Veteranentag 2025: Deutschland ehrt seine Soldaten
Erster nationaler Veteranentag:Bundeswehr in der Mitte der Gesellschaft?
von Henriette de Maizière
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Beim Veteranentag geht es um gesellschaftliche Anerkennung und Sichtbarkeit. In Zeiten von Krieg aber auch um die Debatte zur Wehrpflicht und zur deutschen Kriegstüchtigkeit.
Am 15.06.2025 wird in Deutschland der erste Veteranentag begangen.
Quelle: dpa/Soeren Stache
Unsere Freiheit werde auch am Hindukusch verteidigt, sagte vor über 20 Jahren der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD). Doch Auslandseinsätze dieser Art verlangen von den Soldatinnen und Soldaten und den Angehörigen viel ab. Am heutigen 15. Juni ehrt Deutschland erstmals seine Soldatinnen und Soldaten, die bereit waren und sind, Freiheit und Demokratie zu verteidigen.
Der Bundestag hatte die Einführung des Gedenktages im vergangenen Jahr auf Antrag von SPD, Union, Grünen und FDP beschlossen. "Sie verdienen Respekt, Anerkennung und Würdigung für ihren Dienst und die Bereitschaft, im Fall des Falles das höchste Gut - ihr Leben - für Sicherheit, Frieden und Freiheit einzusetzen", hieß es in dem Antrag.
Mit einem Nationalen Veteranentag werden in Deutschland erstmals Soldaten der Bundeswehr für ihren Dienst gewürdigt. Die zentrale Veranstaltung findet in Berlin statt.15.06.2025 | 0:24 min
Erster nationaler Veteranentag
Im Fokus des heutigen ersten nationalen Veteranentags steht die Würdigung aktiver und ehemaliger Soldatinnen und Soldaten. Einer von ihnen ist Robert Müller. Er diente über 20 Jahre lang als Elitesoldat, Fallschirmjäger und Hundeführer bei der Bundeswehr, nahm an Auslandseinsätzen im Kosovo und in Afghanistan teil.
In Afghanistan gehört er zu den ersten Bodentruppen - eine geplante Raketenentschärfung überlebt er nur knapp. Schwer verletzt wird er ausgeflogen und operiert. Doch die psychischen Verletzungen bleiben. Für sein Leid erfährt er lange kaum Unterstützung, muss um Anerkennung und finanzielle Unterstützung kämpfen.
Was ich vermisst habe, ist das politische - die Übernahme der Verantwortung für das, was uns in Afghanistan oder im Kosovo passiert ist. In den Einsätzen wo wir waren. Als wir verwundet nach Hause gekommen sind. Da gab es niemanden, der uns aufgefangen hat. Das ist heute Gott sei Dank deutlich besser.
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Robert Müller, Veteran
12 Jahre dauert es, bis seine Wehrdienstbeschädigung anerkannt wurde. Heute scheint er versöhnt. Müller sieht sich als Botschafter für Einsatzgeschädigte und -verwundete. Anlässlich des Veteranentages läuft er von Hamburg nach Berlin. 350 Kilometer zu Fuß, die er seinen Kameradinnen und Kameraden widmet.
Die Bundeswehr braucht für die neuen Nato-Planungsziele bis zu 60.000 Soldaten zusätzlich, sagt Verteidigungsminister Pistorius. Die Truppe hat schon jetzt ein Personalproblem.05.06.2025 | 8:07 min
Deutschland: Politik will "Zeitenwende"
In den Niederlanden oder den USA sind Feiertage für Veteranen selbstverständlich. Veteranen genießen in den USA kostenlose oder stark vergünstigte Ansprüche auf Bildung und Krankenversicherung. Deutschland tut sich - auch aufgrund seiner historischen Verantwortung - eher schwer mit offen zur Schau gestellten militärischen Ehren.
Der 15. Juni wird künftig nationaler Veteranentag sein. Es soll kein Feiertag sein und nicht zur Heldenverehrung dienen, sondern eine angemessene Anerkennung des Dienstes ehemaliger und aktiver Soldaten sein.25.04.2024 | 1:43 min
Doch Deutschland soll kriegstüchtig werden, Olaf Scholz (SPD) hatte nach dem russischen Überfall auf die Ukraine die "Zeitenwende" ausgerufen. Dafür braucht es nicht nur schweres Gerät - dafür braucht es auch und vor allem Menschen, die in der Bundeswehr dienen wollen. Die bereit sind, für Deutschland zu kämpfen. Bundesweit gibt es anlässlich des Veteranentags Veranstaltungen, die zentrale findet in Berlin statt. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Henning Otte (CDU), sagt:
Der Veteranentag vor dem Berliner Reichstag, dem Sitz des Parlaments, ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung für die Truppe. Das ist eine Sichtbarkeit für die Truppe dort, wo sie hingehört: nämlich in der Mitte der Gesellschaft.
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Henning Otte (CDU), Wehrbeauftragter
Kritik kommt von Seiten der Opposition. Es brauche keine Militarisierung, sondern Deeskalation. Von Dietmar Bartsch (Linke) heißt es: "Wenn wir die gesamte Entwicklung sehen, Kriegstüchtigkeit, Aufrüstung, Veteranentag, dann ist das Problem, dass unsere Gesellschaft in eine Richtung abdriftet, die immer mehr in Richtung Verteidigung, Aufrüstung geht. Ich sehe das als sehr problematisch an. Wir wissen aus der Geschichte, was das bedeutet. Eine heutige Eskalation, die in einem Atomkrieg enden kann, ist eine Katastrophe und deshalb wünsche ich mir Nachdenklichkeit am Veteranentag." Nachdenklichkeit und Dankbarkeit: Der Veteranentag ist ein Anfang.