Cannabis: Suchterkrankungen stark gestiegen

Studie zu Sucht:Erkrankungen durch Cannabis stark gestiegen

|

Laut einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse sind Erkrankungen durch Cannabis im vergangenen Jahr stark gestiegen. Die Bundesärztekammer plädiert für ein strengeres Gesetz.

Archiv: Ein Mann zündet sich in einem Auto einen Joint an.
Fast 15 Prozent mehr Menschen sind seit dem vergangenen Jahr cannabissüchtig. Die meisten von ihnen sind zwischen 25 und 29 Jahre alt.
Quelle: dpa

Die Zahl der Cannabissüchtigen war im vergangenen Jahr einer Krankenkassenerhebung zufolge so hoch wie lange nicht.
Nach einer Hochrechnung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) wurden bundesweit rund 250.500 Menschen wegen psychischer und Verhaltensstörungen aufgrund von Cannabis ärztlich behandelt, wie die Krankenkasse am Mittwoch in Hannover mitteilte. Zu den Störungen zählen den Angaben zufolge Abhängigkeit, akute Rauschzustände sowie Psychosen.
Ende der Cannabis-Legalisierung?
Die Teillegalisierung von Cannabis wurde von Anfang an kontrovers diskutiert. Die CDU hat im Wahlkampf mit einer Rücknahme des Gesetzes geworben.01.04.2025 | 1:53 min

Neuer Höchststand an Cannabissüchtigen

Im Vergleich zum Jahr 2023 vor der Teillegalisierung von Cannabis bedeute das einen Anstieg von 14,5 Prozent, hieß es. Damit hätten die Diagnosen 2024 nicht nur den Höchststand der vergangenen zehn Jahre erreicht, sondern seien seit langem auch am deutlichsten innerhalb eines Jahres gestiegen.
Die meisten Cannabissüchtigen im vergangenen Jahr seien in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen zu finden - mit bundesweit hochgerechnet rund 47.100 Betroffenen. Das entspreche 95 Fällen pro 10.000 Einwohnern.
Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH unter rund 1.000 befragten 18- bis 70-jährigen Bundesbürgern halten 49 Prozent Cannabis für eine Einstiegdroge. 39 Prozent sind der Meinung, die Teil-Legalisierung habe zu dem übermäßigen Konsum geführt. Die KKH plädiert daher für mehr Aufklärung bei Jugendlichen.
Cannabis
Justin kifft seitdem er 14 ist - in Hochzeiten mehr als 30 Joints pro Tag. Ärzte und Psychologen sind besorgt, dass sich bei jungen Cannabis-Konsumenten Abhängigkeiten entwickeln.27.05.2024 | 3:49 min

Bundesärztekammer: Cannabis-Teillegalisierung war ein Fehler

Eine sorgfältige ärztliche Aufklärung und Begleitung hält auch Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt für dringend notwendig. "Seit der Herausnahme von Medizinal-Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz ist die Einfuhrmenge von Cannabisblüten sprunghaft angestiegen", sagte er am Mittwoch. Die Bundesärztekammer plädiert daher dafür, Cannabis wieder als Betäubungsmittel zu führen.

Die Herausnahme von Medizinal-Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz war ein Fehler. Cannabis erfüllt nach wie vor die Kriterien eines Betäubungsmittels.

Klaus Reinhardt, Ärztekammerpräsident

Eine Rückführung in das Betäubungsmittelgesetz erhöhe die Therapiesicherheit und könne Missbrauch verhindern.
Eine Mitarbeiterin der Grünhorn-Gruppe hält im Labor Cannabisblüten. Die Unternehmensgruppe ist nach eigenen Angaben einer der größten Anbieter von medizinischem Cannabis in Deutschland.
Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, fordert ein Verbot der telemedizinischen Verschreibung von Cannabis.02.04.2025 | 0:25 min

Gesundheitsministerin will schärfere Regeln

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) plant schärfere Regeln bei der Verordnung von Cannabis als Medizinprodukt. Künftig soll die Verschreibung nur nach vorherigem, persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt erfolgen. Videosprechstunden sollen nicht ausreichen. Auch Folgeverschreibungen sollen mindestens einmal jährlich den persönlichen Kontakt voraussetzen.
Der Versandhandel mit Cannabisblüten soll ganz verboten werden. Hintergrund ist, dass zahlreiche Online-Anbieter Medizinal-Cannabis auf Privatrezept ohne persönlichen Arztkontakt verschreiben.
Quelle: epd, KNA

Mehr zu Cannabis, Drogen und Sucht