Namensverbot für Veggie-Wurst und Co.?

Abstimmung im EU-Parlament:Namensverbot für Veggie-Wurst und Co.?

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Aus für Bezeichnungen wie Veggie-Burger und Co.? Das EU-Parlament berät in dieser Woche über ein Verbot von Fleischbegriffen für Pflanzenprodukte. Die Meinungen gehen auseinander.

Vegane und vegetarische Fleischersatzprodukte in einem Kühlschrank.

2020 hatte das EU-Parlament zunächst entschieden, dass Fleischersatz-Produkte weiterhin als Burger, Steak oder Wurst gelabelt werden dürfen. (Symbolbild)

Quelle: Imago

Auf EU-Ebene ist ein Verbot von Bezeichnungen wie "Burger", "Wurst" oder "Schnitzel" für vegetarische Produkte im Gespräch. Verbraucherschützer kritisieren das Vorhaben scharf. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) haben jedoch Zustimmung dafür signalisiert. Merz sagte am Sonntagabend in der ARD:

Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Im EU-Parlament in Straßburg wird in dieser Woche über einen Antrag abgestimmt, der vorsieht, dass Burger, Schnitzel und Würste nur so heißen dürfen, wenn Fleisch enthalten ist. Der Agrarminister und gelernte Metzgermeister Rainer begrüßte dies. Er sagte der "Bild":

Für mich persönlich ist ein Schnitzel aus Pute, Kalb oder Schwein.

Alois Rainer, Landwirtschaftsminister

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Minister fordert Transparenz bei Lebensmitteln

Das Landwirtschaftsministerium verwies auf den Koalitionsvertrag, in dem festgehalten sei, dass Verbraucherinnen und Verbraucher selbstbestimmt entscheiden sollen, wie sie sich ernähren. Dafür brauche es "Transparenz und Informationen über die im Handel erhältlichen Lebensmittel".

Das Ministerium begrüße daher "die klare Unterscheidung und Erkennbarkeit traditionell tierischer Lebensmittel und pflanzlicher Fleischersatzprodukte".

Die für das Vorhaben im Europaparlament zuständige Abgeordnete Céline Imart teilte auf Anfrage mit, es bestehe "ein echtes Verwechslungsrisiko". Pflanzenbasierte Ersatzprodukte böten etwa nicht die gleichen Nährwerte wie ihre tierischen Originale.

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Foodwatch: Keine Belege, dass Verbraucher verwirrt werden

Die Verbraucherorganisation Foodwatch sieht die EU hingegen auf dem Holzweg: Es gebe keinerlei Belege dafür, dass Verbraucher durch sichtbar als "vegan" oder "vegetarisch" gekennzeichnete Produkte verwirrt würden, erklärte Foodwatch-Deutschlandchef Chris Methmann.

Unter dem Vorwand des Verbraucherschutzes will die EU vertraute Begriffe wie Tofuwürstchen oder Seitan-Schnitzel verbieten - das ist nicht Verbraucherschutz, das ist Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie.

Chris Methmann, Foodwatch-Deutschlandchef

"Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher ist über diese Begriffe nicht verwirrt", erklärte auch der Europäische Verbraucherverband BEUC. Das EU-Vorhaben "ergibt aus Verbrauchersicht wenig Sinn".

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Auch Stephanie Wetzel vom Verbraucherzentrale Bundesverband sieht ein mögliches Verbot kritisch. Es sei wenig hilfreich, wenn Ersatzprodukte keine Namen von Produkten tragen dürfen, die typischerweise mit Fleisch assoziiert würden. Bei einem Begriff wie "Veganes Seitan-Schnitzel" wüssten Verbraucher, was sie geschmacklich erwarte und welche Ersatzzutat das Produkt enthalte.

Abstimmung im EU-Parlament am Mittwoch

Die Abstimmung im EU-Parlament ist für Mittwoch angesetzt. Endgültig wäre die Entscheidung aber nicht, das Parlament müsste im Anschluss noch mit den 27 EU-Staaten über die vorgeschlagene Gesetzesänderung verhandeln.

Quelle: AFP, dpa

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