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Infektion mit Epstein-Barr-Virus:Pfeiffersches Drüsenfieber: Auf Folgen achten
von Bianca Koch
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Fast jeder infiziert sich irgendwann mit dem Epstein-Barr-Virus. Jugendliche und junge Erwachsene erkranken dann oft am Pfeifferschen Drüsenfieber. Welche Folgen das haben kann.
Das Pfeiffersche Drüsenfieber, auch infektiöse Mononukleose genannt, ist eine Virusinfektion, die durch Epstein-Barr-Viren (EBV) ausgelöst wird. Die Erkrankung betrifft vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Meist verläuft sie harmlos. Wichtig ist jedoch, die Erkrankung ernst zu nehmen, sich ausreichend zu schonen und auf Warnsignale wie Herzbeschwerden zu achten.
Übertragung durch Speichel
Bis zum fünften Lebensjahr ist etwa die Hälfte aller Kinder mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert, bei den Erwachsenen sind es bis zu 98 Prozent. Übertragen wird das Virus durch Speichel, zum Beispiel durch die gemeinsame Nutzung von Besteck und Gläsern. Doch auch durch Küssen kann das Virus übertragen werden, sagt Hals-Nasen-Ohrenarzt Dominik Brors aus Paderborn.
Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist auch als 'Kissing Disease' bekannt.
Dr. Dominik Brors, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Paderborn
Die typischen Symptome treten oft bei der erstmaligen Infektion im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter auf.
Wie sich das Pfeiffersche Drüsenfieber äußert
Typisch sind starke Müdigkeit, hohes Fieber und eine Entzündung der Gaumenmandeln, eine Tonsillitis mit grau-weißen Belägen. Hinzu kommen deutlich geschwollene Lymphknoten besonders am Hals, Schluckbeschwerden und Luftnot, wenn die Mandeln extrem anschwellen. In einigen Fällen kommt es zusätzlich zur Vergrößerung von Leber und Milz. Die Diagnose erfolgt über die Blutwerte und Ultraschall. Die Blutuntersuchung kann akute EBV-Infektionen über spezifische Antikörper (IgM) nachweisen. Schnelltests sind verfügbar, aber weniger zuverlässig.
Forscher hoffen, dass es irgendwann einen Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus geben wird, um eine Infektion und Folgeerkrankungen zu unterbinden. Zwar gab es in der Vergangenheit bereits mehrere Impfstoffe, doch diese waren nicht effizient. Derzeit werden neue, bessere Impfstoffe entwickelt. Es laufen klinische Versuche, für die Freiwillige bereits mit den Vakzinen geimpft werden. Es bleibt abzuwarten, wie wirksam diese Impfstoffe sind.
Medikamente gegen Schluckbeschwerden
Die Behandlung des Pfeifferschen Drüsenfiebers erfolgt rein symptomatisch. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol senken das Fieber und sollen das Schlucken erleichtern. Cortison kann bei starken Schwellungen des Rachens mit drohender Atemnot eingesetzt werden.
Manchmal sind die Tonsillen so stark vergrößert, dass sie sich in der Mitte berühren.
Dr. Dominik Brors, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Paderborn
Antibiotika werden eingesetzt, wenn zur viralen Infektion noch eine bakterielle Superinfektion dazukommt. Hustenlöser können helfen, Schleim zu lösen und die Atemwege freizuhalten. In schweren Fällen kann eine stationäre Behandlung notwendig werden, insbesondere wenn Patienten nicht ausreichend trinken oder Komplikationen drohen.
In der Regel dauert die akute Phase drei bis fünf Wochen, in denen strikte Schonung notwendig ist. Sport oder schweres Heben sollte in dieser Zeit unbedingt vermieden werden. Bei schweren Verläufen sollte man sich bis zu drei Monate schonen. In sehr seltenen Fällen (unter einem Prozent) kann es zu schweren Komplikationen kommen. Dazu zählen eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder ein Milzriss (Milzruptur).
Mögliche Langzeitfolgen
In den meisten Fällen heilt die Erkrankung vollständig aus. Das Epstein-Barr-Virus bleibt jedoch lebenslang im Körper und kann erneut aktiv werden. Langzeitfolgen seien zwar selten, aber ein möglicher Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen werde diskutiert, sagt Dominik Brors. Wenn man mit dem Virus infiziert ist, erhöhe sich dadurch zum Beispiel das Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Dieser Einfluss dürfe jedoch nicht überbewertet werden.
Viele Menschen tragen dieses Virus in sich, aber nur wenige Personen erkranken an MS.
Dr. Dominik Brors, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Paderborn
Laut Brors könne das Epstein-Barr-Virus daher nicht allein für die Erkrankung ursächlich sein.
Die Indizien häufen sich, dass das Epstein-Barr-Virus auch andere Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes, das Sjögren-Syndrom oder eine rheumatoide Arthritis verschlimmert. In seltenen Fällen kann das Epstein-Barr-Virus Krebs verursachen, insbesondere das Burkitt-Lymphom sowie Krebserkrankungen des Magens und des Nasen-Rachenraums.
Auch ein heftiger Entzündungsschock bei Kindern ist möglich. Er kann mehrere Wochen nach einer Corona-Infektion auftreten und lebensbedrohlich werden. Dieses sogenannte PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) ist laut neueren Studien auf eine Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus zurückzuführen.
Quelle: dpa
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