Mentale Probleme: Tennis-Profis springen Zverev zur Seite
Djokovic bietet Hilfe an:Tennis-Profis springen Zverev zur Seite
von Jannik Schneider
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Nach Alexander Zverevs Aussagen über mentale Probleme hat Novak Djokovic ihm seine Hilfe angeboten. Andrey Rublev spricht indes sehr offen über seine Depression.
Novak Djokovic (li.) und Alexander Zverev pflegen ein freundschaftliches Verhältnis.
Quelle: ddp
Alexander Zverev hat nach seinen Aussagen über mentale Probleme viele positive Rückmeldungen von seinen Kolleginnnen und Kollegen bekommen. Novak Djokovic hat Zverev seine Hilfe angeboten. "Ich wünsche ihm alles Gute und er soll wissen, dass ich für ihn da bin", sagte der 38-jährige Serbe nach seinem Zweitrundensieg in Wimbledon.
Djokovic und Zverev pflegen seit Jahren ein respektvolles, freundschaftliches Verhältnis. "Er weiß genau, dass er sich immer bei mir melden kann." Djokovic deutete sogar eigene Probleme in der Vergangenheit an:
Ich verstehe genau, was er durchmacht, weil ich selbst oft dasselbe durchgemacht habe. Man fühlt sich weniger glücklich, leer, man schafft es nicht, das zu erreichen, was man will.
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Novak Djokovic zu Zverevs Aussagen über mentale Probleme
Sabalenka: "Verrückt, sowas von Zverev zu hören"
Weitere Tennisprofis äußerten sich in den Pressrunden nach ihren Matches in Wimbledon zum Thema. Die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka arbeitete bis 2022 selbst fünf Jahre mit einem Therapeuten. "Es ist verrückt, solche Aussagen von jemanden wie Alexander zu hören, weil er doch umgeben von seiner Familie ist", sagte die Weißrussin.
Alexander Zverev spricht nach seinem frühen Wimbledon-Aus von psychischen Problemen. Eine Therapie schließt er nicht aus. Ende Juli will er aber wieder spielen.02.07.2025 | 1:31 min
Sie betonte die Wichtigkeit der Familie, mit der man doch über alles reden könne, was man erlebt. "Wenn man das in seinem Inneren lässt, dann zerstört es dich. Ich denke, dass ist gerade etwas, was ihm passiert."
Er muss sich öffnen gegenüber den Leuten, die ihm nahestehen.
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Aryna Sabalenka, Weltranglistenerste
Sabalenka selbst verlor früh in der Karriere ihren Vater. 2024 starb zudem ein Exfreund nur wenige Monate nach der Trennung.
Menschen im Spitzensport gefährdet für mentale Krankheiten
Gegenüber ZDFheute gab die Sportpsychologin Marion Sulprizio an, Spitzensportlerinnen und Spitzensportler seien laut Studien genauso gefährdet, mental zu erkranken, wie "normale" Menschen. Risiken seien vergleichbar mit Topmanagern. "Hinzu kommt eine generelle Stressanhäufung im Profitennis."
Alexander Zverevs Aussagen über mentale Probleme nach seinem Scheitern in Wimbledon rufen ein großes Medienecho hervor. Eine Sportpsychologin ordnet Zverevs Lage ein.
von Jannik Schneider
mit Video
Top-Ten-Profi Rublev schlug sich selbst
Der langjährige Top-10-Spieler Andrey Rublev kennt Zverev ob der russischen Wurzeln seit Kindheitstagen. Rublev war nach größeren Erfolgen immer öfter mit großen Ausrastern auf den Tennisplätzen dieser Welt aufgefallen, bei denen er sich sogar selbst schlug.
Rublev gab 2024 und 2025 an, Depressionen gehabt und Antidepressiva eingenommen zu haben. Anfang des Jahres beim Turnier in Dubai sagte der 27-Jährige. "Ich war in einer Endlosschleife mit mir selbst gefangen für ein paar Jahre und habe nicht verstanden, was ich tun soll."
Er klinge ein bisschen dramatisch, aber für ihn habe es Gedanken gegeben wie: "Was ist eigentlich der Grund zu leben? Ich war komplett verloren." Nach dem Wimbledon-Turnier 2024 habe Exprofi und Grandslam-Sieger Marat Safin Rublev geholfen, "mich zu verstehen und mich selbst mal zu betrachten", so Rublev. "Das war ein Neustart von ganz unten. Von da an konnte ich in eine bessere Richtung starten."
Im Februar konstatierte er: "Ich bin nicht glücklich, nicht in einer schlechten oder guten Position. Aber ich fühle keinen Stress mehr, keine Angst mehr und keine Depressionen mehr. Ich fühle mich neutral und habe eine Basis gefunden."
Tennis ist laut Rublev ein Triggerpunkt
Safin ist mittlerweile Rublevs Tour-Coach. Rublevs mentale Situation habe sich weiter verbessert, gab er am Rande des diesjährigen Wimbledonturniers an. Auf Zverev angesprochen, erklärte Rublev zudem, dass die mentalen Probleme nichts mit Tennis zu tun hätten. "Man kann zwar die Entschuldigung dafür finden, weil man vom vielen Spielen müde und erledigt ist."
Tennis sei nur der Triggerpunkt. "Es ist etwas in dir drinnen, dem du dich stellen musst. Alexander liebt Tennis. Die Profis, die Tennis nicht so lieben, die sind entspannter, weil sie andere Prioritäten haben."
Profis, die Tennis lieben, werden von diesem Sport getriggert.
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Andrey Rublev
Für Zverev, so Rublev, sei es sicher schwer, eine Pause vom Tennis einzulegen. "Er will eigentlich spielen und das wird er auch tun nach ein paar Tagen, selbst, wenn es ihm nicht gut geht."
Quelle: Reuters
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