Brisantes Spiel in Frankreich:Wie Israels Fußball wieder ins Abseits geriet
Seit dreißig Jahren ist Israels Fußball unter dem Dach der UEFA verortet. Doch nach Angriffen und Drohungen fürchten die Teams des Landes nun auch hier um ihre Sicherheit.
Heute Abend tritt die französische Fußballnationalmannschaft in Paris gegen Israel an. Angesichts des Nahost-Konflikts wurden umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen.
14.11.2024 | 1:28 minAn diesem Donnerstag ist die israelische Fußballnationalmannschaft in Paris zu Gast. Ihr Spiel in der Nations League gegen Frankreich soll von rund 4.000 Polizisten gesichert werden. Der Nationale Sicherheitsrat Israels rief israelische Staatsbürger dazu auf, dem Stade de France fernzubleiben.
Diese Maßnahmen sind eine Reaktion auf das Spiel von Maccabi Tel Aviv in der vergangenen Woche bei Ajax Amsterdam. Maccabi-Fans wurden bedroht, schikaniert, verprügelt. Einige Opfer beschrieben die Attacken, die offenbar in sozialen Netzwerken geplant wurden, als "Pogrom".
Vor dem Nations-League-Spiel zwischen Frankreich und Israel in Paris ist die Lage angespannt. Schon am Mittwochabend gab es Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten.
14.11.2024 | 0:51 minGesetze gegen Sport mit Israel
Der Fußball in Israel, das geografisch zu Asien gehört, ist seit 1994 in Europa bei der UEFA eingegliedert. Die Hoffnung war, dass die Sicherheit in Europa höher ist als unter dem Dach des asiatischen Fußball-Verbandes AFC, zu dem auch der Nahe Osten gehört.
Geht diese Hoffnung nun verloren? Israel fühlt sich abermals an den Rand gedrängt. Doch das hat eine Vorgeschichte.
Schon in den 1950er Jahren hatte etwa Libanon seinen Staatsbürgern den sportlichen Wettkampf gegen Israelis untersagt. Immer wieder boykottierten arabische Staaten Spiele gegen Israel oder forderten die Verlegung in neutrale Länder.
FIFA meidet klare Positionierung für Israel
Der Sechstagekrieg 1967 und der Jom-Kippur-Krieg 1973 verschärften die Isolation Israels im Nahen Osten. 1974, zwei Jahre nach dem Attentat bei den Olympischen Spielen in München, schloss der Asiatische Fußballverband Israel aus.
Die FIFA drohte dem Verband mit Suspendierung, doch der gerade gewählte Verbandspräsident João Havelange wollte keinen Konflikt mit arabischen Ländern riskieren.
Israel bemühte sich erneut um einen Beitritt in den europäischen Spielbetrieb, doch die UEFA lehnte das auf Druck der Ostblockstaaten ab. So mussten die israelischen Fußballer mehrfach die Strukturen wechseln, spielten zeitweise sogar in Ozeanien.
Für eine Weile entspannt sich die Lage
Erst 1994 - nach dem Zerfall der Sowjetunion - wurde lsrael als vollwertiges Mitglied der UEFA akzeptiert. Und siehe da: Israelische Spieler wechselten zunehmend in europäische Ligen. 2013 war Israel Gastgeber der U-21-Europameisterschaft. Anhänger in Israel gründeten Fanklubs von Liverpool, Dortmund oder Real Madrid.
Für eine Weile schien sich die Lage zu entspannen. Israel nahm 2020 unter anderem diplomatische Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten auf, und pflegte auch pragmatische Beziehungen zu Katar und Saudi-Arabien.
Diese drei Länder gehören zu den neuen Machtzentren des Fußballs. 2020 wechselte Dia Saba als erster israelische Nationalspieler in einen arabischen Golfstaat, nach Dubai.
Angriff auf Israel am 7. Oktober:Das Jahr nach dem Hamas-Massaker
Heimspiele in Ungarn und Serbien
Seit dem 7. Oktober 2023 ist von diesem Aufbruch nichts mehr zu spüren. In Kriegszeiten bestreitet die israelische Nationalmannschaft ihre Heimspiele in Ungarn. In der Europa League weicht Maccabi Tel Aviv nach Belgrad aus.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und Serbiens Präsident Aleksandar Vučić stehen der zum Teil rechtsextremen Regierung Israels nahe. Und so scheinen sich Politik und Fußball in Israel darin bestätigt zu fühlen, einen einsamen Kampf zu führen.
Auch in Paris, vor dem Länderspiel gegen Frankreich, mobilisieren unterschiedliche Gruppen aus Israel für Kundgebungen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will das Stadion besuchen - als "Botschaft der Brüderlichkeit und Solidarität". Er wird allerdings auf vermutlich halbleere Tribünen blicken, bis Dienstag waren nur 20.000 Tickets verkauft.
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