf basierend unternehmerische Entscheidungen getroffen", erklärte Dittrich im Juli.
Die Bundesregierung möchte ab 2026 einen sechseinhalb Milliarden Euro Zuschuss für die Netzentgelte bereitstellen. Für eine vierköpfige Familie wäre das eine Entlastung von über 60 Euro im Jahr.
22.08.2025 | 1:43 minViel Wut im ländlichen Raum
Auf die Frage, ob wegen der Unzufriedenheit mehr Handwerker die AfD wählen würden, sagte Dittrich nun: "Das Handwerk ist eine große gesellschaftliche Gruppe. Und wenn die Anteile für die AfD wachsen, dann wird das im Handwerk auch so sein." Er habe dazu keine extra Statistik, "aber es wäre Unsinn zu glauben, dass es dort weniger ist". "Wir müssen hinschauen, warum das so ist", forderte der ZDH-Präsident.
Besonders groß ist die Wut seiner Einschätzung nach im ländlichen Bereich. "Dort ist die Daseinsvorsorge nicht mehr genügend im Blick. Die Schule, die Kita, der öffentliche Personennahverkehr", sagte Dittrich. Dies müsse sich ändern, mahnte er.
Der Koalitionsausschuss aus SPD und Union konnte sich nicht auf eine Stromsteuersenkung auch für Privathaushalte und kleine Betriebe einigen. Der Unmut darüber ist groß.
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von A. S. Feil, H. Kruse, E. Demirbaş, L. Ozdoba, H. Piel