Mietwucher: Linke macht Druck im Bundestag

Schärfere Regeln, höhere Bußgelder:Mietwucher: Linke macht Druck

Jan Henrich aus dem ZDF-Hauptstadtstudio

von Jan Henrich

|

Die Linke fordert im Bundestag ein schärferes Vorgehen gegen Mietwucher. Im Bundesrat hatte ein ähnlicher Vorstoß schon eine Mehrheit. Schwarz-Rot tritt bislang auf die Bremse.

Wohnhäuser

Wenn Vermieter übermäßig zulangen, droht ein Bußgeld. Doch die Voraussetzungen für entsprechende Nachweise sind bislang hoch.


Dass die Linksfraktion im Bundestag einen Gesetzesentwurf einbringt, der ursprünglich aus der Feder der CSU-geführten Bayerischen Staatskanzlei stammt, kommt nicht allzu häufig vor. Beim Thema Mietwucher liegen die Positionen aber anscheinend nicht allzu weit auseinander.

Zumindest, wenn es um höhere Bußgelder für Vermieter geht, die bei Wohnungsnot horrende Preise verlangen. Dass der Vorschlag heute im Bundestag eine Mehrheit erhält, gilt dennoch als unwahrscheinlich. Denn die schwarz-rote Koalition setzt bislang auf Abwarten.

Altbau-Mietshäuser von außen

Immer mehr Vermieter bieten Wohnungen zu überhöhten Preisen an, indem sie den Wohnraum möbliert und "zum vorübergehenden Gebrauch“ vermieten. Damit ist es möglich, die Mietpreisbremse zu umgehen.

01.07.2025 | 7:37 min

Bundesrat drängt seit 2019 auf Verschärfung

Konkret geht es darum, eine seit mehreren Jahrzehnten bestehende Regelung zu verschärfen. Behörden können demnach Bußgelder gegen Vermieter verhängen, wenn die ein knappes Wohnungsangebot ausnutzen, um unangemessen hohe Mieten zu fordern. Eine Miete, die 20 Prozent über dem vergleichbaren Mietspiegel liegt, kann dafür schon ausreichen.

Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder leichtfertig für die Vermietung von Räumen zum Wohnen oder damit verbundene Nebenleistungen unangemessen hohe Entgelte fordert, sich versprechen lässt oder annimmt.

§ 5 Abs. 1 Wirtschaftsstrafgesetz 1954

Doch die Voraussetzungen für entsprechende Nachweise sind hoch. In der Praxis spielt die Regelung daher kaum eine Rolle. Der Freistaat Bayern hatte deshalb bereits 2019 im Bundesrat eine Gesetzesänderung vorgeschlagen, die dort eine Mehrheit erhielt. Drei Mal legte die Länderkammer dem Bundestag den entsprechenden Vorschlag vor. Doch dort wurden die Beratungen bislang nie vor Ablauf der Legislaturperiode abgeschlossen.

Ein Zimmer mit kahlen Wänden und kargem Einrichtungsstil. Im Vordergrund Mietpreis in rot sowie grünes Spur-Logo

In Großstädten boomt der Markt für möblierte Zimmer und Apartments. Mieter zahlen teilweise horrende Preise. Immer wieder haben die teuren Zimmer Mängel wie defekte Heizung oder kein Warmwasser.

03.09.2025 | 28:41 min

Linke sucht mit App nach überhöhten Mieten

Aktuell hat die Fraktion der Linken den Gesetzesvorschlag eins zu eins übernommen und lässt ihn am Donnerstag in dritter Lesung im Bundestag beraten. Revolutionär sind die Forderungen nicht. Die Nachweise für Mietwucher sollen erleichtert und die Bußgelder erhöht werden. Der Rechtsstaat dürfe bei dem Thema nicht länger wegschauen, so Caren Lay, Mietpolitische Sprecherin der Fraktion.

Derart überhöhte Mieten sind illegal, sie müssen in Deutschland endlich verfolgt werden.

Caren Lay, Mietenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke

In einer eigens erstellten Mietwucher-App hatte die Linke Hinweise für überhöhte Mieten gesammelt. Nach Angaben der Fraktion hatten sich innerhalb eines Jahres 220.000 Menschen daran beteiligt. In zwei Dritteln der Fälle hätten die Mieten mehr als 20 Prozent über dem Mietspiegel gelegen.

Ein Laptop mit einem Programm gegen Mietwucher auf dem Bildschirm

Die Bundestagsfraktion "Die Linke" hat eine App herausgegeben, mit der Mieter*innen herausfinden können, ob sie eine zu hohe Miete zahlen. Clemens Kuck aus Berlin hat sie ausprobiert.

22.07.2025 | 2:31 min

Schwarz-Rote Koalition setzt auf Arbeitsgruppe

Dass die Linksfraktion den Gesetzesentwurf zügig durch den Bundestag bringen will, setzt Schwarz-Rot unter Druck. Denn die Koalition hatte bislang andere Pläne. Im Koalitionsvertrag ist die Einsetzung einer "Expertengruppe Mietrecht" vorgesehen.

In einer Stellungnahme vom Juli hatte die Bundesregierung daher mitgeteilt, dass sie den Entwurf aus dem Bundesrat "zur Kenntnis" genommen habe, aber den Ergebnissen der Beratungen der Expertengruppe nicht vorgreifen will. Ergebnisse, die allerdings erst für Ende 2026 erwartet werden.

Mehr zum Thema Mieten

  1. Simpel möblierter Wohnraum mit Essbereich, Couch, Sesseln und Fernseher
    FAQ

    Apartment, WG, möblierte Wohnung und Co.:Wohnen auf Zeit: Darauf sollten Sie achten

    von Thilo Hopert
    mit Video

  2. Symbolbild: Ein Student sitzt in einer Turnhalle auf einer Isomatte.

    Wohnungsnot für Studierende:Wohnkosten knacken 500-Euro-Marke


  3. Fuggerei in Augsburg

    Fuggerei in Augsburg:Warum bezahlbare Mieten keine Utopie sein müssen

    von Caroline Drees
    mit Video

  4. Altbau-Mehrfamilienhäuser in Wiesbaden, Deutschland.

    IW-Studie zu Wohnungsmarkt:Immobilienpreise und Mieten steigen weiter an

    mit Video