Asthma: Wie Atemphysiotherapie Symptome lindern kann
Hilfe für die Lunge:Atemphysiotherapie bei Asthma
von Silke Potthoff
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Asthma ist eine chronische Atemwegserkrankung. Zur Behandlung werden meist kortisonhaltige Sprays eingesetzt. Wie sich durch Atemtherapie der Bedarf an Medikamenten senken lässt.
Ausatmen gegen Widerstand, der Sauerstoff wird knapp, Luftnot: Patienten mit Asthma kennen das. Wie Atemphysiotherapie helfen kann.06.05.2025 | 4:49 min
Atmen ist für die meisten Menschen etwas Selbstverständliches. Einatmen und Ausatmen verläuft in der Regel ganz unbewusst - ohne das wir darüber nachdenken. Für über 100 Millionen Menschen weltweit ist Atmen jedoch eine ständige Herausforderung: Sie leiden an einer chronischen Erkrankung der Atemwege.
Zu diesen Atemwegserkrankungen gehört Asthma bronchiale. Allein in Deutschland sind etwa acht Prozent der Menschen davon betroffen. Die Beschwerden gehen auf entzündliche Prozesse in den Bronchien zurück, die den Gasaustausch in den Lungenbläschen behindern.
Bei Asthma bronchiale reagieren die Atemwege überempfindlich und entzündet auf bestimmte Reize. Dadurch kommt es zu einer Verengung der Atemwege. Typische Symptome sind Kurzatmigkeit und Atemnot, Husten, eine vermehrte Produktion von Schleim in den Bronchien und pfeifende Atemgeräusche. Vor allem das Ausatmen fällt Asthmatikern schwer.
Behandelt wird Asthma in der Regel mit kortisonhaltigen Medikamenten in Form von inhalativen Sprays. Sie sollen die entzündlichen Prozesse verringern. Zwar ist das Kortison mittlerweile so gering dosiert, dass weniger Nebenwirkungen auftreten, dennoch kann es zu Mundtrockenheit, Pilzinfektionen, Magen-Darm-Beschwerden und anderen vegetativen Störungen kommen.
Was Atemphysiotherapie bei Asthma leistet
Ziel der Behandlung von Asthma ist es, Symptome zu kontrollieren und Atemnot sowie Asthmaanfälle zu verhindern. Dabei kann Atemphysiotherapie ein wichtiger Baustein sein, da sie bei den Betroffenen zu einer Verbesserung des Krankheitsverlaufs und der damit verbundenen Beschwerden beiträgt.
Zur Atemphysiotherapie gehören aktive und passive Übungen. Sie trainieren und stärken die Atemmuskulatur und erleichtern den Abtransport von Sekret aus den entzündeten und verstopften Atemwegen. Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Atemphysiotherapie ist das Erlernen spezieller Atem- und Selbsthilfetechniken.
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Atemphysiotherapie kann Bedarf an Medikamenten reduzieren
Betroffene können durch regelmäßige und gezielte Atemübungen ihren Bedarf an Medikamenten reduzieren, weiß Björn Martens, Internist und Pneumologe aus Berlin. Durch die gestärkte Atemmuskulatur und das verbesserte Abhusten des Sekrets in den Bronchien bleiben die Atemwege länger frei. Der Bedarf an Medikamenten, die denselben Zweck erfüllen, sinkt.
Hinzu kommt das Gefühl, die Krankheit kontrollieren zu können, was zu einem besseren Umgang mit der Erkrankung und in der Folge zu mehr Lebensqualität führt.
Jemand der gute Atemtechniken beherrscht, hat am Ende weniger Bedarf an Notfallmedikamenten.
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Dr. Björn Martens, Pneumologe
So kann eine Atemnotkrise durch die richtige Atemtechnik schon in ihrer Entstehung vermieden werden. Dadurch verringert sich auch die Anwendung von Notfallsprays und damit das Risiko der damit verbundenen Nebenwirkungen.
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Lippenbremse hilft bei Asthmaanfall
Bei Atemnot ist die sogenannte Lippenbremse die wichtigste Übung. Durch das langsame, bewusste Ausatmen gegen die locker geschlossenen Lippen wird ein Kollaps der Bronchien verhindert und das vollständige Abatmen von Kohlendioxid erreicht. Das wiederum erleichtert das Einatmen von Sauerstoff.
Atemnot löst Angst und Panik aus, wodurch sich asthmatische Symptome verstärken können. Durch eine verbesserte Atmung lässt jedoch auch das Gefühl der Hilflosigkeit nach.
So wirkt Atemphysiotherapie
Das Prinzip dieser Übungen ist das langsame Ausatmen gegen einen Widerstand, damit anschließend ein ruhiges und vollständiges Einatmen gewährleistet wird. Der Widerstand bremst den Luftstrom und verhindert, dass der Druck in den Lungen zu schnell abfällt. Das wiederum verbessert die Sauerstoffaufnahme in den Lungenbläschen.
Eine einfache Übung ist, sich flach auf den Rücken und die Hände auf den Bauch zu legen. Dann wird bewusst so eingeatmet, dass sich die Hände auf dem Bauch deutlich nach oben bewegen. Wichtig ist auch, dass die Atmung kurz gestoppt wird, um eine Hyperventilation zu vermeiden - bevor dann langsam und möglichst vollständig wieder ausgeatmet wird.
Übungen zur Lockerung von Sekret oder Verschleimungen werden in der Regel von speziell geschulten Physiotherapeuten durchgeführt. Sie können nach Anleitung teilweise auch von den Patienten selbst praktiziert werden. Während der Behandlung wird durch Vibration und Klopfen das Sekret in der Lunge gelockert, durch das Ausatmen gegen einen Widerstand aus den Atemwegen transportiert und schließlich abgehustet.
Übungen wie die Schulterbrücke dienen dazu, den Brustkorb aufzudehnen und die verkrampfte Atemmuskulatur zu lockern. Dadurch wird auch die Bauchatmung unterstützt, die wichtig für eine vollständige Belüftung der Lunge ist. Die Übungen dienen außerdem der Entspannung.
Atemphysiotherapeutin Birgit Slametschka weiß, dass Patienten die Übungen aus der Atemtherapie auch regelmäßig selbst durchführen müssen.
Ziel ist, das diese Techniken in einer Notsituation automatisiert abgerufen werden können.
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Birgit Slametschka, Physiotherapeutin mit Schwerpunkt Atemphysiotherapie
Was verbindet Roland Kaiser und Leonard Nimoy alias Mr. Spock? Beide hatten COPD. Diese Lungenerkrankung ist nicht heilbar, doch die quälende Atemnot lässt sich effektiv lindern.
von Anja Braunwarth
mit Video
Atemphysiotherapie hilft auch bei COPD
Nicht nur bei Asthma helfen gezielte Atemübungen. Vor allem bei schweren Atemwegserkrankungen wie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, kurz COPD, ist Atemphysiotherapie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Hier sind die Übungen speziell auf die Bedürfnisse von COPD-Patienten zugeschnitten, deren Atemwege dauerhaft verengt sind. Sie helfen die Lungenfunktion und damit die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Atemphysiotherapie wird von speziell geschulten Physiotherapeuten durchgeführt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten jedoch meist nur bei schweren Krankheitsfällen. Jeder Patient sollte individuell mit seinem Lungenfacharzt besprechen, inwieweit diese Therapie ihm helfen und verordnet werden kann, da die Ausprägung der Krankheit individuell sehr unterschiedlich ist.
Atemübungen helfen auch Gesunden
Auch für gesunde Menschen kann es sinnvoll sein, sich mit der Atmung zu beschäftigen und Atemübungen zu machen.
Bewusst zu Atmen kann einen Schalter umlegen und man kann viel mehr in sich ruhen.
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Dr. Björn Martens, Pneumologe
So kann bewusstes Atmen den Herzschlag und den Blutdruck regulieren. Zudem baut eine bewusste Atmung Stress ab und führt zu mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag. In jedem Fall bedeutet Kontrolle über die Atmung auch Kontrolle über das eigene Wohlbefinden zu haben.
Wie gezielte Atemübungen bei Bluthochdruck helfen können.
24.08.2023 | 5:23 min
Quelle: dpa
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