Treffen in München:Worum es bei Dobrindts "Migration Meeting" geht
Innenminister Dobrindt lädt zahlreiche europäische Amtskollegen zum Migrationsgipfel nach München. Was es mit dem "Munich Migration Meeting" auf sich hat.
Innenminister Dobrindt hat sich mit Amtskollegen aus anderen EU-Ländern zu einem Migrationsgipfel getroffen. Dabei ging es um einen schärferen Kurs in der europäischen Asylpolitik.
04.10.2025 | 2:45 minDas Setting erinnert an die Münchner Sicherheitskonferenz: Spitzenpolitiker aus unterschiedlichen Ländern treffen sich im Hotel "Bayerischer Hof" in München. "Munich Migration Meeting" nennt Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) dieses Treffen zahlreicher EU-Innenminister. ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.
Worum geht es bei dem Migrationsgipfel?
Ziel des Treffens ist es, die sogenannte Migrationswende in Europa voranzutreiben. Dobrindt selbst sagte dem Münchner Merkur vorab:
Wir wollen etwa beim Vorhaben der "return hubs" vorankommen.
Alexander Dobrindt (CSU), Bundesinnenminister
Gemeint sind Abschiebezentren außerhalb der EU. Dort sollen Menschen untergebracht werden, deren Asylantrag in Europa letztinstanzlich abgelehnt wurde. Sie müssten dort bleiben, bis sie in ihre Heimat oder einen sicheren Drittstaat abgeschoben werden können.
Die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge ist das erste Mal seit 2011 gesunken. In Deutschland leben rund 50.000 weniger Geflüchtete, als Ende letzten Jahres.
19.09.2025 | 0:24 minDie EU-Kommission hat bereits ein entsprechendes Abschiebegesetz vorgeschlagen, Mitgliedstaaten und EU-Parlament müssen noch zustimmen. Die entscheidende Frage sei aber, wo solche Zentren entstehen könnten, sagt die Migrationsforscherin Sophie Meiners von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik:
Die große Frage ist: Wie macht man es in der Praxis? Die große Hürde ist, Länder zu finden, die bereit sind, so ein Lager auf ihrem Territorium zu errichten.
Sophie Meiners, Migrationsforscherin
Zudem müsse sichergestellt werden, dass in diesen Hubs auch EU-Standards gewährt werden, so Meiners weiter. Auf konkrete Standorte für diese Zentren haben sich die EU-Innenminister laut Dobrindt noch nicht verständigt.
Wer kommt nach München?
Neben Dobrindt kommen die Innenminister von Frankreich, Italien, Polen, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg. Dabei ist auch EU-Innenkommissar Magnus Brunner.
Erst Mitte Juli hatte sich eine ähnliche Runde auf der Zugspitze getroffen: ein Gipfel auf dem Gipfel. Dass Dobrindt jetzt wieder nach Deutschland lädt, gilt als Signal, dass die Bundesregierung bei der Verschärfung der Migrationspolitik in Europa als Lokomotive wahrgenommen werden will.
Ein Abschiebeflug nach Afghanistan und ein Gipfeltreffen auf der Zugspitze: Der Innenminister gibt sich bei der Migration entschlossen.
18.07.2025 | 2:45 minWo steht Deutschland aktuell beim Thema Migration?
Als Wahlkämpfer hatte Dobrindt einen "Knallhartkurs" versprochen. Als Innenminister hat er in hohem Tempo Maßnahmen verschärft: mehr Grenzkontrollen, Zurückweisungen von Asylsuchenden und die teilweise Aussetzung des Familiennachzugs.
Tatsächlich ist die Zahl der Asyl-Erstanträge stark gesunken. Von Januar bis August 2025 gab es 78.246 Erstanträge. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren es noch mehr als 160.000. Die "Migrationswende" sei "erfolgreich eingeleitet", so Bundeskanzler Merz. Doch Migrationsexperten bezweifeln, dass die Zahlen mit Maßnahmen der Bundesregierung zu erklären sind:
Die Asylzahlen gehen zurück, das war aber auch von 2023 auf 2024 so. Also schon vor der sogenannten Migrationswende. Das legt nahe, dass die Haupteinflüsse woanders liegen.
Sophie Meiners, Migrationsforscherin
So müssten beispielsweise seit dem Fall des Assad-Regimes weniger Menschen aus Syrien fliehen, so Meiners weiter.
ZDFheute Infografik
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Vor zehn Jahren sagte Kanzlerin Merkel ihren prägenden Satz "Wir schaffen das" zur Flüchtlingskrise. Millionen flohen aus Syrien, viele kamen nach Deutschland.
30.08.2025 | 1:49 minDie sogenannte Migrationswende sollte unter anderem dafür sorgen, der AfD das Wasser abzugraben. Gelungen ist das bislang nicht. Zuletzt hatte die AfD in Umfragen immer weiter zugelegt und war zwischenzeitlich mit der Union gleichgezogen.
Deshalb will die Union Abschiebungen verstärken. Gespräche mit Syrien und Afghanistan werden vorbereitet. Allerdings dürfe man sich keine Illusionen machen, sagt Migrationsforscherin Sophie Meiners:
Es wäre ein Fehler, das Signal zu senden, dass wir sofort große Rückkehrbewegungen nach Syrien und Afghanistan sehen werden. Die Länder sind momentan gar nicht in der Lage, viele Menschen zurückzunehmen.
Sophie Meiners, Migrationsforscherin
In Syrien gebe es laut Meiners kaum verlässliche Infrastruktur, das landwirtschaftlich geprägte Afghanistan habe vier Jahre Dürre hinter sich. Auch damit dürften sich die Innenminister in München beschäftigen.
Simon Pfanzelt ist Redakteur im ZDF-Landesstudio München.
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