"Freiwilligkeit alleine reicht nicht":Wehrdienst: Schwedische Ministerin widerspricht Pistorius
von Dominik Rzepka
Beim Wehrdienst setzt Boris Pistorius auf Freiwilligkeit, verweist auf nordische Länder. Schwedens Gleichstellungsministerin widerspricht. Freiwilligkeit alleine reiche nicht aus.
Beim Wehrdienst setzt Boris Pistorius auf Freiwilligkeit und verweist auf nordische Länder. Schwedens Gleichstellungsministerin widerspricht. In Schweden reiche Freiwilligkeit alleine nicht aus.
19.11.2025 | 1:15 minDie schwedische Gleichstellungsministerin, Nina Larsson (Liberale), hat einer Aussage von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zum Wehrdienst widersprochen.
Pistorius hatte vergangene Woche ZDFheute gesagt:
In Schweden, Finnland und Dänemark reichen die Freiwilligenzahlen. Warum sollten sie in Deutschland nicht reichen?
Boris Pistorius, SPD
Larsson sagt ZDFheute, zwar sei Freiwilligkeit in Schweden eine wichtige Komponente.
Aber in Schweden reicht Freiwilligkeit alleine nicht aus.
Nina Larsson, Gleichstellungsministerin Schweden
"Die Freiwilligkeit reicht, die Bewerberzahlen zeigen das", so Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius vergangene Woche.
13.11.2025 | 6:15 minSchweden als Beispiel für Deutschland?
Schweden hatte im Jahr 2017 die Wehrpflicht wieder eingeführt. Dabei kommen auch verpflichtende Elemente zum Tragen. "Jetzt, wo der Bedarf steigt und mehr Menschen den Militärdienst leisten müssen, reichen die Freiwilligen nicht aus", so Larsson.
Es bleibt für die Verteidigungsfähigkeit Schwedens wichtig, dass es auch eine Pflicht gibt und eine Schuldigkeit für die Mitbürger in unserem demokratischen Land.
Nina Larsson, Gleichstellungsministerin Schweden
ZDFheute Infografik
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Auf die Frage, ob das auch für Deutschland gelten sollte, sagt Larsson, sie könne nicht für Deutschland antworten. Aber: "Wir können als Beispiel dienen, wie man von der Freiwilligkeit hin zur Wehrpflicht gekommen ist." Ihre Einstellung sei, dass man das Gesetz zur Wehrpflicht als Grundlage brauche.
Auch um deutlich zu machen, dass man Schweden verteidigen muss, wenn man schwedischer Mitbürger ist.
Nina Larsson, Gleichstellungsministerin Schweden
Für Boris Pistorius fangen die Probleme jetzt erst an. Was, wenn nicht genügend Freiwillige zum Bund kommen? Dann müsste ein neues Gesetz her. Die Debatte wäre wieder da, mit aller Härte.
16.11.2025 | 4:21 minSchwedens Armee auf Frauen angewiesen
Larsson, die selbst Veteranin ist und unter anderem im Kosovo im Einsatz war, verweist außerdem auf die Bedeutung von Frauen in den schwedischen Streitkräften. Sie machten knapp 20 Prozent der Wehrpflichtigen aus.
Ohne Frauen würde Schweden den Bedarf an Wehrpflichtigen nicht decken können, so Larsson. "Wenn die schwedischen Streitkräfte Menschen auswählen, dann ist es sehr wichtig, dass sie das aus der gesamten Bevölkerung tun können. Nicht nur aus der Hälfte."
Das macht einen Riesenunterschied, wenn man nach Talenten und der geeigneten Kompetenz sucht. Wir brauchen die ganze Bevölkerung als Basis.
Nina Larsson, Gleichstellungsministerin Schweden
Sehen Sie hier einen Auszug aus dem Interview mit der schwedischen Gleichstellungsministerin Nina Larsson (Liberale).
19.11.2025 | 0:44 minUppsala: 40 Prozent Frauen
Viele Frauen, die zum Militär gingen, würden sich für eine gewisse Zeit verpflichten. "Das deutet darauf hin, dass sie sich wohlfühlen. Und das Gefühl haben, einen Beitrag leisten zu können."
Sie habe kürzlich eine Einheit in Uppsala besucht, nördlich von Stockholm. "Da sind über 40 Prozent der Wehrpflichtigen Frauen", so Larsson. In Schweden sei die Auswahl der Wehrpflichtigen komplett geschlechtsneutral.
"Wenn man Menschen auswählt, macht man das nach physischen und psychischen Kriterien. Und die müssen natürlich alle erfüllen, ganz gleich, welches Geschlecht sie haben."
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