Innovation statt Krise: "Made in Germany" neu denken

Ist die Zukunft "Made in Germany"?:Deutsche Industrie: Wie die Krise zur Chance werden kann

Redakteurin Patricia Schäfer, ZDF-Landesstudio Bayern.

von Patricia Schäfer

|

Deutschlands Industrie steckt in einer historischen Krise. Monatlich gehen hier rund 10.000 Arbeitsplätze verloren. Doch in der Krise stecken auch Chancen für eine Erneuerung.

Detail einer Metallbearbeitungsmaschine, bei der Kühlwasser im Werkzeugbau zum Einsatz kommt.

Die Sozialpartnerschaft hat eine lange Tradition in Deutschland, doch die aktuelle Wirtschaftslage bringt diese ins Wanken. All das ist Thema auf dem Tag der Metall- und Elektroindustrie.

09.12.2025 | 2:42 min

Die Industrie könnte die Krise nutzen, um sich neu zu erfinden. Denn eigentlich hat Deutschland alles, was es dafür braucht. Doch gerade hier liege das Problem, sagt Arbeitsmarktforscher Prof. Enzo Weber. "Es wird so wenig gegründet in der Industrie wie noch nie. Mit einer Strategie des Bewahrens werden wir nicht erfolgreich sein."

Aber wenn wir den Hebel umlegen in Richtung Erneuerung, dann haben wir die Potenziale, um wieder das Industrieland Nummer eins zu werden.

Prof. Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher

Bundesregierung und Industrie beraten zu Verteidigungsfragen

Die deutsche Industrie steckt in der Krise, doch die Rüstungsbranche boomt. Wirtschaftsministerin Reiche fordert, industrielle Stärken stärker mit dem Rüstungsbedarf zu verbinden.

02.12.2025 | 1:19 min

Know-how aus der Autoindustrie für Luftfahrt genutzt

Bei Hirsch Technologies im bayerischen Eichstätt haben sie den Hebel bereits umgelegt. Vor drei Jahren hat der ehemalige Autozulieferer verstanden: Dieser Markt wandert ab ins Ausland - und sich komplett neu aufgestellt.

"Wir sind hier überwiegend Maschinenbauer. Fertigung, Drehen, Fräsen haben wir von der Pike auf gelernt. Das Know-how aus der Automobilindustrie setzen wir jetzt im Bereich Luftfahrt und Weltraum ein", sagt Gründer und CEO Thomas Hirsch.

Michael Hüther, vom Institut der deutschen Wirtschaft

Der Zollstreit mit den USA und die chinesische Konkurrenz in der Autobranche - das deutsche Geschäftsmodell sei unter Druck, so Wirtschaftsökonom Michael Hüther.

02.12.2025 | 2:42 min

Raketen - statt Autoteile

Traditionelle Fähigkeiten und Fertigkeiten für neue Produkte: "Wir stellen unter anderem Teile für Raketen-Triebwerke her, die Satelliten in den Orbit befördern. Und Turbinen, die in der Luftfahrttechnik zum Einsatz kommen."

Momentan hat das Unternehmen 30 Mitarbeiter, es sollen aber bald mehr werden. Denn es kommen gerade viele neue Aufträge herein: "In erster Linie merken wir diesen Ramp-up, dieses Hochfahren, in den wehrtechnischen Produkten. Da geht’s jetzt richtig los," sagt der 36-jährige Firmenchef.

Da ist Aufbruchstimmung, und die erleben auch wir hier im Unternehmen.

Thomas Hirsch, Hirsch Technologies

Container im Hamburger Hafen

Die anhaltende Wirtschaftskrise führt zu einem branchenübergreifenden Firmensterben. Tausende Menschen haben ihre Arbeitsplätze bereits verloren, weiteren droht dies.

02.12.2025 | 4:30 min

Revival von "Made in Germany"

Seine Kunden sind Hochtechnologie-Unternehmen in Deutschland, die Wert auf Unabhängigkeit von Märkten wie China oder USA legen. "Vor allem in sensiblen Bereichen geht es auch um Technologiehoheit, die im eigenen Land bleiben soll," sagt Hirsch.

Die Unternehmen legten wieder sehr viel mehr Wert auf Regionalität, kurze Lieferketten, "Qualität made in Germany". Dafür seien sie bereit, mehr zu zahlen.

Lokale Wertschöpfung für mehr Unabhängigkeit

Für IG-Metall-Chefin Christiane Benner ist das ein gutes Beispiel, wie der Strukturwandel gelingen kann: "Wir haben innovative Unternehmen, wir haben gut qualifizierte Beschäftigte."

Solche gesunden Wertschöpfungssysteme sind wichtig und eine sehr intelligente Antwort auf die Abhängigkeiten, die wir sonst von China und auch den USA haben.

Christiane Benner, IG-Metall-Vorsitzende

Arbeiter am Laptop

Ein Herbst der Reformen sollte die Wirtschaft stärken, das hat die Bundesregierung versprochen. Doch was wurde bisher tatsächlich umgesetzt? Und helfen die Reformen wirklich allen Unternehmen?

01.12.2025 | 4:09 min

Innovation und neue Technologien fördern

Es brauche aber auch eine klare Wirtschaftspolitik, die Unsicherheit senkt und klar die Anreize für Innovationen und neue Technologien setzt, fordert Prof. Enzo Weber. "Wir brauchen dafür Unternehmer, die bereit sind, diese Investitionen zu tätigen und wieder neue Stellen zu schaffen. Und wir brauchen mehr Bewegung im Arbeitsmarkt", sagt er.

Wir müssen den Menschen Unterstützung und Anreize bieten, damit sie mit ihren Kompetenzen auch bereit sind, in die neuen Bereiche zu wechseln.

Prof. Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher

Dann werde es mit der Wirtschaft auch wieder aufwärts gehen. Das Geld dafür sei vorhanden, sagt  Prof. Weber mit Verweis auf die 500 Milliarden Euro aus dem Investitionspaket. "Wenn man eine durchgreifende Erneuerungspolitik wirklich umfassend umsetzt und hunderte Milliarden dafür investiert, dann ist mir gar nicht bange."

Gestapelte Container an einem Hafen

Während die Industrie in Süddeutschland mit der Wirtschaftsflaute kämpft, kann der Norden ein moderates Wachstum verzeichnen. Woher kommt der Erfolg in allgemeinen Krisenzeiten?

19.11.2025 | 2:52 min

Teamleistung Transformation

Auch Thomas Hirsch haben staatliche Subventionen aus der bayerischen "Hightech-Agenda" geholfen, sein Unternehmen neu auszurichten. Seine Mitarbeiter waren bereit, diesen radikalen Umbau mitzugestalten.

Wir haben uns in den letzten drei Jahren selbst mehrfach auf den Kopf gestellt und sehr viele große Steine aus dem Weg geräumt.

Thomas Hirsch, Hirsch Technologies

"Wir haben es geschafft, als Team gemeinsam den Weg zu ebnen," erklärt er."Und es ist auf die Leistung jedes Einzelnen hier zurückzuführen, dass wir das als kleines und vor allem junges Unternehmen überhaupt geschafft haben."

Patricia Schäfer berichtet aus dem ZDF-Landesstudio in Bayern.

Bundeskanzler Friedrich Merz vor einem Roboterarm, daneben eine Grafik zum Bruttoinlandsprodukt

Die Bundesregierung will "die Weichen wieder auf Wachstum" stellen. Wie gut funktioniert das? Wichtige Zahlen zur deutschen Wirtschaft im Überblick.

03.12.2025 | 1:33 min

Icon von whatsapp
Quelle: dpa

Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.


Über dieses Thema berichtete das ZDF-Morgenmagazin am 09.12.2025 ab 05:30 Uhr. Außerdem berichtet die Sendung heute in deutschland am 09.12.2025 ab 14 :00 Uhr.
Thema

Mehr zum Thema Industrie

  1. Dunkle Wolken über gestapelten Containern im Hamburger Hafen
    Analyse

    Nach "Herbst der Reformen":Kann die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durchstarten?

    von Frank Bethmann
    mit Video4:09

  2. Ein Schild mit der Aufschrift "Dauerhaft Geschlossen" an einer Glastür

    Rettung von Firmen immer schwerer:Insolvenzwelle rollt durch die Wirtschaft

    von Kai Dietrich, Max Schwarz, Mario Shabaviz
    mit Video4:31

  3. Der europäische Emissionshandel soll seit 20 Jahren den CO2‑Ausstoß von Treibhausgasen in der Industrie verringern.

    Emissionshandel:Warum Europas Industrie beim CO2-Einsparen hinterher hängt

    von Celine Grosch
    mit Video6:32

  4. Mikroskopaufnahme von Zellen

    Novel Food aus dem Labor:Fisch ohne Überfischung: Scheitert die Technik an der EU?

    Britta Hilpert, Hamburg
    mit Video5:08