Studie des Paritätischen Gesamtverbands:Kinder in Armut: Zuschüsse kommen nicht an
Seit 2011 soll das Bildungs- und Teilhabepaket Kindern in Armut den Zugang zu Kultur und Sport sichern. Eine neue Studie zeigt: Es hapert enorm an der Umsetzung.
Soziale Teilhabe ist für bedürftige Kinder nicht selbstverständlich.
Quelle: Colourbox.deNur eines von fünf anspruchsberechtigten Kindern bezieht Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Das ergibt eine neue Untersuchung des Paritätischen Gesamtverbands.
Die Teilhabeleistungen laufen weitgehend ins Leere. Sie sind gut gedacht, die Umsetzung oftmals schlecht gemacht.
Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer Paritätischer Gesamtverband
Von den sechs bis 15-Jährigen im Bürgergeldbezug nutzten 2024 höchstens 19,2 Prozent, also knapp ein Fünftel, diese Unterstützungsmöglichkeit, teilte der Verband mit.
Zuschüsse für Teilhabe an Sport oder Kultur
Bedürftigen Kindern steht nach dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket eine Pauschale von 15 Euro im Monat für "die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in der Gemeinschaft" zu.
Junge Menschen wollen mehr an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen teilnehmen und integriert werden. Das geht aus dem Bericht des Teilhabe-Atlas hervor.
12.05.2025 | 1:46 minDer Zuschuss kann beispielsweise für Musikunterricht, die Mitgliedschaft im Sportverein oder Freizeitfahrten verwendet werden, die ihre Eltern ihnen sonst nicht finanzieren können.
In einem derart reichen Land wie Deutschland ist es ein Ärgernis, wenn Kinder nicht zum Fußball- oder Ballettunterricht gehen können.
Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer Paritätischer Gesamtverband
Anspruchsberechtigt sind Kita- und Schulkinder unter 18, deren Familien Bürgergeld oder ähnliche Leistungen wie Sozialhilfe oder Grundsicherung bei Erwerbsminderung beziehen.
Jobcenter vermitteln kaum noch in Arbeit. Wer einmal Bürgergeld bezieht, kommt oft nicht wieder davon weg. Die Dokumentation zeigt die Schwachstellen im System und den Sozialstaat am Limit.
12.08.2025 | 43:38 minRegional große Unterschiede
Zwischen den verschiedenen Bundesländern gibt es laut der Studie große Unterschiede. In Rheinland-Pfalz und Hamburg kämen die Leistungen laut den Daten für 2024 weniger als zehn Prozent der Kinder zugute. In Schleswig-Holstein seien es hingegen gut 60 Prozent. Für die Umsetzung sind die Kommunen zuständig.
Die regional massiv ungleichen Teilhabequoten zeigen, dass Teilhabechancen häufig von der Postleitzahl abhängen. Damit dürfen wir uns niemals abfinden.
Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer Paritätischer Gesamtverband
Das Paket wurde 2011 eingeführt mit dem Ziel, die soziale Teilhabe armer Kinder und Jugendlicher zu fördern. Dieses Ziel werde "weiterhin nicht eingelöst", kritisierte der Paritätische.
Kein Geld für Hobbys, Urlaub oder Nachhilfe. Die Befreiung aus der Armutsspirale ist schwer.
27.02.2024 | 28:48 minBürokratie steht bedürftigen Kindern im Weg
Als einen Grund vermutet der Verband die bürokratischen Hürden. Bislang müssen die Familien nachweisen, dass sie das Geld tatsächlich für die kulturelle Teilhabe der Kinder ausgeben.
Joachim Rock fordert deshalb, die Teilhabeleistung pauschal an alle berechtigten Kinder und Jugendliche auszuzahlen. Zusätzlich sei ein "Rechtsanspruch auf Angebote der Kinder- und Jugendarbeit" sinnvoll.
Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ist vorgesehen, die Pauschale von 15 auf 20 Euro zu erhöhen. Erwähnt werden zudem Überlegungen zu einer "Kinderkarte" und einer "Teilhabe-App". Ein pauschaler Auszahlungsmechanismus ist nicht vorgesehen.
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