Neue Gesetze im Bundestag:Pflegekräfte bekommen mehr Verantwortung
Die Bundesregierung will die Pflege aufwerten. Pflegefachkräfte sollen mehr Verantwortung übernehmen und eigenständig Leistungen ausführen, die bisher Ärzten vorbehalten waren.
Die Bundesregierung berät heute über die Einführung einer einheitlichen Pflegefachassistenzausbildung. Die Reform soll die bisher 27 verschiedenen landesgeregelten Ausbildungen ablösen.
11.09.2025 | 1:45 minDeutschland wird immer älter. Und immer pflegebedürftiger. Ende 2023 lag die Zahl der Menschen mit Pflegebedarf bei rund 5,6 Millionen. Das Statistische Bundesamt sagt voraus, dass diese Zahl bis zum Jahr 2055 auf bis zu 8,2 Millionen anwachsen wird.
Um dem Pflegebedarf gerecht zu werden, braucht es mehr Pflegefachkräfte. Mindestens 280.000 zusätzliche Kräfte bis 2049. Die Bundesregierung hat deshalb zwei Gesetzentwürfe in den Bundestag eingebracht. Sie sollen den Pflegeberuf attraktiver machen.
Zu wenige Pflegekräfte und immer mehr Pflegebedürftige - schon heute steht das Pflegesystem unter enormem Druck. Die Bundesregierung will den Pflegeberuf daher aufwerten.
06.08.2025 | 1:40 minPflegekräfte übernehmen ärztliche Leistungen
Der Gesetzentwurf "zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege" sieht vor, dass Pflegefachkräfte bestimmte ärztliche Leistungen übernehmen. Beispielsweise das Anpassen der Insulindosis bei Diabetespatienten. Aktuell müssen die Pflegekräfte einen Arzt fragen, bevor sie die Dosis bei erhöhten oder niedrigeren Blutzuckerwerten ändern dürfen.
Auch bei der Pflege von Demenzpatienten und in der Wundversorgung sollen Pflegefachkräfte künftig eigenverantwortlich Entscheidungen treffen und heilkundliche Maßnahmen ausführen.
In der Pflege herrscht Fachkräftemangel. Ein Seniorenheim im Münsterland nutzt nun KI, um die Abläufe zu erleichtern und das Personal zu entlasten.
16.08.2025 | 1:31 minMehr Verantwortung, weniger Bürokratie
"Wir möchten selbstständig entscheiden, weil wir wissen, dass wir es können. Wir haben eine gute Ausbildung genossen und sind überzeugt, dass wir das bewältigen können", sagt Sandra Balle, stellvertretende Stationsleiterin der Tagespflege bei Streit Medical in Merzig.
Ihr Chef begrüßt den geplanten Bürokratieabbau. Aktuell verbringen seine Angestellten mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit Dokumentation. "Wenn ich als Krankenschwester eine Woche lang den gleichen Patienten versorge, muss ich jeden Tag etwas aufschreiben, selbst wenn sich nichts in der Behandlung oder in der Struktur des Patienten verändert hat", sagt Armin Streit, Inhaber der Streit Medical KG, die mehrere Pflegeeinrichtungen im Saarland und in Rheinland-Pfalz betreibt. Mehr Fokus auf den Patienten und weniger Bürokratie seien angebracht, sagt Streit.
In Deutschland leben immer mehr alte Menschen, die Pflege benötigen. Gleichzeitig wird Pflege immer teurer und es fehlen Fachkräfte, um alle zu versorgen. Wie steht es wirklich um die Pflege?
10.07.2025 | 41:55 minPflege als Heilberuf mit eigenen Kompetenzen
Der Gesetzentwurf definiert Pflege als "Heilberuf mit eigenen beruflichen Kompetenzen". Für Judith Hammerschmidt, Dozentin an der Uni Saarbrücken, ist das ein Meilenstein.
Das macht eine ganz andere Entwicklungen möglich für Pflegende, die sich in dem Pflegeberuf entwickeln und ihre eigene Expertise ausbauen wollen. Und zwar von der Ausbildung an.
Dr. Judith Hammerschmidt, Dozentin und Studiengangskoordinatorin Advanced Practice Nursing an der Uni Saarbrücken
In der Vergangenheit war das nicht so. "Da war die Pflege als Pflege-Hilfsberuf den Ärzten unterstellt. Dieses neue Gesetz ermöglicht, dass sich das modernisiert", so Hammerschmidt.
In Berlin haben bereits im Juli Bund und Länder über die Finanzierung der Pflege beraten. Das Ziel ist eine umfassende Pflege-Reform.
07.07.2025 | 1:33 minNeues Ausbildungsgesetz soll Pflege stärken
Pflegeberufe sollen attraktiver werden, der Zugang erleichtert. Der zweite Gesetzentwurf zur Pflege beinhaltet deshalb, "die Einführung einer bundeseinheitlichen Pflegefachassistenzausbildung". Die Ausbildung der Assistenten soll künftig in jedem Bundesland 18 Monate dauern und überall gleich bezahlt werden. Ein Schulabschluss ist nicht mehr nötig.
"Wir erweitern damit die Fachkräftebasis und eröffnen Chancen für Menschen, die bisher für diesen Beruf nicht in Betracht kamen", sagte Familienministerin Karin Prien (CDU) bei der ersten Lesung im Bundestag.
Um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken, wird zunehmend aus dem Ausland angeworben - eine Entlastung für das Gesundheitssystem und eine Perspektive für Zugewanderte.
18.06.2025 | 4:07 minKritik an der Finanzierung
Kritik kommt vom Verband der katholischen Altenhilfe in Deutschland (VKAD). "Wir wünschen uns die Herausnahme der Ausbildungskosten aus den Eigeneinteilen. Ein Punkt, der die Leistung in der stationären Pflege teurer macht. Die Ausbildungsumlage wird quasi von den Bewohnerinnen und Bewohnern bezahlt", sagt Geschäftsführer Andreas Wedeking.
Beide Gesetze werden jetzt in den zuständigen Ausschüssen beraten, bevor der Bundestag über sie abstimmt.
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