SPD-Vorsitzende Bärbel Bas: "Wir müssen solidarischer werden"

Interview

Neue SPD-Vorsitzende Bärbel Bas:"Wir müssen solidarischer werden"

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Zurück an die Küchentische und in die Sportvereine: Bärbel Bas erklärt, wie sie die SPD aus der Krise führen will - und fordert von der Partei mehr gelebte Solidarität.

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Die neue Co-Chefin der SPD sieht in der neuen Personalaufstellung "ein gutes Team". Um das Vertrauen in die Partei wieder zu stärken, brauche es nun viel Aufarbeitung, sagt Bas.27.06.2025 | 5:52 min
Erst erhielt sie viel Applaus für ihre Bewerbungsrede, dann wählten 95 Prozent der Delegierten sie zur neuen Co-Vorsitzenden der Sozialdemokraten: Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas übernimmt an der SPD-Spitze den Platz der bisherigen Vorsitzenden Saskia Esken.
Jetzt soll Bas die SPD aus der Krise führen - gemeinsam mit dem zwar wiedergewählten, aber mit einem desaströsen Ergebnis von 64,9 Prozent abgestraftem Lars Klingbeil.
Im ZDF heute journal spricht Bas über das schlechte Votum für ihren Co-Vorsitzenden, ihre eigenen Schwerpunkte bei der Neuaufstellung der Partei - und weshalb sie mehr Solidarität in der SPD für unabdingbar hält.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.

Bas: Müssen Vertrauen zurück gewinnen

Angesprochen auf das schlechte Wahlergebnis von Vizekanzler Klingbeil räumt Bas ein:

Natürlich ist das Ergebnis von Lars Klingbeil nicht gut.

Bärbel Bas, SPD-Vorsitzende

Allerdings habe dieser nach der "krachenden Niederlage" bei der Bundestagswahl auch Verantwortung übernommen und die SPD in eine Koalition geführt. Klingbeil habe "Stärke gezeigt" und "natürlich sind dabei auch Verletzungen entstanden und auch Enttäuschungen", sagt Bas. Als "wahre SPD-Chefin" will sie sich Bas angesichts der Diskrepanz von Klingbeils schlechtem zu ihrem guten Wahlergebnis allerdings nicht sehen. Sie beide seien heute gewählt worden, wenn auch mit unterschiedlichen Ergebnissen:

Wir werden beide daran arbeiten müssen, das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler aber auch in der eigenen Partei wiederzugewinnen.

Bärbel Bas, SPD-Vorsitzende

Personell sieht Bas die Partei mit den personellen Veränderungen seit der Bundestagswahl "stark aufgestellt", betont aber auch, das der Prozess der Neuaufstellung noch nicht abgeschlossen sei. Die SPD habe sich zudem entschieden, ein neues Grundsatzprogramm zu erarbeiten.
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SPD soll "zurück an den Küchentisch"

Angesprochen auf den Leitantrag des SPD-Vorstandes zum Parteitag, der unter anderem die Notwendigkeit einer "authentischen Kommunikation" der Partei unterstreicht, sagt Bas, es reiche nicht zu sagen, "wir brauchen eine andere Kommunikation". Die Gründe lägen tiefer.

Wir haben in der Arbeiterschaft viel an Zustimmung verloren, und das war immer unsere Kerndomäne.

Bärbel Bas, SPD-Vorsitzende

Die SPD müsse wieder "zurück an den Küchentisch, in die Sportvereine", man sei immer die "Kümmererpartei" gewesen - deshalb sei sie einst selbst in die Partei eingetreten. Bas fordert:

Wir müssen in den Lebenswelten der Leute stattfinden und sie müssen erkennen, dass wir am Ende auch die Partei sind, die für sie kämpft.

Bärbel Bas, SPD-Vorsitzende

Dabei gehe es um "konkrete Politik, in die wir wieder reinkommen müssen", so Bas, etwa "für bessere Löhne, für bessere Renten". Aber auch dafür brauche man eine Aufarbeitung.
Und die weiter schlechten Umfragewerte der SPD? "Aufzugeben ist keine Alternative", sagt Bas und betont, sie wisse um die große Herausforderung und die großen Erwartungen an sie.

Aber ich habe gesagt, ich will diese Herausforderung annehmen, weil ich diese Partei wirklich von Herzen liebe.

Bärbel Bas, SPD-Vorsitzende

Die Politik der SPD habe ihr einen Bildungsaufstieg ermöglicht, jetzt wolle sie etwas zurückgeben.
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Bas fordert mehr Solidarität in der Partei

Eines, sagt Bas, müsse anders werden in der Partei - und kritisiert den Umgang mit ihrer Vorgängerin Esken. Es sei "wirklich kein Glanzstück, wie wir hier manchmal miteinander umgehen".

Wie sollen uns die Menschen draußen im Land glauben, dass wir Solidarität leben, wenn wir es in der eigenen Partei nicht können?

Bärbel Bas, SPD-Vorsitzende

Auch deshalb stünde die SPD da, wo sie jetzt steht, sagt Bas, und fordert von ihrer Partei: "Wir müssen solidarischer werden - intern".
Das Interview führte heute journal-Moderator Christian Sievers. Autor der Zusammenfassung ist Julian Vulturius.

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