Kontrollen zwischen Polen und Deutschland: Kritik mehr sich

Migration in Polen und Deutschland:Zunehmend Kritik an Grenzkontrollen

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Bundesinnenminister Dobrindt lobt die Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze. Doch sowohl die Gewerkschaft der Polizei als auch der Polen-Experte der Regierung sind skeptisch.

Polnische Grenzschützer stehen auf der polnischen Seite am Grenzübergang Ahlbeck und warten auf Reisende in Ahlbeck am 07.07.2025
Polen führt Grenzkontrollen ein. Offiziell sollen sie sich gegen Schleuser richten. Doch sie sind auch die politische Antwort auf die unabgesprochenen deutschen Kontrollen. 07.07.2025 | 1:52 min
Während Bundesinnenminister Alexander Dobrindt die beidseitigen Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze als unproblematisch und erfolgreich lobt, mehrt sich aus verschiedenen Richtungen die Kritik daran.
Dobrindt betonte, die Kontrollen seien ein wichtiger Schritt im gemeinsamen Vorgehen gegen illegale Migration - "ein Schritt, den wir ausdrücklich begrüßen", erklärte der CSU-Politiker am Montag.

Die Kontrolle der Grenzen ist eine temporäre Maßnahme - aber aktuell erforderlich, um die Migration neu zu ordnen.

Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister

Polen hatte in der Nacht zum Montag mit den Kontrollen an der Grenze zu Deutschland und auch zu Litauen begonnen. "Alles läuft ohne Zwischenfälle ab", hatte Innenminister Tomasz Siemoniak erklärt.

Polen kontrolliert 52 Grenzübergänge

800 Polizisten, 200 Grenzbeamte und 500 weitere Soldaten seien in voller Bereitschaft. Sie sollen gezielt an 52 Grenzübergängen zu Deutschland nach Schleusern und Migranten suchen, ohne den Pendelverkehr zu stark zu behindern.
Schaltgespräch zwischen Nazan Gökdemir und Erik Marquardt.
Die polnischen Grenzkontrollen seien eine Reaktion auf die deutschen, so der Europaabgeordnete Erik Marquardt (Grüne). Er betrachte diese Entwicklung mit Sorge. 08.07.2025 | 4:28 min
Der Polen-Beauftragte der Bundesregierung, Knut Abraham (CDU) warnte:

Das ist kein guter Tag für das deutsch-polnische Verhältnis.

Knut Abraham (CDU)

"Eine Verdichtung der Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze wird nicht die Lösung des Migrationsproblems sein", fügte er hinzu.
Alexander Eschment | ZDF-Reporter in Frankfurt (Oder)
Am Montag sei der Verkehr "ohne Probleme" gerollt, berichtete ZDF-Reporter Alexander Eschment aus Frankfurt (Oder). Das liege wohl daran, dass die Kontrollen stichprobenartig seien.07.07.2025 | 2:31 min
Ministerpräsident Donald Tusk steht innenpolitisch unter Druck, da Zurückweisungen von Flüchtlingen durch Deutschland nach Polen in seinem Land für Unmut sorgen.

Abraham: Geht um Signalwirkung

Polen-Beauftragter Abraham sagte, letztlich gehe es in beiden Fällen um die politische Signalwirkung, dass man die eigenen Grenzen schütze. Man werde Migranten aber letztlich nur an den EU-Außengrenzen abhalten können.
Festakt 40. Jahrestag Schengener Abkommen
Am 14. Juni 1985 unterzeichneten fünf europäische Länder das Abkommen von Schengen. Das Ziel: der Abbau der Grenzkontrollen. Doch an einigen Grenzen wird heute wieder kontrolliert.14.06.2025 | 2:26 min
Unterdessen hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) den Aufwand, den die Kontrollen erfordern, als zunehmend unverhältnismäßig kritisiert und vor langen Staus in der Ferienzeit gewarnt.
Grafik: Polizeigewerkschaft kritisiert Grenzkontrollen
Quelle: ZDF/Augsburger Allgemeine/dpa

"Die Überstunden steigen dramatisch an", sagte GdP-Bundespolizei-Gewerkschaftschef Andreas Roßkopf der "Augsburger Allgemeinen". Der offiziellen Zahl von 285 Zurückweisungen an den Grenzen bis Ende Juni stünden inzwischen 2,8 Millionen Überstunden bei der Bundespolizei gegenüber.

Polizei: Kontrollen große Belastung

"Das belastet Motivation und Gesundheit der Beschäftigten enorm", warnte Roßkopf und forderte, die "aktuelle Intensität der Grenzkontrollen" müsse so schnell wie möglich reduziert werden.
Zudem drohe sonst ein Verkehrschaos in der Ferienzeit. "Die verschärften Grenzkontrollen werden den Urlaubsverkehr insbesondere bei der Rückreise, massiv belasten", warnte Roßkopf.

Beim Ferienrückreiseverkehr müssen sich die Urlauber wegen der zusätzlichen Grenzkontrollmaßnahmen zwangsläufig auf teils massive Staus einstellen.

Andreas Roßkopf, GdP-Bundespolizei-Gewerkschaftschef

Seit der Einführung der Kontrollen durch die Bundespolizei am 8. Mai mit Zurückweisungen sei zwar die Zahl der Asylanträge an den Grenzen zurückgegangen. "Wir gehen aber vor allem davon aus, dass die Kontrollen umgangen werden und die Schleuser neue Wege nutzen", sagte Roßkopf. Es sei schlicht unmöglich, "jede Ecke der Grenze zu überwachen".
Quelle: Reuters, AFP

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