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Interview
SPD-Vorsitzender zum Parteitag:Klingbeil: Habe "einen auf den Deckel gekriegt"
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SPD-Chef Lars Klingbeil will Vertrauen zurückgewinnen. Sein schlechtes Wahlergebnis auf dem Parteitag habe geschmerzt, sagt er im ZDF-Interview.
Der Parteitag der SPD hat Lars Klingbeil ein dramatisch schlechtes Wahlergebnis beschert - die Quittung für das Desaster bei der Bundestagswahl und umstrittene Personalentscheidungen. Klingbeil erhielt nur 64,9 Prozent der Stimmen - das zweitschlechteste Ergebnis eines SPD-Chefs aller Zeiten.
Sehen Sie oben das ganze Interview und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Lars Klingbeil im Gespräch mit ZDF-Standpunkte ...
... zu seiner persönlichen Fehleranalyse
Er habe schwierige Entscheidungen treffen müssen nach dem Wahlabend, nach einem katastrophalen Ergebnis für die SPD. "Immer mit dem Ziel, die SPD wieder stärker zu machen, sie neu aufzustellen", sagt Klingbeil. Das habe nicht allen gefallen. Ebenso, dass die SPD mit der Union in eine Regierung gegangen sei.
Auch dass er als Finanzminister unmittelbar vor dem Parteitag einen Haushalt vorgestellt habe, der deutlich höhere Ausgaben für Sicherheit und Verteidigung vorsehe, passe manchen nicht. "Aber in einer über zweistündigen Debatte ist kein einziges kritisches Wort an mich adressiert worden."
Dann kommt das Ergebnis, das hat geschmerzt.
Lars Klingbeil, SPD-Parteivorsitzender
… dazu, wie mit so wenig Zustimmung die Stabilisierung der Partei gelingen soll
Es gehe nicht um eine Person, sondern um eine Teamleistung, sagt Klingbeil. "Ich bin sehr froh, dass mit Bärbel Bas eine sehr starke Frau als Parteivorsitzende gewählt wurde, dass wir mit Tim Klüssendorf einen neuen Generalsekretär haben, dem ich einiges zutraue."
Die Frage sei, ob sie es als Team an der Spitze der Partei, an der Spitze der Fraktion, in der Regierung, mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten es gemeinsam schafften, die SPD wieder stark zu machen. Dafür hätten sie die Weichen gestellt.
Ich bin derjenige, der einen auf den Deckel gekriegt hat, aber wir haben ein starkes Team aufgestellt und ich glaube, wir können jetzt auch wieder Richtung Zukunft blicken.
Lars Klingbeil, SPD-Parteivorsitzender
… darüber, wie er Wähler zurückgewinnen will, die zur AfD oder zur Linken abgewandert sind
Die SPD müsse sich fragen, was für die Sozialdemokratie wichtig sei in diesem Land. Die Supermarktkassiererin oder der Industriearbeiter beantworteten die Frage nach ihrer Partei nicht mehr mit SPD. "Dieses Problem haben wir gerade", sagt Klingbeil. Deswegen wolle er als Parteivorsitzender und als Finanzminister darauf setzen, die Sicherung von Arbeitsplätzen in den Mittelpunkt zu stellen.
"Ich bin fest davon überzeugt, das Wichtigste für die Menschen ist, dass sie eine Beschäftigung haben, und dass sie, wenn sie sich anstrengen, ihr Leben damit finanzieren können." Das wolle er ermöglichen, darum gehe es der SPD.
… zur Frage, wann das neue Grundsatzprogramm kommt
"Das Letzte hat acht Jahre gedauert. Diese Zeit haben wir nicht", sagt Klingbeil. Die SPD wolle jetzt einen sehr kompakten, auf zwei Jahre angesetzten Prozess. "Wir werden mit der Parteibasis, aber vor allem mit den Bürgerinnen und Bürgern im Land unterwegs sein, diskutieren, unsere Türen aufmachen, neue Ideen aufnehmen und dann noch an Klarheit gewinnen."
Das Interview führte Shakuntala Banerjee - zusammengefasst hat es Cornelia Donath.
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