Start in WM-Qualifikation:Slowaken als Spielverderber in DFB-Gruppe?
Die Slowakei ist Außenseiter in der WM-Qualifikation gegen Deutschland. Ihre Hoffnungen ruhen auf einem Meisterspieler vom SSC Neapel - und einem alten Bekannten von Hertha BSC.
Muss bei den Slowaken aushelfen, weil der Nachwuchs fehlt: Peter Pekarik
Quelle: ImagoWer sich als deutscher Tourist nach Bratislava begibt, hat es rund um die schöne Altstadt recht einfach. In den verwinkelten Gassen mit den restaurierten Bauwerken sprechen die meisten Kellner deutsch. Die Speisekarten gibt es ohnehin dreisprachig: in Slowakisch, Englisch und Deutsch.
Gastfreundschaft endet im Stadion
So manch deutscher Fan hat sich schon an der Gastfreundschaft erfreut, die vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen der Slowakei und Deutschland (Donnerstag, 20.45 Uhr/ARD) überall in der sonnenüberfluteten Hauptstadt an der Donau zu spüren ist.
Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich eine Verbesserung der defensiven Balance zur Aufgabe gemacht. Unter anderen soll Joshua Kimmich gegen die Slowaken wieder in die Zentrale rücken.
03.09.2025 | 2:03 minDoch spätestens im Nationalstadion könnte es damit vorbei sein. Die Gastgeber stehen zwar nur auf FIFA-Weltranglistenplatz 52 und haben kürzlich sogar die Zugehörigkeit zur B-Kategorie der Nations League gegen Slowenien verspielt. Aber als Spaßverderber taugen sie allemal. Das haben sie vor der EM 2024 und dann auch bei der Endrunde in Deutschland bewiesen.
Nationaltrainer Francesco Calzona ist ein Taktikfuchs
Das ist vor allem Francesco Calzona zu verdanken. Der 55-jährige Italiener arbeitete als Assistent von Maurizio Sarri und Luciano Spalletti, beiden assistierte er auch bei der SSC Neapel, wo der slowakische Rekordnationalspieler Marek Hamsik spielte. Er gab vor drei Jahren den Tipp, es doch mit dem Taktikfuchs zu versuchen. Und siehe da: Überraschend souverän schafften die Slowaken die Qualifikation für die EM 2024, als sie es mit einem Sieg gegen Belgien und einem Remis gegen Rumänien ins Achtelfinale schafften.
Dort schnupperte der Außenseiter gegen England lange an der Sensation, ehe Jude Bellingham tief in der Nachspielzeit ausglich und Harry Kane in der Verlängerung zuschlug. Die Auswahl einer Nation im Herzen Europas mit 5,5 Millionen Einwohnern hatte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ordentlich verkauft.
Routinier Peter Pekarik wird wieder gebraucht
Bei der EM 2016 in Frankreich gab es den bislang letzten von elf Vergleichen gegen die DFB-Auswahl: Letztlich war die Slowakei aber im Achtelfinale von Lille beim 0:3 chancenlos, auch wenn Mesut Özil früh einen Elfmeter verschoss. Bester Deutscher damals: Julian Draxler, der inzwischen in Katar kickt.
Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass drei Akteure aus der Partie vor neun Jahren erneut in der Startelf stehen: Auf deutscher Seite natürlich Joshua Kimmich, beim Gegner sind es Defensivallrounder Milan Skriniar (Fenerbahçe Istanbul) und Peter Pekarik. Der 135-fache Nationalspieler hatte bestimmt nicht mit seiner Nominierung gerechnet, denn mit 38 Jahren wollte der Dauerbrenner eigentlich nur noch fürs Regionalliga-Team von Hertha BSC kicken.
Slowakei mit Nachwuchsproblem
Doch plötzlich fand sich der 243-fache Bundesligaspieler auf seine alten Tage im Aufgebot der slowakischen Nationalmannschaft wieder. Calzona begründete die Berufung des Profis, der einst beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga unter Felix Magath die Karriere ins Laufen brachte, mit dem Nachwuchsproblem:
Uns fehlen Spieler auf einigen Positionen.
Francesco Calzona, Nationaltrainer Slowakei
Und es fehlt eine Identifikationsfigur wie es früher für die Jugend der extravagante Alleskönner Hamsik war. So wie der Rekordnationalspieler und Offensivkünstler mit den wechselnden Frisuren seine besten Zeiten beim SSC Neapel erlebte, gilt das auch noch für Stanislav Lobotka. Der Mittelfeldspieler mag mit seinen 1,70 Metern und 67 Kilo keine imposante Statur besitzen, aber seine strategischen Fähigkeiten sind verblüffend.
Lobotka feste Größe im Team der Slowakei
Außerdem ist der Mittelfeldmann fast nie verletzt. In den letzten drei Spielzeiten verpasste der Taktgeber nur sechs Spiele in der Serie A, an den Meisterschaften 2023 und 2025 mit den Neapolitanern hatte der 30-Jährige gehörigen Anteil.
Gegen die Slowakei in der WM-Qualifikation soll das DFB-Team defensiv stabiler werden. Zudem sind in der Offensive kreative Lösungen gefragt. Dafür sorgen soll Florian Wirtz.
02.09.2025 | 0:44 minAn ihm müssen Kimmich und Co. irgendwie vorbeikommen, um den Pflichtsieg in Bratislava einzufahren. Das erwarten auch die 1.000 mitgereisten Fans, die sich größtenteils bereits am Mittwoch mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten einer im Aufschwung begriffenen Hauptstadt vertraut gemacht haben.
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