Dobrindt zu AfD-Verbotsantrags-Debatte:SPD-Beschluss kein Auftrag

Forderung zu AfD-Verbotsverfahren:Dobrindt: SPD-Beschluss kein Auftrag

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Nach dem SPD-Parteitagsbeschluss für die Vorbereitung eines AfD-Verbotsantrags sieht Innenminister Dobrindt keinen direkten Handlungsbedarf. Der Beschluss sei kein Auftrag an ihn.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt steht am 27.06.2025 bei einer Sitzung des Bundestag am Rednerpult in Berlin.
"Entscheidungen des Parteitags der SPD sind für den Innenminister noch kein Auftrag", so Alexander Dobrindt im Podcast "Table.Today".
Quelle: dpa

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht keinen Grund, nach dem SPD-Parteitagsbeschluss zur Vorbereitung eines AfD-Verbotsantrags aktiv zu werden. Im Podcast "Table.Today" sagte er:

Entscheidungen des Parteitags der SPD sind für den Innenminister noch kein Auftrag.

Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister

Es bleibe bei der Entscheidung der Innenminister, dass es eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum Umgang mit der AfD geben werde, falls die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem gerichtlich bestätigt werden sollte.
 Baerbel Bas und Lars Klingbeil heben gemeinsam mit Betina Kern von Omas gegen Rechts ein Schild zur Prüfung eines AfD-Verbots hoch.
Zum Abschluss der Parteitage zeigt sich die SPD geschlossen: Die Delegierten unterstützen einstimmig ein mögliches AfD-Verbot – als klares Signal für demokratische Haltung.29.06.2025 | 1:32 min

Kanzleramtschef rät zur Vorsicht

Kanzleramtschef Thorsten Frei mahnte bei den Bemühungen um ein AfD-Verbotsverfahren zur Vorsicht. Die Frage müsse juristisch, nicht politisch entschieden werden, sagte der CDU-Politiker im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF.
"Es gibt viele gute Gründe dafür, aber mir sind jedenfalls aus den öffentlich zugänglichen Quellen nicht hinreichend Informationen bekannt, die ein Verbot der AfD rechtfertigen dürften." Wenn man sich aber nicht absolut sicher sei, dann dürfe man diesen Weg nicht gehen.

Deswegen rate ich zur Vorsicht. Die AfD muss politisch bekämpft werden.

Thorsten Frei, Kanzleramtschef

SPD fordert Vorbereitung von AfD-Verbotsverfahren

Die SPD hatte auf ihrem Bundesparteitag sofortige ernsthafte Vorbereitungen für ein AfD-Verbotsverfahren gefordert. Die Delegierten beschlossen einen Antrag, in dem es heißt: "Jetzt ist die Zeit, dass die antragsberechtigten Verfassungsorgane die Voraussetzungen schaffen, um unverzüglich einen Antrag auf Feststellung der Verfassungswidrigkeit der AfD stellen zu können." Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe solle Material dafür zusammentragen.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft, wegen des juristischen Vorgehens der AfD dagegen liegt die Einstufung aber vorerst auf Eis. Über ein Parteiverbot müsste auf Antrag von Bundesregierung, Bundestag oder Bundesrat das Bundesverfassungsgericht entscheiden.
Antragsberatung zur Vorbereitung des AfD-Verbotsverfahrens
Antragsberatung zur Vorbereitung des AfD-Verbotsverfahrens auf dem SPD-Parteitag mit Reden von u.a. Katharina Kosubek (SPD, Bezirk Weser-Ems) und Mustafa Güngör (SPD, Landesverband Bremen)29.06.2025 | 104:31 min

Innenminister wollen nach Gerichtsentscheid Folgen prüfen

Die Innenminister von Bund und Ländern beschlossen Mitte Juni, eine Arbeitsgruppe für den Fall einzurichten, dass das Verwaltungsgericht Köln die Entscheidung des Verfassungsschutzes bestätigen sollte. Diese soll dann bewerten, wie sich die Einstufung auf den öffentlichen Dienst auswirken könnte, auf den Waffenbesitz und die Sicherheitsüberprüfungen. Um ein Verbotsverfahren geht es nicht.
Dobrindt hat schon wiederholt deutlich gemacht, dass er von einem Verbotsverfahren nichts hält. Er befürchtet, dass ein solches Verfahren Wasser auf die Mühlen der Partei lenken könnte. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sieht einen solchen Schritt skeptisch.
Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke.
Lars Klingbeil ist mit nur knapp 65 Prozent wiedergewählt worden. Das sei eine “Abrechnung, weil er sich machtpolitisch durchgesetzt hat”, so Politikwissenschaftler von Lucke. 27.06.2025 | 12:26 min

Grüne fordern Sonder-Innenministerkonferenz zur AfD

Die Grünen fordern hingegen rasche konkrete Schritte wie die Einberufung der Sonder-Innenministerkonferenz. "Hier wurde bereits viel Zeit verschwendet und der Vizekanzler (Lars Klingbeil) war bei dem Thema bislang keine treibende Kraft", kritisieren die Parlamentsgeschäftsführerin Irene Mihalic und der Vize-Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz.
"Die SPD-Innenminister müssen jetzt handeln und gemeinsam mit der Union im Rahmen einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe alles Notwendige zusammentragen, um ein Verbotsverfahren auf den Weg zu bringen."
Quelle: dpa, Reuters

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