Bundesaufnahmeprogramm: Deutschland nimmt weitere Afghanen auf

Menschen mit Aufnahmezusage:Deutschland nimmt weitere Afghanen auf

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Ein weiterer Evakuierungsflug mit 138 Afghanen ist am Mittwochabend in Leipzig gelandet. Laut Innenministerium haben alle Passagiere bereits bestehende Aufnahmezusagen.

Schaltgespräch Wiedemeyer
Ein Flug mit 138 gefährdeten Afghanen ist in Leipzig gelandet. Die Geflüchteten, darunter viele Ortskräfte und Journalisten, wurden intensiv sicherheitsgeprüft. Ihre Aufnahme sorgt für politische Debatten in Berlin.17.04.2025 | 1:18 min
Ein weiterer Aufnahmeflug für als gefährdet eingestufte Menschen aus Afghanistan ist in Deutschland gelandet. Die im pakistanischen Islamabad gestartete Maschine mit 138 Menschen an Bord landete am Flughafen Leipzig/Halle, wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwochabend erklärte. Es handele sich um Menschen, die über verbindliche Aufnahmezusagen Deutschlands verfügten.
Alle Aufnahmeberechtigten hätten zuvor "zahlreiche Sicherheitsüberprüfungen" durchlaufen, hatte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes betont.
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Afghanische Familien dürfen nach Deutschland einreisen, ihre volljährigen Kinder jedoch müssen in der Heimat bleiben und um ihr Leben fürchten.17.10.2023 | 2:36 min

Menschen mit rechtsverbindlicher Aufnahmezusage

Nach Angaben des Auswärtigen Amts handelt es sich bei den Passagieren um Menschen aus verschiedenen Programmen, die eine rechtsverbindliche Aufnahmezusage erhalten haben.
Laut Innenministerium sind unter den Menschen, die am Abend in Sachsen gelandet sind, 45 Kinder und Jugendliche. Außerdem seien 76 weibliche und 62 männliche Personen angekommen, sagte ein Sprecher.

Es liegen in diesen Fällen konkrete, bereits in der Vergangenheit gegebene Aufnahmezusagen Deutschlands vor.

Sprecher des Innenministeriums

Neue Zusagen würden nicht erteilt.

2025: 461 Menschen aus Afghanistan

Zuvor hatte es bereits mehrere ähnliche Flüge in diesem Jahr mit insgesamt 461 Menschen aus Afghanistan gegeben. Am 25. Februar und 5. März landeten Flugzeuge in Berlin, am 27. März eines in Hannover.
Rund 2.600 besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan warten nach Angaben des Auswärtigen Amts derzeit in Pakistan auf ihre Aufnahme in Deutschland.
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Dobrindt kündigt Zurückweisungen an den Grenzen an. Zudem sei zwischen Union und SPD vereinbart, "nach Afghanistan, nach Syrien" zurückzuführen und den Familiennachzug auszusetzen.30.03.2025 | 5:25 min

Spahn: Aufnahme hilft AfD

Politiker der Union hatten empört auf die noch für April geplanten Flüge reagiert. Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD heißt es: "Wir werden freiwillige Bundesaufnahmeprogramme so weit wie möglich beenden (zum Beispiel Afghanistan) und keine neuen Programme auflegen." Darauf verwies der CDU-Innenexperte Alexander Throm. Die geschäftsführende Außenministerin Annalena Baerbock wolle offensichtlich Fakten schaffen, bevor die neue Bundesregierung im Amt, kritisierte er in der ARD.
Unionsfraktionsvize Jens Spahn sagte in der ZDF-Sendung "Markus Lanz": "Jeder Flieger aus Afghanistan ist ein stärkeres AfD-Unterstützungsprogramm, als es jeder Vorsitz in irgendeinem Ausschuss sein könnte."
Britta Haßelmann B’90/Die Grünen | Fraktionsvorsitzende
"Wir haben eine rechtlich verbindliche Zusage gegeben für die Aufnahme und deswegen ist es auch richtig, sie durchzuführen", sagt Britta Haßelmann, Co-Fraktionsvorsitzende B'90/Die Grünen.16.04.2025 | 7:07 min

SPD und Grüne begrüßen Aufnahme von Ortskräften

Die ehemalige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) schloss bei "Lanz" nicht aus, dass Deutschland weitere Menschen aus Afghanistan aufnimmt. Sie verwies in der Sendung auf rechtliche Fragen und auch mögliche Absprachen mit Bündnispartnern.
Auch finde sie Hilfe für jene, die für Deutschland den Kopf hingehalten hätten, richtig, fügte sie mit Verweis auf die ehemaligen Ortskräfte hinzu.
Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz betonte:

Es geht hier um Menschen, die äußerst intensiv und gleich von mehreren deutschen Behörden sicherheitsüberprüft sind. Sie haben eine rechtsverbindliche Aufnahmezusage von Deutschland.

Konstantin von Notz, Grünen-Politiker

Das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan abzuwürgen bedeute, eingegangene Verpflichtungen wissentlich zu brechen und Humanität über Bord zu werfen. "Solcher Trumpismus darf in Deutschland keinen Platz haben", sagte von Notz.

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Quelle: dpa

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Quelle: dpa, AFP, epd

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