Mit stolzen 37 Jahren ist Tatjana Maria wieder Deutschlands beste Tennisspielerin. Und das gerade wegen ihrer unorthodoxen Spielweise.
Tatjana Maria werden in Wimbledon Außenseiterchancen eingeräumt.
Quelle: action press / Godfrey Pitt
Die "Queen of Queens" tauften sie die Medien, als Tatjana Maria vor rund zwei Wochen ein Vorbereitungsturnier für Wimbledon in London gewann.
Auf dem Weg zu ihrem insgesamt vierten Turniertriumph auf der WTA-Tour schlug sie gleich vier Spielerinnen aus den Top 20, überholte Eva Lys in der Weltrangliste und ist nun wieder die Nummer Eins des deutschen Tennissports - mit 37 Jahren.
Tatjana Maria krönte ihren Lauf beim Rasen-Klassiker in Queens mit dem Titel. Gegen Amanda Anisimova aus den USA gewann Maria im Finale mit 6:3, 6:4.15.06.2025
Älteste Turniersiegerin seit Serena Williams
Dabei kam sie eigentlich in einer ziemlich schlechten Form nach England. Neun (!) Niederlagen in Folge verbuchte sie vor dem Turnier. Um im Londoner Queen's Club überhaupt spielen zu dürfen, musste sie erstmal durch die Qualifikation.
Am Ende gelang ihr mehr als nur ein Achtungserfolg. Seit Serena Williams ist sie die älteste Turniersiegerin auf der WTA-Tour. Und das trotz ihres durchaus unorthodoxen Spielsystems - oder gerade deswegen.
Entscheidend für Marias Spiel sind sicherlich mehrere Dinge. Besonders einprägsam ist aber vor allem ein Schlag: der Slice. Das ist ein sehr stark unterschnittener, relativ langsamer Schlag mit viel Rückwärtsrotation. Maria spielt den Slice deutlich häufiger als andere Spielerinnen auf der Tour - und anders als ihre Konkurrentinnen nicht nur mit der Rückhand, sondern auch mit der Vorhand.
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Maria hat immer wieder Erfolg mit ihrem Stil
Die Weltspitze ist besetzt mit Spielerinnen, die ein hartes, schnelles Powertennis spielen, ihre Gegnerinnen möglichst unter Druck setzen wollen. Das ist auch effektiv, denn wer Druck macht kann das Spiel bestimmen, spielt also aktiv und nicht reaktiv, erzwingt so Punkte. Trotzdem hat Maria mit ihrem System von Zeit zu Zeit Erfolg. Warum?
Viele Spielerinnen sind an das Powertennis gewöhnt, können daher vor allem gut Gegendruck erzeugen - also feste, schnelle Bälle als Antwort auf einen Angriffsschlag der Gegnerin spielen. Die Deutsche spielt solche festen Bälle aber selten, ihr Slice ist eher ein passiver Schlag. Also muss die Gegnerin das Tempo selber erzeugen.
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Maria hat viele Stärken
Weil man sich in dem Fall aber anders zum Ball stellen muss, ihn etwa mit mehr Tempo schlägt, muss sich die Technik leicht verändern. Wer das nicht gewohnt ist, der macht plötzlich Fehler, so wie Marias Finalgegnerin Anisimova im Londoner Queen's Club.
Sollte eine Spielerin die Deutsche dann doch mal erfolgreich unter Druck setzen, kommt direkt die nächste Schwierigkeit auf sie zu: Maria zeichnet sich durch eine sehr gute Beinarbeit aus und spielt fast jeden Ball zurück. In Profikreisen heißt es salopp: Gegen Maria musst du den Punkt zweimal gewinnen.
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von Jannik Schneider
Dazu kommt ihr großer Erfahrungsschatz. Mit 37 Jahren ist sie im gehobenen Tennisalter, hat entsprechend viele Matches hinter sich. Sie ist clever, platziert die Bälle gut, behält das Stellungsspiel ihrer Gegnerin meisterhaft im Blick und kann daher die Ballwechsel bestimmen.
Auch offensiv ist sie nicht zu unterschätzen: Wird ihre Kontrahentin zu passiv, dann ist die Deutsche durchaus in der Lage selbst Druck zu machen, vor allem durch ihr gefährliches Spiel am Netz. Maria ist variabel und spielt so wie kaum eine andere Spielerin: Das macht sie für die gesamte Tennistour unangenehm zu bespielen.
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Wimbledon liegt ihr
Ihre Stärken hat sie vor allem in Wimbledon schon einmal ausgespielt. 2022 stand sie dort sensationell im Halbfinale und unterlag dort Weltklassespielerin Ons Jabeur. Einen solchen Lauf nochmal zu erwarten, wäre vermessen. Das Turnier im Queen's Club war zwar ordentlich besetzt, die allerbesten Spielerinnen der Welt fehlten jedoch.
Trotzdem ist Maria nicht zu unterschätzen. Sie ist ein sehr positiver Mensch und wenn es einmal läuft, kann sie sich sehr gut selbst zu immer besseren Leistungen treiben. Sollte Deutschlands Nummer Eins in Wimbledon also in Fahrt kommen, ist ihr viel zuzutrauen - und dann sind auch einige Sensationen möglich.
Quelle: Reuters
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