Merz-Vorstoß: Frankreichs Atomschutzschirm für Deutschland?

Interview

Merz-Vorstoß zu Atomwaffen:Frankreichs Atomschutzschirm für Deutschland?

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US-Präsident Trump droht Europa seinen Schutz zu entziehen. Unions-Kanzlerkandidat Merz fordert daher Gespräche über atomaren Schutz mit Frankreich.

Zusehen ist Frankreichspräsident Macron vor französischen Militärfliegern.

US-Präsident Trump droht Europa seinen Schutz zu entziehen. Unions-Kanzlerkandidat Merz fordert daher Gespräche über atomaren Schutz mit Frankreich.

21.02.2025 | 10:45 min

US-Präsident Donald Trump hat in den letzten Tagen gedroht, Europa seinen Schutz zu entziehen. Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Union, forderte daraufhin im ZDF-Morgenmagazin Gespräche mit den europäischen Atommächten über eine nukleare Teilhabe von Deutschland.  

Wir müssen uns darauf einstellen, dass Donald Trump das Beistandsversprechen des Nato-Vertrages nicht mehr uneingeschränkt gelten lässt.

Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Union

Julia Berghofer ist Expertin für die Bereiche Sicherheitspolitik, euroatlantische Sicherheit und nukleare Rüstungskontrolle. Sie arbeitet als Senior Policy Fellow beim European Leadership Network. Im Interview mit ZDFheute live erklärt sie, was das für die Nato-Partner bedeuten würde und wie eine nukleare Teilhabe Deutschlands aussehen würde.

Sehen Sie das Interview in voller Länge oben im Video und lesen Sie hier Auszüge.

Kann Trump Europa den Schutz überhaupt versagen?

Wenn der sogenannte Bündnisfall ausgerufen wird, dann sei die Bündnispflicht kein Automatismus, so Berghofer. Wird ein Staat angegriffen, dann müsse dieser Angriff von allen Bündnispartnern zunächst im Konsens anerkannt werden. Erst dann könne der Bündnisfall gemeinsam ausgerufen werden. Anschließend könne jeder einzelne Staat entscheiden, wie er unterstützen kann. Das kann sowohl militärisch als auch finanziell sein. Daher sei es theoretisch schon möglich, dass die USA nicht helfen würden, so Berghofer.

Friedrich Merz

CDU-Chef Friedrich Merz im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin.

21.02.2025 | 13:15 min

Was würde die von Merz angesprochene "nukleare Teilhabe" für Deutschland bedeuten? 

Julia Berghofer erklärt, dass das Konzept der nuklearen Teilhabe in Deutschland bereits Anwendung findet, nämlich über die in Deutschland stationierten US-Atomwaffen. 

Darüber hinaus habe es in den letzten Jahren bereits mehrfach Diskussionen über eine Europäisierung der französischen Atomwaffen gegeben. Besonders die französische Regierung habe immer wieder einen strategischen Dialog angeboten. Dabei sei es allerdings nie um eine nukleare Teilhabe gegangen. "Da muss man begrifflich sehr vorsichtig sein", so Berghofer.

Die Idee einer deutschen Abschreckung ist vollkommen unrealistisch.

Julia Berghofer, European Leadership Network

Ist ein eigenständiges, deutsches Atomwaffenprogramm vorstellbar? 

Deutschland ist völkerrechtlich gebunden an den Nichtverbreitungsvertrag, der eine atomare Aufrüstung untersagt. "Ein Austritt daraus wäre für Deutschland mit einem erheblichen Reputationsverlust verbunden", sagt Julia Berghofer. An diese Frage würden sich weitere Probleme anschließen, wie die extrem hohen Kosten, oder auch infrastrukturelle Hürden der Armee. Ein eigenes Atomprogramm sei daher für Deutschland nicht denkbar, sagt Julia Berghofer.

Wie realistisch ist Merz' Vorstoß zu einer deutschen Teilhabe an französischen Atomwaffen?

Selbst wenn es dieses Konzept einer Europäisierung der französischen Atomwaffen, wie Merz es vorschlägt, gäbe, wäre es trotzdem "wahnsinnig unwahrscheinlich, dass die Franzosen irgendeinen Teil der Entscheidungsfindung abgeben würden", sagt Berghofer. Insofern sei keinerlei Mitbestimmung Deutschlands über französische Atomwaffen zu erwarten.

Nachrichten zur Bundestagswahl

  1. Amira Mohamed Ali (l) und Fabio de Masi (r) freuen sich über ihr Wahlergebnis auf dem 3. Bundesparteitag vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).

    Parteitag beschließt Namensänderung:De Masi und Mohamed Ali bilden neue BSW-Spitze

    mit Video1:39

  2. Sahra Wagenknecht, Vorsitzende des BSW, spricht auf dem 3. Bundesparteitag der Partei «Bündnis Sahra Wagenknecht» zu den Delegierten.

    Nachrichten | heute:BSW trifft sich zum Bundesparteitag

    von Andrea Maurer
    Video1:39

  3. Sahra Wagenknecht (M, BSW Bündnis Sahra Wagenknecht), Bundesvorsitzende, nimmt zwischen Fabio De Masi (l) und Amira Mohamad Ali, BSW Bundesvorsitzende, an einer Pressekonferenz zur Neuaufstellung des BSW teil.

    Einspruch des BSW gescheitert:Ausschuss: Bundestagswahl muss nicht neu ausgezählt werden

    mit Video0:29

  4. Sahra Wagenknecht zwischen Fabio De Masi und Amira Mohamad Ali

  5. Gruppe an Leuten mit ihren Smartphones
    Grafiken

    Schlagzeilen, Promis und mehr:Google-Suche 2025: Was besonders im Trend lag

    von Lukas Wagner
    mit Video2:31

  6. BSW-Logo

    Einspruch gegen Wahlergebnis:Erreicht das BSW eine Neuauszählung der Bundestagswahl?

    von Christiane Hübscher und Stefanie Reulmann
    mit Video4:04

  7. ZDF-Politbarometer

    Nachrichten | heute 19:00 Uhr:ZDF-Politbarometer

    Video2:11

  8. Kommunalwahl NRW

    Politik | Länderspiegel:Kommt die blaue Welle in NRW

    von P. Böhmer / A. Kehlenbach / B. Spiekermann
    Video4:06