Teures Fleisch auf dem Teller:Rekordpreise fürs Rindersteak: Das sind die Gründe
Im Supermarkt oder beim Metzger fällt auf: Für Steak, Hack oder Braten vom Rind muss man immer tiefer in die Tasche greifen. Aber warum ist das so? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Wie kommt das Steak eigentlich auf unseren Tisch? Und wieso steigen Lebensmittelpreise? Das System Landwirtschaft erklärt in einer Doku.
22.10.2023 | 43:48 minDie Rindfleischpreise in Deutschland klettern von Rekordhoch zu Rekordhoch. Die Schlachtpreise für Jungbullenfleisch haben mittlerweile die Schwelle von 7 Euro je Kilogramm überschritten, nachzulesen in amtlichen bayerischen Daten ebenso wie bei der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) in Oldenburg.
Im Vergleich zum Sommer 2023 ist das ein Preisanstieg von gut 50 Prozent, weit über der allgemeinen Inflationsrate. Die Verbraucherpreise beim Metzger und im Supermarkt sind noch um ein Vielfaches höher, Kilopreise von 40 bis über 50 Euro für Rindersteak von guter Qualität sind keine Ausnahme.
Auch Rinderhackfleisch ist deutlich teurer geworden: Die Verbraucherpreise stiegen von 2020 bis 2024 insgesamt um 46 Prozent und zogen in den vergangenen Monaten weiter deutlich an.
ZDFheute Infografik
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Weniger Rinder, höhere Preise
Woran liegt das? "Die Entwicklung lässt sich mit dem Rückgang der Rinderbestände erklären", sagt Tim Koch, Bereichsleiter Fleischwirtschaft bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn. "Die gehen jedes Jahr um zwei, drei, vier Prozent zurück."
Viele Höfe machen zu, es gibt oft keine Betriebsnachfolger.
Tim Koch, Bereichsleiter Fleischwirtschaft bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft
In Zahlen: Im Mai 2015 hielten die deutschen Bauern nach Daten des Statistischen Bundesamts noch 12,6 Millionen Rinder, im Mai dieses Jahres waren es nur noch 10,3 Millionen. Zwangsläufig werden daher auch weniger Rinder zur Schlachtbank geführt.
Die Fleischproduktion hat einen hohen Preis: Tiere sterben und das Klima wird belastet. Immer mehr Menschen essen vegetarisch oder vegan. Sind Fleischesser ein Auslaufmodell?
26.10.2021 | 38:27 minBlauzungenkrankheit verschärfte Situation
In der Bundesrepublik wird zwar keineswegs nur heimisches Fleisch verzehrt, doch sinken die Rinderzahlen auch in anderen europäischen Ländern.
Die Nachfrage nach Rindfleisch ist in den vergangenen Jahren ebenfalls zurückgegangen, aber das Angebot an Schlachttieren ist knapper geworden.
Tim Koch, Bereichsleiter Fleischwirtschaft bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft
Verschärft wurde die Teuerung bei Rindfleisch und Milchprodukten zeitweise durch eine - für Menschen ungefährliche - Tierseuche, die seit Herbst 2023 ihren Weg durch die Ställe nahm: die Blauzungenkrankheit. Von Mai 2024 bis Ende April 2025 zählte das bundeseigene Friedrich-Löffler-Institut 17.854 Blauzungeninfektionen, mittlerweile ist der Höhepunkt überschritten. Eine Sprecherin sagt: "Die natürliche Durchseuchung und starke Impfbereitschaft in allen Bundesländern haben die potenziell empfänglichen Tiere stark reduziert."
Doch der Rückgang der Blauzungeninfektionen geht nicht mit einem Ende der Teuerung einher. Denn an den Fundamentaldaten hat sich nichts geändert: Weniger Bauern halten weniger Rinder. Der Beruf des Rinderhalters scheint so unattraktiv geworden zu sein, dass nicht einmal die hohen Preise daran etwas ändern.
Welche Folgen könnte Mercosur-Freihandelsabkommen haben?
Viele Landwirte sind zudem besorgt, dass das - noch nicht ratifizierte - Mercosur-Freihandelsabkommen der EU mit Südamerika hierzulande die Preise wieder in den Keller treiben könnte. Brasilien ist mit über 210 Millionen Tieren weltgrößter Rindfleischproduzent, auch in Uruguay, Argentinien oder Chile gibt es riesige Rinderherden.
Deutschlands Wirtschaft verspricht sich viel vom EU-Mercosur-Abkommen, so ZDF-Wirtschaftsexperte Bethmann. Kritisiert werden die niedrigeren Standards bei Tier- und Arbeitsschutz.
04.09.2025 | 1:59 minHier gibt der Bundesverband Rind und Fleisch vorsichtige Entwarnung: "In den Nachverhandlungen wurden die zusätzlichen Importmengen deutlich begrenzt, sodass es sich im Fall von Rindfleisch lediglich um ein sehr kleines Volumen im niedrigen einstelligen Prozentbereich der südamerikanischen Jahresproduktion handelt."
Aber warum geben Rinderhalter auf, wenn die Erzeugerpreise sowohl für Fleisch als auch für Milch hoch sind? Der Bayerische Bauernverband (BBV) nennt als Gründe unter anderem große bürokratische Belastungen und hohe Investitionskosten.
Planungssicherheit, klare politische Rahmenbedingungen – was Landwirte fordern und wie ihre Situation ist.
16.01.2025 | 1:35 minBullenmast und Kälber teurer
Hohe Erzeugerpreise bedeuten zudem nicht zwangsläufig, dass die Bauern riesige Gewinne einfahren. Vor allem in der Bullenmast seien die Preise, aber auch die Kosten gestiegen, sagt eine BBV-Sprecherin. "Bullenkälber kosten 2025 deutlich mehr als im Vorjahr, zeitweise sogar das Doppelte."
Derzeit deutet also wenig auf eine neuerliche Tiefpreisphase hin. "Dass die Rindfleischpreise wieder auf das Niveau sinken, wie wir es vor eineinhalb Jahren hatten, glaube ich nicht", sagt Fleischfachmann Koch bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. "Wir werden uns auf einem höheren Niveau einpendeln."
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