Skispringen: Philipp Raimund im Interview

Interview

Skispringer Philipp Raimund:"Ändert ein Tourneesieg die Welt? Ich glaube nicht!"

von Stephan Klemm

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Philipp Raimund im Interview: Der Skispringer spricht über seinen Aufstieg, die Kanalisierung seiner Kraft und seine Rolle bei der am 29. Dezember beginnenden Vierschanzentournee.

Skispringer Philipp Raimund aus Deutschland während eines Trainings beim FIS-Skisprung-Weltcup der Männer auf der Gross-Titlis-Schanze am 19.12.2025, in Engelberg, Schweiz.

Pünktlich zur Vierschanzentournee in starker Form: Philipp Raimund.

Quelle: dpa

Es läuft gut für Philipp Raimund: Bei den jüngsten Weltcup-Springen in Engelberg landete er jeweils auf Rang vier, auch im Gesamtweltcup belegt er diesen Platz. Mit Blick auf die Vierschanzentournee stimmt seine Form also. Im Interview gibt er sich zuversichtlich.

ZDFheute: Herr Raimund, nach Ihren Flügen und abseits der Schanzen strahlen Sie derzeit gute Laune und große Zufriedenheit aus. Sie scheinen gerade sehr mit sich im Reinen zu sein. Ist das so?

Philipp Raimund: Definitiv. Das hängt auch mit meinen zurzeit sehr guten Leistungen zusammen. Mir ist damit eine große Last von den Schultern gefallen. Denn ich habe ja die Sommer-Grand Prix-Serie gewonnen, diese Form wollte ich unbedingt mit in den Winter nehmen. Dass mir gleich beim ersten Weltcup-Wochenende in Lillehammer mit Platz sechs und Rang vier ein Top-Einstand gelungen ist, hat mich bestätigt und hat mir sehr gut getan. Ich war genau in dem System, das ich mir erarbeitet hatte und das im Sommer schon bestens funktionierte. Und so ist es dann weiter gegangen. Inzwischen stand ich bei elf Wettkämpfen viermal auf dem Podest.

Das habe ich mir hart erarbeitet. Und gerade trägt meine Arbeit Früchte.

Philipp Raimund

ZDFheute: Sie haben einen langen Anlauf benötigt, um nun, mit 25 Jahren, zum Kreis der weltbesten Skispringer zu gehören. Haben sie etwas Spezielles gefunden, dass Ihre Leistungen so deutlich verbessert hat?

Raimund: Ich würde sagen, es haben bei mir einfach mehrere Zahnräder ineinandergegriffen - und jetzt rollt das System. Es ist normal, dass du im Laufe deiner sportlichen Entwicklung mal eine Stufe rauf- und auch wieder zwei, drei Stufen runtergehen musst. Gerade im Skispringen haben minimale Einflüsse maximale Auswirkungen. Bei mir ist es in dieser Saison auf jeden Fall eine gewisse Lockerheit, die mir hilft, meine Aufgaben zu bewältigen. Die wiederum kommt durch die guten Sprünge und dem daraus resultierenden Selbstvertrauen zustande. Hinzu kommen die engeren Anzüge, da liegt der Fokus mehr auf der Sprungkraft. Und die ist mir gegeben. Und auf der Sauberkeit der Sprünge, das kommt mir zusätzlich entgegen.

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ZDFheute: Sie sprachen Ihre Sprungkraft an. In den Vorjahren haben Sie die nicht immer unbedingt in Ihren Absprung kanalisiert bekommen. Wie ist es Ihnen gelungen, dieses Fehlerbild abzustellen?

Raimund: Ich habe zuvor in der Tat meine Kraft gnadenlos rausgeballert. Jetzt weiß ich, dass 80 Prozent Kraftaufwand vor dem Absprung reichen, damit ich top abhebe. Danach ist der Übergang perfekt, und ich kann mich aufs Fliegen konzentrieren. 

ZDFheute: 80 Prozent Ihrer Kraft für einen Absprung aufzuwenden, klingt kompliziert. Wie bekommen Sie das hin?

Raimund: Das ist tatsächlich sehr schwer. Es ist allerdings auch eine Luxus-Situation, dass ich so viel Absprungenergie besitze, dass 80 Prozent ausreichen. Manchmal, zum Glück sehr selten inzwischen, gebe ich auch zu viel Kraft ab - dann gelingen mir meine Sprünge nicht.

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ZDFheute: Dank Ihrer Leistungen in dieser Saison haben Sie sich auch in eine Mitfavoritenrolle bei der Vierschanzentournee gesprungen, die am 29. Dezember in Oberstdorf beginnt. Sehen Sie das auch so?

Raimund: Ich glaube, das ist eine Rolle, die du als Athlet von den Zuschauern und den Medien erhältst. So eine Rolle kann ich selbst gar nicht annehmen. Wenn ich sie annehmen würde, mache ich mir nur unnötigen Druck. Ich betrachte die Tournee als vier Einzelwettkämpfe. Wenn ich bei allen diesen vier Wettkämpfen eine starke Leistung zeige, kann am Ende auch etwas dabei herauskommen.

Für mich ist die Tournee aber nicht das größte Ding der Welt. Ich sage jetzt nicht: Wenn ich die Tournee gewinne, werde ich der nächste Papst.

Philipp Raimund

ZDFheute: Gleichwohl handelt es sich um den ersten Höhepunkt dieser Saison...

Raimund: … ja klar. Die Tournee ist seit Jahren im Fokus der deutschen Öffentlichkeit. Natürlich ist die Tournee ist ein Aushängeschild der Sportart Skispringen. Natürlich will ich sie auch mal gewinnen. Aber ändert das die Welt? Ich glaube nicht.

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Quelle: Reuters

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Über dieses Thema berichtete das ZDF am 21.12.2025 um 18:33 Uhr in dem Beitrag "Hoffmann bei Tournee-Generalprobe auf Podest".

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