Für Demokratie: Wie junge Menschen Lust auf Politik machen wollen

Auf Tour für Demokratie:Gen Z: "Wir sind halt anders politisch"

ina-baltes
von Ina Baltes
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Wie steht es um die Demokratie und was kann die Gen Z dafür tun? Eine Gruppe junger Menschen reist durchs Land, sammelt Eindrücke, diskutiert und will Forderungen weitertragen.

Eine Frau mit Megaphon.
Ob auf Demonstrationen oder mit Petitionen: Die Gen Z engagiert sich politisch. Ein Beispiel ist die Inititative Studopolis. (Symbolbild)
Quelle: Westend61

Sie sorgen sich um Meinungsfreiheit und Pluralität, sehen sie durch rechte Hetze und politische Entwicklungen weltweit in Gefahr. Rumsitzen, nichts tun - das ist nicht die Sache von Luise, Justus und Katharina. Sie sind Teil der Deutschland-Tour von Studopolis, einer Gruppe von Studierenden, die vor allem der eigenen Generation die Demokratie näherbringen wollen. Sie wollen etwas bewegen, sprechen auf Marktplätzen und in Schulen, mit Menschen jeden Alters, mit Politikern, organisieren Feste und Podiumsdiskussionen.
Ihre Erkenntnisse veröffentlichen sie in den Sozialen Medien. Und am Ende wollen sie Politikern in Berlin die Ergebnisse übermitteln. Erzählen, wie sie Deutschland erlebt haben in 16 Wochen Reise durch alle 16 Bundesländer.
Zum Beispiel in einem Berufskolleg in Köln. Vor einer Klasse angehender Erzieherinnen präsentieren die Studierenden ihr Projekt. Als Übung organisieren sie ein kleines fiktives Event zum Thema Demokratie. Dadurch kommen sie ins Gespräch, auch über die Sorgen und Nöte der Erzieherinnen.
 Antonia Lilly Schanze vor einer Graffitiwand
Antonia Lilly Schanze stellt Menschen vor, die die Demokratie stärken. 13.03.2025 | 29:44 min
Einige der Studierenden erzählen, was sie antreibt:

Luise Stechow, Psychologie-Studentin, 21 Jahre

"Ich glaube, Demokratie oder politisches Engagement kommen oft langweilig rüber. So als etwas, das ältere Leute machen.
Luise Stechow
Luise Stechow
Quelle: privat

Wir versuchen das anzugehen, so dass wir junge Menschen mal ins Machen kommen und uns nicht immer was vorkauen lassen und dann genervt sind. Sondern dass wir uns mal einfach unsere eigene Meinung bilden und irgendwie anpacken.

Ich glaube, wir müssen über die Kanäle gehen, die junge Menschen ansprechen, also über Social Media.

Luise Stechow

Das sind eben kurze Videos mit schnellen Aussagen und schnellen Lösungsvorschlägen. Und bei mir war es so, dann hab' ich sozusagen erstmal den kleinen Finger gegeben und jetzt hab' ich den ganzen Arm drin. Das macht Spaß dieser Einsatz für die Demokratie, dieser Austausch in unserem Team und eben auch mit den Leuten vor Ort."
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Stürmische Zeiten: Ein gefährlicher Mix aus Extremismus, Nationalismus und der zunehmenden Aggression autoritärer Staaten stellen demokratische Systeme vor viele Herausforderungen. 03.05.2025 | 59:08 min

Justus Stechow, VWL-Student, 24 Jahre

"In Europa stellen mittlerweile in vielen Ländern die rechten Kräfte die stärkste Partei. Das beunruhigt mich. Ich möchte mir am Ende nicht vorwerfen müssen, dass ich nichts getan hätte. Ich muss da ja nicht direkt in den Bundestag einziehen, aber ich finde, man kann ja mal auf einer niedrigeren Ebene anfangen.
Justus Stechow
Justus Stechow
Quelle: privat

Mit unserer Demokratie-Tour erreichen wir viele Menschen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und wenn wir da ein Bewusstsein schärfen, bin ich schon zufrieden. Wenn die junge Generation mitmachen soll, dann müssen Themen geklärt werden wie Bildung und Rente.

Und man muss jungen Menschen das Gefühl geben, gehört zu werden. Und das geht halt nur, wenn man ihre Sorgen kennt.

Justus Stechow

Wir waren ja heute in einer Klasse mit Erzieherinnen in einem Berufskolleg. Und jetzt kennen sie uns und vielleicht erzählen sie ihren Freunden davon. Anfangs waren sie scheu, aber dann haben sie gemerkt: Okay, wir wollen wirklich wissen, was sie interessiert und dann stieg auch die Begeisterung. Und dann haben wir immerhin etwas getan, um die Demokratie zu schützen. Das ist ja etwas, das uns alle angeht."
Florian hält ein buntes Schild vor seinen Körper. Auf dem Schild ist das Wort "Hass" durchgestrichen. Er blickt zur Seite.
Lange teilte Florian die rechte Meinung seines Umfelds, heute setzt er sich für Vielfalt ein.21.07.2024 | 27:07 min

Katharina Schindler, Jura-Studentin, 23 Jahre

"Ich glaube, unsere Generation ist gar nicht so unpolitisch, wie ihr vielleicht vorgeworfen wird. Wir sind halt anders politisch. Viele junge Menschen engagieren sich und setzen sich ein, nur eben anders. Wir gehen auf Demos, starten Petitionen oder gründen Initiativen - wie zum Beispiel Studopolis.
Katharina C. Schindler
Katharina C. Schindler
Quelle: privat

Wir wollen auf unserer Tour mit jungen Menschen aus allen Lebensrealitäten ins Gespräch kommen. Auch jenseits unserer eigenen Bubble. Mir ist sehr wichtig, dass wir allen auf Augenhöhe begegnen. Wir stellen Fragen, hören zu und nehmen uns Zeit.

Ob Bildung, Wirtschaft oder Klimaschutz, wir möchten bewusst machen, dass es auf jede und jeden ankommt, wenn es darum geht unsere Zukunft zu gestalten.

Katharina Schindler

Innerhalb und außerhalb der Parlamente. Eine andere Meinung ist kein Problem. Wichtig ist, dass man sachlich und respektvoll miteinander spricht."

Diskussion um Hass im Netz
:Muss die Meinungsfreiheit gerettet werden?

Die eine Seite befürchtet Zensur, die andere sieht Gefahren durch Hass und Desinformation. In der Diskussion über die Regeln auf Online-Plattformen sind viele Fragen ungeklärt.
von Jan Henrich
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