SPD-Vize fordert bei "Lanz" Stromsteuer-Senkung für alle

"Bruderkampf zwischen CSU und CDU":SPD-Vize fordert Stromsteuer-Senkung für alle

von Felix Rappsilber
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Die Bundesregierung habe das Zeichen gesetzt, "dass wir am Ende nicht an alle denken", kritisiert Alexander Schweitzer bei "Lanz". CDU/CSU wirft er einen "permanenten Brüderkampf" vor.

Alexander Schweitzer zu Gast bei "Markus Lanz".
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 9. Juli 2025 in voller Länge.09.07.2025 | 75:46 min
"Die Stromsteuer für alle muss abgesenkt werden und das muss so schnell wie möglich passieren" - der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Alexander Schweitzer, forderte die Bundesregierung dazu auf, den Koalitionsvertrag einzuhalten.
Darin hieß es: "Für schnelle Entlastungen um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde werden wir in einem ersten Schritt die Stromsteuer für alle so schnell wie möglich auf ein europäisches Mindestmaß senken und die Übertragungsnetzentgelte reduzieren."
Lars Klingbeil und Friedrich Merz
Milliarden Schulden, eine andere Migrationspolitik, Streit um die Senkung der Stromsteuer: Wie fällt die erste Bilanz der schwarz-roten Koalition aus?06.07.2025 | 4:13 min
Schweitzer, der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz ist, kritisierte am Mittwochabend bei "Markus Lanz" die Entscheidung des Koalitionsausschusses:

Diesen Punkt (...) mit der 'Stromsteuer für alle' hat man tatsächlich nicht umgesetzt.

Alexander Schweitzer, SPD-Vizevorsitzender

Stattdessen habe der Koalitionsausschuss "nur ein Stück davon, ein großes Stück, aber nicht alles von diesem Satz" umgesetzt: "Man hat sich darauf geeinigt, dass man zunächst mal anfängt mit Stromsteuer-Absenkungen für (...) manche Unternehmen. Man hat sich darauf geeinigt, dass man Entlastungen für Verbraucherinnen und Verbraucher schafft."
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Das Ergebnis des Koalitionsausschusses zur Stromsteuer ist eine herbe Enttäuschung für Privathaushalte und Kleinunternehmer. Für die ist demnach keine Steuersenkung vorgesehen. 04.07.2025 | 1:34 min

Schweitzer: "Bruderkampf zwischen CSU und CDU"

In derselben Sitzung des Koalitionsausschusses, in der die Stromsteuer-Senkung für alle kassiert worden war, beschlossen Union und SPD die Einführung der Mütterrente. Beide Vorhaben würden den Bundeshaushalt jeweils fünf Milliarden Euro kosten.

Ich hatte den Eindruck, dass sich insbesondere die CSU-Seite der Union stark durchgesetzt hat.

Alexander Schweitzer, SPD-Vizevorsitzender

Tagung Volks- und Raiffeisenbanken
Viele Verbraucher hatten gehofft, doch der Koalitionsausschuss hat anders entschieden: die Stromsteuer wird vorerst nicht für alle gesenkt. Und das ruft heftige Kritik hervor.04.07.2025 | 1:59 min
CSU-Chef Markus Söder habe CDU-Chef Friedrich Merz überzeugt, dass die "Mütterrente vorgezogen wird". Das habe etwas "mit bayerischer Politik zu tun". Die Mütterrente war ein zentrales Wahlversprechen der CSU gewesen.
Der SPD-Vize rügte seine Koalitionspartner: "Das ist ein permanenter, (...) liebevoller Bruderkampf zwischen CSU und CDU und ich habe den Eindruck, den erleben wir gerade wieder."
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Arbeitsministerin Bärbel Bas will die Rente reformieren - dazu gehören etwa neue Erwerbsmöglichkeiten für Rentner oder mehr Geld für Mütter. Doch an den Plänen gibt es auch Kritik.26.06.2025 | 1:40 min

Eine Frage der Prioritäten

Journalistin Julia Löhr sah in der Entscheidung der schwarz-roten Koalition ein "Unterschätzen von gesellschaftlichen Stimmungen": "Wofür ist Geld da und wofür ist kein Geld da? (...) Ist es im Moment die Priorität, die Mütterrente von 2,5 angerechneten Jahren für Kindererziehung auf drei Jahre zu erhöhen?"

Oder ist es vielleicht Priorität, einfach mal diese Stromsteuer zu senken und Familien 100 Euro mehr im Jahr zu geben?

Julia Löhr, Journalistin

Dass die "kleinen Leute, die Familien, die normalen Verbraucher nicht entlastet werden, aber das produzierende Gewerbe weiter entlastet wird", sei für einen SPD-Finanzminister erklärungsbedürftig.
Kritik am Stromsteuer-Beschluss
Streitpunkt Stromsteuer: Der Koalitionsausschuss von Union und SPD konnte sich nicht auf eine Senkung auch für Verbraucher einigen. Das sorgt für Kritik aus allen Richtungen.03.07.2025 | 1:39 min
Schweitzer räumte ein: "Das Zeichen, dass wir am Ende nicht an alle denken, das ist gesetzt worden." Zugleich betonte er:

Ich bin gar nicht dagegen, dass das mit der Mütterrente passiert, weil ich das für inhaltlich richtig halte. Ich bin nur dagegen, dass man es gegen die Stromsteuer stellt.

Alexander Schweitzer, SPD-Vizevorsitzender

Schweitzer: Kein kluger Move des Parteitags

Während in der schwarz-roten Koalition erste Konflikte aufbrechen, gilt Lars Klingbeil in der SPD noch immer als abgestrafter Parteichef. Er war auf dem vergangenen SPD-Parteitag mit nur 64,9 Prozent im Amt bestätigt worden. Schweitzer, der als neuer SPD-Vize 95,3 Prozent der Stimmen erhalten hatte, stellte sich hinter Klingbeil:

Das war kein besonders kluger Move des SPD-Parteitags, unseren wichtigsten Mann in der Regierung und Vorsitzenden mit so einem Ergebnis nach Hause zu schicken.

Alexander Schweitzer, SPD-Vizevorsitzender

Klingbeil habe in den letzten Wochen "einiges auf sich genommen" und stehe für die Veränderung der SPD. Schweitzer betonte, dass er an Klingbeils Stelle genauso gehandelt und nach dem Parteitag signalisiert hätte: "Ich verstehe die Botschaft. (...) Ihr habt mir jetzt hier eine Postkarte geschickt und auf der steht: 'Mach’s anders, bleib aber in Verantwortung.'"
27.06.2025, Berlin: Lars Klingbeil (SPD), Bundesminister der Finanzen, Vizekanzler und SPD-Bundesvorsitzender, steht neben Bärbel Bas (SPD), Bundesarbeitsministerin und SPD Bundesvorsitzende, beim SPD-Bundesparteitag nach der Wahl.
Der rasante Aufstieg von Lars Klingbeil hat in der Partei hat er Spuren und Enttäuschungen hinterlassen. Nur 64,9 Prozent der Delegierten auf dem Parteitag wählten ihn zum Vorsitzenden.29.06.2025 | 3:43 min

Journalistin: SPD hat "Hang zur Selbstzerstörung"

Julia Löhr merkte an, dass die SPD einen "Hang zur Selbstzerstörung" habe. Schweitzer widersprach:

Wir sind keine selbstzerstörerische Partei, wir machen es uns nur manchmal ein bisschen schwer.

Alexander Schweitzer, SPD-Vizevorsitzender

Er sei ein "leidenschaftlicher Sozialdemokrat, weil ich meine Partei manchmal über alle Maßen liebe und manchmal denke: Was machen wir denn da jetzt gerade?" So auch nach der Abstimmung um Klingbeils Parteivorsitz.

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