Streit um Wehrpflicht: Jusos einigen sich mit Boris Pistorius
SPD-Parteitag:Wehrpflicht: Jusos und Pistorius einigen sich
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Nach stundenlangen Gesprächen haben sich die Jusos mit Boris Pistorius geeinigt. Zuvor hatte es Streit um einen Gesetzesentwurf über die Wiedereinführung der Wehrpflicht gegeben.
Führten offenbar stundenlang Krisengespräche: Juso-Chef Philipp Türmer (l.) und Verteidigungsminister Boris Pistorius
Quelle: dpa
Die SPD hat einen drohenden schweren Streit um die Option eines verpflichtenden Wehrdienstes nach den Plänen von Verteidigungsminister Boris Pistorius abgewendet. Nach stundenlangen Krisengesprächen änderten die Jusos auf dem Parteitag einen Initiativantrag ab, der die Verankerung eines zwangsweisen Wehrdienstes im geplanten Gesetzentwurf abgelehnt hätte.
"Wir wollen keine aktivierbare gesetzliche Möglichkeit zur Heranziehung Wehrpflichtiger, bevor nicht alle Maßnahmen zur freiwilligen Steigerung ausgeschöpft sind. Maßnahmen zur Musterung, Erfassung und Wehrüberwachung wehrpflichtiger junger Männer wollen wir ermöglichen", heißt es nun im beschlossenen Text.
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Wehrdienst soll freiwillig bleiben
Juso-Chef Philipp Türmer sagte an Pistorius gerichtet, beide hätten sich ganz schön bewegen müssen.
Wir haben es aber in einigen Stunden hinbekommen, und ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.
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Philipp Türmer, Juso-Chef
Die SPD bekennt sich nun zu einem neuen Wehrdienst, "der auf Freiwilligkeit beruht und sich am schwedischen Wehrdienstmodell orientiert". Mit einer Steigerung der Attraktivität des Wehrdienstes solle der notwendige Aufwuchs der Reserve und der Bundeswehr insgesamt erreicht werden.
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Die Bundeswehr muss demnach eine Personalstärke von mindestens 60.000 zusätzlichen Männern und Frauen und 200.000 Reservistinnen und Reservisten erreichen.
Türmer: "Wehrpflicht wie früher mit uns nicht zu machen"
Anerkannt wird vor dem Hintergrund der sicherheitspolitischen Lage und der Erwartungen Verbündeter, dass eine ausreichende Personalausstattung der Bundeswehr nötig ist. "Wir müssen reagieren können, wenn die sicherheitspolitische Lage oder die Bedarfe der Bundeswehr dies erfordern."
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"Wir waren uns alle einig: Wir setzen auf Freiwilligkeit", sagte Türmer bei der Vorstellung des überarbeiteten Antrags. Eine Wehrpflicht wie früher, "das ist mit uns nicht zu machen". Die SPD vertraue den jungen Menschen, "dass sie Verantwortung übernehmen wollen" - auch ohne Wehrpflicht. Einen "Mechanismus, der automatisch auf einen Zwang hinausläuft", solle es daher nicht geben.