Güler über Asyldebatte nach Wadephul-Reise: "Unnötige Debatte"

Asyldebatte nach Wadephul-Reise:Serap Güler: "Unnötige Debatte"

von Bernd Bachran

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Nach Außenminister Wadephuls Äußerungen über Syrien entbrannte Streit in der CDU. Staatsministerin Serap Güler betont bei "Markus Lanz": Die Diskussion sei überzogen.

Staatsministerin im Auswärtigen Amt Serap Güler (CDU) spricht in der Sendung "Markus Lanz" am 12. November 2025.

Serap Güler (CDU) sieht nach den umstrittenen Aussagen von Außenminister Wadephul keine größere Uneinigkeit in der Union.


Außenminister Johann Wadephul hat mit seinen Aussagen nach einer Syrienreise eine hitzige Debatte über die deutsche Asylpolitik ausgelöst. In einer Fraktionssitzung sagte der CDU-Politiker, Syrien sehe "schlimmer aus als Deutschland 1945" und dort könnten "kaum Menschen würdig leben".

Mehrere CDU-Abgeordnete empfanden diese Äußerung als unpassend und sahen sogar den Zusammenhalt der Partei beim Thema "Asylwende" gefährdet.

Außenminister Johann Wadephul (CDU) in der Nahaufnahme

Als Außenminister Wadephul die Rückkehr syrischer Flüchtlinge aufgrund der Zerstörung vor Ort in Frage stellte, hat das die Union und den Kanzler in Aufruhr versetzt.

09.11.2025 | 4:12 min

Serap Güler: Debatte "vielleicht zu transparent"

Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Serap Güler (CDU) sah jedoch bei "Markus Lanz" kaum Widerspruch in der Union, da Wadephul relativ schnell klargemacht habe, dass er vor allem über die freiwillige Rückkehr gesprochen hat und dass ihm dann ja auch der Bundeskanzler zugestimmt habe.

"Der Kanzler hat sich in der Fraktionssitzung und auch davor ganz deutlich hinter den Außenminister gestellt." Trotzdem sprach auch Serap Güler davon, dass es keine sinnvolle Debatte war.

Das ist eine unnötige Debatte gewesen. (…) Es war vielleicht zu transparent.

Serap Güler, Staatsministerin im Auswärtigen Amt

Schaltgespräch Schmiese Slomka

Diskussion in der CDU: Man habe sich von Außenminister Wadephul gewünscht, dass er eine Rückkehr für Geflüchtete aus Syrien positiv bewerbe, so ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese.

03.11.2025 | 2:37 min

Journalist: Wadephul wurde "geteert und gefedert"

Der Chefredakteur des "Stern" Gregor Peter Schmitz erkannte in der Reaktion einiger Unionspolitiker allerdings schon einen größeren Konflikt und sprach in diesem Zusammenhang von "rhetorischer Verhärtung".

Schließlich habe der Außenminister nur "ganz menschliche Sachen gesagt", sei aber danach von Mitgliedern der eigenen Partei scharf kritisiert worden.

Danach ist er [Wadephul] in seiner eigenen Fraktion regelrecht geteert und gefedert worden, weil es anscheinend gar nicht mehr vorgesehen ist, dass solche menschlichen Komponenten in der Debatte über Flüchtlinge eine Rolle spielen.

Gregor Peter Schmitz, Stern-Chefredakteur

Diese Luftaufnahme zeigt den zerstörten Schrein der schiitischen Muslimin Sayyida Sakina in Darayya am Stadtrand von Damaskus am 30. Oktober 2025.

Kanzler Merz will Syrer unterstützen, die zurückkehren wollen. In der Diskussion über eine schnelle Rückkehr Geflüchteter will er Außenminister Wadephul nicht kritisieren.

03.11.2025 | 2:30 min

Migrationsforscher: Regierung hat sehr wenig vorzuweisen

Der Migrationsforscher Daniel Thym sagte, die Regierung - insbesondere der Unionsanteil - befinde sich in einer Zwickmühle: Man sei stolz auf die bisherigen Erfolge in der Asyl- und Migrationspolitik, doch früher oder später müsse man sich auch zur Flucht aus Syrien verhalten - dem zentralen migrationspolitischen Thema der vergangenen zehn Jahre.

Da hat die Regierung bisher eigentlich sehr, sehr wenig vorzuweisen, was nicht daran liegt, dass sie untätig ist. Sie macht im Hintergrund sehr viel, aber es gibt eben noch sehr wenig sichtbare Erfolge.

Daniel Thym, Migrationsforscher

Gregor Peter Schmitz sprach in diesem Zusammenhang von "Problemen mit dem Erwartungsmanagement", "denn diese Regierung hat das Problem, dass sie bislang noch nicht richtig viel vorzuweisen hat. Sie hat aber sehr, sehr viel versprochen."

Ein Mann füllt ein Formular aus neben einem Schild vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge an der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen

In der EU gab es im ersten Halbjahr deutlich weniger Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland wurden rund 70.000 Anträge gestellt - ein Minus von 43 Prozent.

08.09.2025 | 0:25 min

Güler: Zahl der Asylsuchenden ist gesunken

Serap Güler sprach dennoch von einem Erfolg: Die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland habe sich im Vergleich zum Vorjahr etwa halbiert - das sei zwar weiterhin zu viel, aber dennoch ein Fortschritt.

Außerdem, so Güler, war Außenminister Wadephul in Syrien, um mit dem Präsidenten auch über Abschiebungen von Straftätern zu sprechen, denn:

Sie brauchen, wenn es um Abschiebungen geht, nicht nur ein Land, das abschiebt, sondern auch ein Land, was aufnimmt.

Serap Güler, Staatsministerin im Auswärtigen Amt

Bundeskanzler Merz und Vizekanzler Klingbeil

In Deutschland ist die Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihr Herkunftsland umstritten. Trotz unterschiedlicher politischer Einstellungen fordert keine Gruppe eine schnelle Ausreise aller syrischer Flüchtlinge.

07.11.2025 | 1:45 min

Stern-Chefredakteur: "Friedrich Merz hat seine eigene, etwas geschönte Wirklichkeit."

Schmitz war der Meinung, dass Wadephul auch in den eigenen Reihen oft kritisiert werde, weil er die Realität "ziemlich genau beschreibt" - etwa bei Aussagen wie, dass die Verteidigungsausgaben auf 5 Prozent steigen werden oder dass man Israel nicht alles durchgehen lassen könne.

Vielleicht ist Johannes Wadephul einfach der, der die Realität beschreibt und Friedrich Merz hat seine eigene, etwas geschönte Wirklichkeit.

Gregor Peter Schmitz, Stern-Chefredakteur

In Bezug auf die in Deutschland asylsuchenden Menschen prognostizierte Serap Güler: "Es werden im nächsten Jahr noch weniger werden." Außerdem müsse man sich auf die konzentrieren, "die tatsächlich kein Bleibegrund mehr haben, die nicht arbeiten, die sich nicht integriert haben. Wie schieben wir die ab? Das wird der nächste Schritt."

golineh-atai

Außenminister Wadephul (CDU) stößt mit seinen Zweifeln an einer raschen Rückkehr von Syrern aus Deutschland in ihre Heimat auf Kritik. In Syrien sei die Lage „ingesamt sehr instabil“, so ZDF-Korrespondentin Golineh Atai.

03.11.2025 | 2:46 min

Der Stern-Chefredakteur war der Meinung, dass das Thema "Migration" sowieso nicht mehr das wichtigste Thema für die Menschen sei. "Wofür haben die Menschen Friedrich Merz und diese Regierung am Ende gewählt?"

Schmitz war der Meinung, viele Menschen hätten Merz gewählt, weil die Stimmung in Deutschland geprägt sei von Stillstand und fehlendem Wachstum. Und in dieser Situation verstricke sich die Regierung immer wieder in neue Debatten über die Migrationspolitik, so wichtig dieses Thema auch sei.

Über das Stadtbild wird lange diskutiert, jetzt wird lange über Syrien diskutiert. Ich glaube, es ist jetzt einfach nicht der Hauptfokus der Menschen, auch wenn es ein wichtiger Aspekt ist.

Gregor Peter Schmitz, Stern-Chefredakteur

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