US-Sicherheitsstrategie:Prien bei "Lanz": Merz springt nicht über jedes Stöckchen
von Felix Rappsilber
Bundesbildungsministerin Karin Prien lobt Merz’ "sehr gelassene" Reaktion auf die neue US-Sicherheitsstrategie, während Eva Quadbeck seine Worte als "brandgefährlich" kritisiert.
Sehen Sie hier die Sendung Markus Lanz vom 9. Dezember 2025.
09.12.2025 | 76:34 min"Ich sage in meinen Gesprächen mit den Amerikanern: 'America first' ist fein, aber 'America alone' kann nicht in eurem Interesse sein. Ihr braucht auf der Welt auch Partner. Und einer der Partner kann Europa sein und wenn ihr mit Europa nichts anfangen könnt, dann macht wenigstens Deutschland zu eurem Partner." - Bundeskanzler Friedrich Merz hatte abgeklärt auf die neue US-Sicherheitsstrategie reagiert.
Eine Aussage, die Journalistin Eva Quadbeck am Dienstagabend bei "Markus Lanz" kritisierte: "In dieser Formulierung implementiert Merz genau das, was Trump sich wünscht, nämlich einzelne Länder aus Europa heraus zu lösen, mit denen er dann seine Deals noch machen kann."
Das ist brandgefährlich, zumal die EU seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine gezeigt hat, dass sie zumindest bemüht ist um eine neue Stärke und die in Teilen bekommen hat.
Eva Quadbeck, Journalistin
Die neue US-Sicherheitsstrategie enthält zahlreiche Vorwürfe gegen die europäischen Staaten: wirtschaftlicher Abschwung, unterdrückte politische Freiheit, fehlerhafte Migrationspolitik, Verlust nationaler Identitäten und mangelndes Selbstbewusstsein.
US-Präsident Donald Trump hat eine neue Sicherheitsstrategie der USA vorgelegt, die im politischen Berlin für eine heftige Debatte sorgt.
09.12.2025 | 2:32 minPrien: Merz hat gelassen auf US-Sicherheitsstrategie reagiert
Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) verteidigte die Worte des Bundeskanzlers: "Friedrich Merz ist doch nun wirklich derjenige, der dafür gesorgt hat, dass Europa in den letzten Monaten immer wieder mit einer Stimme gesprochen hat und [...] dass die Amerikaner am Ende dann doch ihre Position korrigiert haben."
Donald Trump hasse die EU und habe offensichtlich eine Obsession gegen supranationale Zusammenschlüsse. Deswegen habe Merz dem amerikanischen Präsidenten signalisiert: "'Mit mir kannst du arbeiten, wenn du die EU so schlimm findest.'"
Zunächst mal hat der Kanzler, was ich sehr gut finde, sehr gelassen auf das Papier reagiert und springt da nicht über jedes Stöckchen.
Karin Prien, Bundesbildungsministerin
Trump wolle die USA geopolitisch fundamental anders aufstellen. Ziel sei vermutlich eine Weltregierung mit Russland und China, sagt Politikwissenschaftler Herfried Münkler bei ZDFheute live.
08.12.2025 | 17:22 minTrumps Aussagen innenpolitisch motiviert?
In einem Interview mit "Politico" hatte Trump vor dem Verfall europäischer Staaten gewarnt, ein "starkes Europa" gefordert und damit die neue US-Sicherheitsstrategie flankiert.
Quadbeck beharrte, dass Merz' Rhetorik in dem Fall nicht gut gewesen sei:
Im Weißen Haus wird man sich freuen, dass man mit der Provokation dieses Interviews und dieses Papiers jetzt schon so weit gekommen ist.
Eva Quadbeck, Journalistin
Prien zeigte sich gelassen: "Zunächst mal würde ich wie immer, wenn Trump solche Interviews gibt, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen und würde auch nicht über jedes Stöckchen springen."
Man müsse die sicherheitspolitischen Einordnungen vom ideologischen Überbau für Trumps Politik trennen, da seine Aussagen "stark innenpolitisch motiviert" seien:
Welches Land hat in den letzten Jahren illegale Einwanderung in Millionenhöhe gehabt? Das sind die Vereinigten Staaten gewesen. Welches Land hat eine kaputte Infrastruktur in weiten Teilen des Landes? Das sind die Vereinigten Staaten.
Karin Prien, Bundesbildungsministerin
In ihrer neuen "Sicherheitsstrategie" üben die USA viel Kritik an Europa, vor allem bezüglich Migration, Identität und Meinungsfreiheit. Was bedeutet das? Und wie soll Europa damit umgehen?
08.12.2025 | 2:30 minPrien: Müssen lernen, sicherheitspolitisch auf eigenen Füßen zu stehen
Es sei längst klar, "dass wir lernen müssen, sicherheitspolitisch auf eigenen Füßen zu stehen". Das werde durch die US-amerikanische Sicherheitsstrategie "nochmal bestätigt".
Prien sagte:
Dass [Trump] Russland in dieser Strategie nicht als Bedrohung beschreibt, ist nicht nur ein klares Warnzeichen, sondern bestätigt nochmal das, was wir im Grunde seit der Amtsübernahme von Trump immer mehr sehen.
Karin Prien, Bundesbildungsministerin
Zugleich betonte die CDU-Politikerin: "Auf der anderen Seite [...] wissen wir auch, dass in Gesprächen mit den Verantwortlichen in den USA auch immer wieder gemeinsame Lösungsansätze möglich sind."
Karin Prien appellierte: "Dringend den Kontakt in die Zivilgesellschaft, in die Wissenschaft, auch mit Politikern in den USA unbedingt weiter intensiv pflegen! Da ist nicht alles verloren."
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