Wandern in den Bergen: Tipps für mehr Sicherheit beim Bergsport

Bergsport:Tipps für mehr Sicherheit beim Wandern

von Caroline Drees
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Immer mehr Wanderer zieht es in die Berge. Doch schlechte Vorbereitung und Unerfahrenheit können dort schnell zu Unfällen führen. Worauf Sie beim Bergwandern achten sollten.

Vier Personen in der Natur am wandern

Wandern ist beliebt und lockt Jahr für Jahr viele Touristen an, auch in den Alpen. Doch Bergwandern ist nicht ungefährlich. Die Bergwacht ist hier in den Sommermonaten im Dauereinsatz.

30.07.2025 | 4:01 min

Schweiß, brennende Muskeln, vielleicht eine Blase am kleinen Zeh - das nehmen immer mehr Menschen in Kauf für ein Stückchen Gipfelglück. Wandern ist längst kein Rentnersport mehr, sondern liegt auch bei jungen Menschen im Trend. Spektakuläre Aussichten und kristallklare Bergseen bieten die perfekte Content-Kulisse für Instagram und ziehen weit mehr als nur Outdoor-Profis in die Berge.

Das merkt auch Oliver Hoeft, der eine Berghütte auf 1.600 Metern betreibt. Der Aufstieg dorthin ist kein Spaziergang. Trotzdem ist das Kärlingerhaus fast immer ausgebucht. "Für das perfekte Bild klettern manche waghalsige Steige hoch - teilweise in Sandalen. Ich habe da schon die schlimmsten Sachen gesehen. Und am Ende muss die Bergwacht ausrücken", erzählt Hoeft.

Mehr Unfälle in den Bergen

Mangelnde Erfahrung und schlechte Vorbereitung - eine Kombination, die in den Bergen schnell gefährlich werden kann. Im vergangenen Jahr musste die Bergwacht mehr als 3.000 Mal Wanderer in Not retten - rund 50 Prozent mehr als noch vor 12 Jahren. Immer wieder verunglücken Wanderer tödlich.

Ein häufiger Grund: Selbstüberschätzung, so der Deutsche Alpenverein (DAV). Um solchen Situationen vorzubeugen, bietet der DAV geführte Touren an. Je nach Region und Anspruch kosten diese 20 bis 120 Euro.

Susanne Pannke begleitet als Wanderführerin Gruppen mit unterschiedlichen Erfahrungswerten auf den Gipfel. Das Wichtigste sei, so sagt sie, die richtige Ausrüstung: feste Bergschuhe, Wanderstöcke, ausreichend zu trinken. Einen Teil der Ausrüstung kann man sich beim DAV leihen.

  • Wanderschuhe mit richtiger Passform und rutschfestem Profil
  • Wanderstöcke
  • Atmungsaktive Kleidung im Zwiebellook, inklusiv wärmender Schicht
  • Regenjacke
  • Erste-Hilfe-Set mit Verbänden, Kompressen, Rettungsfolie, Tape, Einmalhandschuhe
  • Sonnenschutz
  • Handy und analoge Karte
  • Mindestens zwei Liter Wasser für eine Tagestour
  • Energielieferanten wie Müsliriegel, Trockenobst, Bananen


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Mut zur ehrlichen Selbsteinschätzung

Gerade für Anfänger ist es wichtig, sich nicht blind auf Apps und Online-Routen zu verlassen. Höhenmeter und Schwierigkeitsgrade lassen sich oft nur schwer richtig einschätzen. Ein guter Ratgeber seien immer noch analoge Karten, betont Wanderführerin Susanne Pannke. Dort sind oft auch Wasserquellen verzeichnet.

Markierte Wanderwege sind mit einem Farbsystem gekennzeichnet: blau für einfach bis schwarz für schwierig. "An anspruchsvolle Routen sollte sich nur wagen, wer ausreichend Kondition und die Trittsicherheit hat", sagt Pannke. Abkürzungen oder Off-Road Touren sind gefährlich und schaden der Natur.

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Am sichersten ist man in der Gruppe unterwegs. Und auch wenn es Überwindung kostet: Wer sich unwohl fühlt, sollte unbedingt den Mut haben, Pausen einzufordern oder umzukehren.

Unwetter nicht unterschätzen

Laut Alpenverein sollte das Wetter während der Tour regelmäßig gecheckt werden, denn in den Bergen entstehen Gewitter oft unerwartet. Im Hochsommer nimmt das Unwetterrisiko im Laufe des Tages zu. Deshalb gilt: Touren möglichst früh starten.

Aktuelle Informationen zur Wetterlage und Schneefall liefern Webcams und Hüttenwirte.

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Was tun im Notfall?

Kommt es unterwegs zu einem Unfall, sollte man sich auf keinen Fall selbst in Gefahr bringen. Der DAV rät, zunächst kurz innezuhalten, langsam in den Bauch zu atmen und dann die Situation einzuschätzen: Welche Verletzungen liegen vor? Müssen Personen vor akuten Gefahren, etwa einem Steinschlag, in Sicherheit gebracht werden?

Europaweit gilt die Notrufnummer 112. Wer sich in einem Funkloch befindet, kann das Alpine Notsignal anwenden: Dabei gibt man Rufe, Pfiffe oder Lichtzeichen sechsmal pro Minute ab, also alle zehn Sekunden. Danach folgt eine Minute Pause, bevor das Signal wiederholt wird.

Es ist empfehlenswert, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, beispielsweise beim Deutschen Roten Kreuz.

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Wer zahlt im Ernstfall?

Liegt ein medizinischer Notfall vor, zahlt die Krankenkasse in der Regel die Kosten für den Rettungseinsatz. Wer sich jedoch verstiegen hat und unverletzt gerettet werden muss, zahlt die Kosten selbst. DAV-Mitglieder profitieren von einem erweiterten Versicherungsschutz.

Natur erleben, den Kopf freibekommen und sportliche Grenzen austesten - aber immer mit Respekt vor dem Berg.

Caroline Drees ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Bayern.

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Quelle: dpa

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